U-Bahnbau:„Altlasten sind eine Blackbox“

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Die Bauarbeiten an der U-Bahn von Großhadern nach Martinsried sind im Zeit- und Kostenplan. (Foto: Catherina Hess)

Die Arbeiten zur Verlängerung der U 6 nach Martinsried liegen sowohl von der Zeit als auch von den Kosten im Plan. Doch Projektmanager Steinke sagt: Mit Überraschungen ist immer zu rechnen.

Von Rainer Rutz, Planegg

Seit mehr als zwei Jahren wird an der Verlängerung der U 6 vom Klinikum Großhadern auf den Campus in Martinsried gebaut, bis zum Jahr 2027 soll die knapp einen Kilometer lange neue Strecke fertiggestellt sein. Man liege voll im Zeitplan, sagte Projektmanager Dimitri Steinke jetzt im Planegger Gemeinderat, und, was noch wichtiger ist: „Der finanzielle Rahmen wird nicht überschritten – bundesweit einmalig bei der Größe des Projekts.“

212 Millionen Euro sollen die 960 Meter U-Bahn einschließlich des Bahnhofs in Martinsried kosten, 8,5 Millionen Euro entfallen dabei über fünf Jahre gerechnet auf die Gemeinde Planegg. Von der Gesamtsumme sind bereits rund 140 Millionen Euro verbaut, rechnete der Geschäftsführer der Projektmanagement-Gesellschaft vor.

Der Aushub der gesamten Strecke werde in einem halben Jahr abgeschlossen, sagte Steinke, an einigen Stellen – etwa am Knotenpunkt mit der Straße Am Klopferspitz und am künftigen Martinsrieder Bahnhof – würden bereits die metallenen Abschlussdeckel für die Röhre gesetzt. Genau 3757 Bohrstähle wurden entlang beider Seiten der Streckenführung in den Boden gerammt, Luftbilder zeigen die enorme Baustelle als riesige offene Wunde in der Landschaft.

Einer der wichtigsten – und am wenigsten berechenbaren – Punkte sind laut Steinke die Altlasten im Boden. Bislang sei das erstaunlich „undramatisch“ verlaufen. Allerdings gebe es immer wieder Abwägungen, wie man beispielsweise mit tief im Boden vergrabenen Asbestplatten und anderen umweltschädlichen Materialien aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren umgehen solle: „Da reicht der Preis für die Entsorgung von mehreren Millionen bis hin zu wenigen Tausend Euro – je nach Material“, sagte Steinke. „Altlasten sind eine Blackbox.“ Jedenfalls sei man in Zusammenarbeit mit den vielen Einzelunternehmen aus ganz Europa, die an der Baustelle arbeiten, „immer um nachhaltige Lösungen bemüht. Aber Überraschungen sind jederzeit möglich, langweilig wird’s bestimmt nicht.“

Bevor die U-Bahn in Betrieb geht, sind einige Probefahrten notwendig

Um das Kostenziel nicht zu überschreiten, müsse man die Arbeitsabläufe der Einzelunternehmen exakt aufeinander abstimmen, dafür habe man jetzt eigens einen Fachmann eingestellt: „Denn wenn ein Bagger einmal, weil schlecht abgestimmt wurde, eine Woche stillstehen muss, dann kostet uns das 40 000 Euro.“ Auf Zwischenfragen von Gemeinderäten nach dem weiteren zeitlichen Ablauf zögerte der Geschäftsführer ein wenig, nannte dann aber das Jahr 2027 für die Fertigstellung der Strecke.

Dies bedeute aber nicht, dass zu diesem Zeitpunkt bereits der U-Bahnbetrieb normal ablaufe: „Das kann noch etliche Monate danach dauern.“ Es werde sehr viele Probefahrten geben, vor allem müsse der MVG das neue U-Bahnteilstück auf Herz und Nieren prüfen. Die eigentliche Inbetriebnahme wird danach voraussichtlich zwischen Ende 2027 und Mitte 2028 sein.

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