Planegg:Radwege aus der Verkehrsmisere

Planegg: Kommunalpolitiker aus dem Münchner Westen haben sich im Kupferhaus getroffen.

Kommunalpolitiker aus dem Münchner Westen haben sich im Kupferhaus getroffen.

(Foto: Regionalmanagement München Südwest)

Bei einer Regionalkonferenz diskutieren Lokalpolitiker über Mobilität im Südwesten Münchens - und landen immer wieder beim Fahrrad

Von Rainer Rutz, Planegg

Harald Zipfel wird dramatisch: "Wenn wir es jetzt nicht schaffen, ist die Region verloren. Sie erstickt am Verkehr." Der SPD-Bürgermeister aus Neuried spricht im Planegger Kupferhaus nicht nur als erfahrener Kommunalpolitiker, sondern vor allem als Vorsitzender des Vereins "Regionalmanagement München Südwest" - ein interkommunales Konsortium aus Gemeinden und Gebietskörperschaften des südlichen und westlichen Teils der Metropolregion München. Dazu gehören Städte wie München, Germering, Starnberg und das gesamte Würmtal. Die Stärken der Region Südwest sollen gebündelt werden, die Themen Siedlungsentwicklung, Mobilität und Freiraum stehen dabei im Vordergrund.

Zweimal haben sich Vertreter des Vereins, der vom Freistaat gefördert wird, bislang zu Regionalkonferenzen getroffen, eine geplante öffentliche Veranstaltung machte Corona zunichte. Im Planegger Kupferhaus sollte es vergangene Woche nur um ein Thema gehen: Mobilität. Gekommen sind mehr als 70 Bürgermeister, Gemeinderäte, Vereinsvertreter. Verena Trautmann vom Regionalmanagement formuliert in ihrer Begrüßung erste Ziele: Eine noch bessere Vernetzung der Gemeinden untereinander und die Schaffung von Voraussetzungen für die 2031 geplante Internationale Bauausstellung im München, von der sich die Kommunen viel erhoffen. Bis dahin will das Regionalmanagement Vorarbeit geleistet und Ziele formuliert haben. Der Planegger Abend soll aufzeigen, wo die Kommunen der Schuh besonders drückt. In verschiedenen Arbeitsgruppen werden Brennpunkte aus den jeweiligen Gemeinden festgemacht: Fehlende Radwege, gefährliche Kreuzungen, Zerstörung der Landschaft durch Kiesabbau und den damit zusammenhängenden Schwerverkehr, Ausbau von E-Säulen, Verbesserung der Vernetzung, weniger Bürokratie, und weniger "Klein-Klein", wie ein Teilnehmer aus dem Würmtal es formuliert. Es fehle an Fantasie und vor allem an Visionen, meint Harald Zipfel. Als Beispiel nennt er die Debatten um Seilbahnen an Verkehrsbrennpunkten: "Eine Seilbahn ist in meinen Augen eine Chance. Sie kann mehr Personen transportieren als eine U-Bahn." Dass die vom früheren Neurieder Bürgermeister Otto Götz favorisierte Stadtumlandbahn offenbar keine Option mehr ist, nennt Zipfel "eine vertane Chance". Stellvertretende Landrätin Annette Gansmüller-Maluche (SPD) beklagt die extrem langen Genehmigungsverfahren für wichtige Projekte und erwähnt dabei die Verlängerung der U-Bahnlinie 6 vom Klinikum Großhadern auf den Campus Martinsried: "25 Jahre wurde darüber diskutiert."

So beschäftigen sich die Besucher und Fachleute dieser Regionalkonferenz weniger mit den ganz großen Entwürfen, sondern eher mit den Zukunftsvisionen, die relativ leicht umsetzbar sind und denen eine breite Zustimmung in der Bevölkerung sicher ist. Folglich dreht sich an diesem Abend sehr viel um das Fahrrad, um Fahrradwege- und Schnellwege, um Lastenfahrräder und die Frage, wie man Radfahren noch attraktiver machen könnte und vor allem sicherer - ein Thema, das Gemeinderäte seit Jahrzehnten beschäftigt.

Der Planegger CSU-Gemeinderat Michael Book (CSU) findet deshalb, man habe sich zu sehr aufs Fahrrad fokussiert, das aber nicht überall einsetzbar sei. Auch Zweite Bürgermeisterin Judith Grimme von den Grünen zieht eine gemischte Bilanz des Abends, den sie "sehr theoretisch" nennt: "Viele gute Worte, die aber nicht unbedingt einer Realität entsprechen." Grimme plädiert dafür, "mehr Partner ins Boot zu holen, etwa die Universitäten, Gewerbe und die Wissenschaft."

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