Es soll eines der modernsten Rechenzentren Europas werden und von 2027 an alle bestehenden und geplanten Max-Planck-Institute auf dem wachsenden Campus in Martinsried bedienen. Doch der Planegger Gemeinderat hat der Max-Planck-Gesellschaft jetzt erst einmal ein wütendes Veto entgegengeschleudert. Der 228 Seiten lange Bauantrag für das „Data-Centrum“ wurde rüde abgeschmettert. In den entscheidenden Punkten – etwa der Energieversorgung – fühlt sich die Kommune übergangen und fordert den Wissenschaftsgiganten auf, die Planung zu ändern und in den für Planegg relevanten Punkten Klarheit zu schaffen.
Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) zeigte sich vor allem verärgert darüber, dass man eigentlich gar nicht wisse, „was hier einmal alles geplant ist“. Die jetzt vorgelegten Pläne weisen eine Fülle von Überschreitungen auf und halten sich laut Emine Akbari vom Bauamt in den entscheidenden Punkten nicht an den vorhandenen Bebauungsplan. Mehrere Baukörper sind geplant mit einer Gesamtlänge von 41 auf 76 Meter und einer Wandhöhe von insgesamt 17 Meter. Allein der Hauptbau würde die zulässige Grundfläche um 1400 Quadratmeter überschreiten, in der Höhe sind es mindestens drei Meter.
Etliche Außenanlagen befinden sich außerhalb des zulässigen Bauraums, auch hier müsste die Gemeinde Ausnahmegenehmigungen erteilen – „und somit Präzedenzfälle für spätere Bauvorhaben schaffen“, wie der Bürgermeister kritisierte. Insgesamt würde die Grundfläche um mehr als 50 Prozent überschritten, ebenso die Wandhöhe. Nach Angaben der beiden von der Gemeinde zurate gezogenen Rechtsanwälte seien etliche Festsetzungen „rechtlich nicht zulässig“.
„Die Gemeinde bindet sich einen Klotz ans Bein, den wir nie mehr loswerden.“
Am meisten aber kritisierten Bauverwaltung und Gemeinderäte den Strombedarf des Rechenzentrums und Unklarheiten bei der entstehenden Abwärme. Die Angaben des Bauherrn korrespondierten in keiner Weise mit den Klimazielen der Gemeinde, hieß es. Am kommenden Donnerstag will die Kommune ihr Klimakonzept vorstellen, das von 2045 an gültig sein soll: „Das können wir mit den Zahlen des Rechenzentrums in die Tonne treten“, sagte Michael Book von der CSU. „Die Gemeinde bindet sich einen Klotz ans Bein, den wir nie mehr loswerden. Das Ganze ist nicht beherrschbar.“
Der Grüne Jürgen Peters, der selbst viele Jahre als Wissenschaftler am MPI arbeitete, hat errechnet, dass der Computer-Riese den dreifachen Stromverbrauch von ganz Planegg haben würde: „Das ist nicht beschlussfähig.“ Nach seiner Aussage fühlt sich die Gemeinde überfahren, „auch weil das Ganze so schnell über die Bühne gehen soll“. Bürgermeister Nafziger wurde ganz grundsätzlich: „Wir brauchen konkrete Antworten, was unser Klimakonzept betrifft.“ Roman Brugger (SPD) nannte das Vorgehen der Max-Planck-Gesellschaft „wenig kooperativ“. Angelika Lawo (Grüne Gruppe 21) vermisst zusätzliche Angaben über die Außenanlagen und Fritz Haugg (FDP) kann sich das Rechenzentrum an der vorgelegten Stelle gar nicht vorstellen: „Das muss verschoben werden in Richtung Parkplatz. Wir müssen jetzt hart sein, die Antragsteller müssen noch eine Runde drehen.“
Verärgert zeigten sich etliche Gemeinderäte auch über die Haltung des letztlich für die Genehmigung zuständigen Landratsamtes München. Auf Bitten des Bauamts hatte die Behörde in einer vorläufigen Stellungnahme geschrieben, dass die Planung und Nutzung des Gebäudes „als alternativlos glaubhaft dargestellt wurde“. Es handle sich um einen Einzelfall, sodass das Vorhaben „auch keinen Bezugsfall für andere Bauvorhaben darstellt“. Die Anwälte der Gemeinde sehen dagegen das genaue Gegenteil: „Die Befreiungen stellen durchaus Bezugsfälle für eventuelle neue Bauvorhaben der künftigen Neuordnung des MPG-Campus dar, insbesondere die Höhenentwicklung und die Grundfläche.“
Ohne Gegenstimmen wurde der Bauantrag in der vorliegenden Form abgelehnt. Auf Antrag von Michael Book muss der Bauherr bei Neuvorlage vor allem auch alle relevanten Fragen „in Verbindung mit dem Planegger Klimakonzept beantworten“.