Planegg:Morphosys baut am Firmensitz Stellen ab

Planegg: Morphosys hat sich aus einem Start-up zu einem potenten Biotech-Unternehmen entwickelt.

Morphosys hat sich aus einem Start-up zu einem potenten Biotech-Unternehmen entwickelt.

(Foto: Morphosys)

Der Pharmakonzern entlässt 70 Mitarbeiter und begründet den Schritt mit Kostenoptimierung. Die Forschung zu etlichen Krebsmedikamenten wird eingestellt.

Von Rainer Rutz, Planegg

Ist das schon eine Krise oder nur ein Gesundschrumpfungsprozess, wie das Management des Biotech-Konzerns Morphosys in Planegg-Steinkirchen suggeriert? Jedenfalls hat die Mitteilung eines der europaweit größten und potentesten bio-pharmazeutischen Unternehmen Aufregung ausgelöst, man werde rund 70 der insgesamt 420 Mitarbeiter am Firmensitz in Planegg entlassen. Das sind 17 Prozent der Belegschaft. Das trifft vor allem auf Widerhall, weil das börsennotierte Unternehmen gleichzeitig seine gesamte präklinische Forschung zu etlichen Krebsmitteln eingestellt hat.

Weiterverfolgen will der Konzern nach eigener Darstellung allerdings die Entwicklung von Medikamenten, die bereits seit Jahren in den unterschiedlichen Pipelines sind. Man wolle, heißt es in einer knappen Pressemitteilung, "die Kostenstruktur optimieren". Zwar seien die "Daten aus den präklinischen Programmen vielversprechend"; allerdings müsste Morphosys "erhebliche Mittel investieren, um diese Programme bis zur klinischen Entwicklung zu bringen".

Dies ist ein Hinweis auf die Tatsache, dass die Entwicklung von Medikamenten in Deutschland wie im EU-Raum in aller Regel mindestens ein Jahrzehnt dauert. Dazu sind ein langer Atem und das nötige Kleingeld vonnöten. Bei Morphosys klingt das dann so: "Diese Maßnahmen werden es ermöglichen, die Ressourcen auf die Onkologie-Pipeline im mittleren bis späten Entwicklungsstadium zu konzentrieren."

Das Biotech-Unternehmen, einer der größten Gewerbesteuerzahler der Gemeinde Planegg, hat nach Angaben seines Vorstandsvorsitzenden Jean-Paul Kress bereits im vergangenen Jahr seine Kostenstruktur "angepasst und die Ressourcen auf die wichtigsten strategischen Prioritäten konzentriert, um den langfristigen Erfolg zu sichern". Die heute weltweit aufgestellte Firma hat sich als eines der ersten Start-ups zunächst auf dem Campus in Martinsried und später innerhalb des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie (IZB) etabliert. Vor einigen Jahren verlegte man den Firmensitz in ein nagelneues Gebäude im Gewerbegebiet Planegg-Steinkirchen.

Planegg: Vor sieben Jahren hat das Unternehmen seinen neuen Firmensitz in der Semmelweisstraße 7 im Planegger Ortsteil Steinkirchen bezogen.

Vor sieben Jahren hat das Unternehmen seinen neuen Firmensitz in der Semmelweisstraße 7 im Planegger Ortsteil Steinkirchen bezogen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Aktuell laufen intensive Forschungsreihen unter anderem zu Alzheimer-Erkrankungen und Knochenmarkkrebs. Kooperationspartner ist der Schweizer Pharma-Multi Roche. Viel Hoffnung hat man in ein Alzheimer-Medikament gesetzt. Die Erwartungen haben sich allerdings nicht erfüllt. Jetzt setzt man auf weitere Krebsmedikamente, einige sind schon weit entwickelt. Morphosys hat auch einen Sitz im US-amerikanischen Boston.

Die jetzt angekündigte Schrumpfung der Firma geht einher mit einem Kursverlust im Jahr 2022 in Höhe von 85 Prozent im Vergleich zu 2020. Durch höhere Lizenzverträge mit 96 Millionen Euro machte Morphosys 2022 allerdings nahezu doppelt so viel Umsatz wie im Vorjahresquartal, der Betriebsverlust wurde dabei von 82 auf 29 Millionen Euro gesenkt. Unternehmenschef Kress zeigt sich durchaus optimistisch: "Unsere Onkologie-Pipeline im Spätstadium voranzutreiben hat höchste Priorität. Wir bleiben unserem Ziel treu, Krebspatientinnen und Patienten sicherere und wirksamere Behandlungsmöglichkeiten zu bieten."

Die jetzt entlassenen Planegger Mitarbeiter können laut Konzernchef Kress mit "umfassenden Abfindungspaketen" rechnen. "Wir werden sie auch bei der beruflichen Veränderung unterstützen."

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