Gemeindefinanzen:"Ein feister Haushalt"

Gemeindefinanzen: Goldgrube: die Semmelweisstraße im Planegger Gewerbegebiet Steinkirchen mit ihren Biotechnologie-Firmen.

Goldgrube: die Semmelweisstraße im Planegger Gewerbegebiet Steinkirchen mit ihren Biotechnologie-Firmen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Planegg profitiert in der Corona-Krise von den Biotech-Firmen in Martinsried und schafft sich ein Finanzpolster für Projekte wie die Bebauung des Heide-Grundstücks am Bahnhof.

Von Rainer Rutz, Planegg

Die Gemeinde Planegg hat von der Corona-Krise wirtschaftlich profitiert. Mit einer satten Zunahme von mehr als 130 Prozent sind die Einnahmen aus der Gewerbesteuer so stark gestiegen wie nie zuvor und betragen jetzt 48 Millionen Euro. Der Gesamtetat der 12 000-Einwohner-Gemeinde erreicht mit 84 Millionen Euro einen Höchststand, 2021 waren es noch 58 Millionen gewesen. Zu verdanken ist dies der rasanten Entwicklung von Biotechnologie- und Medizinfirmen vor allem in Martinsried. "Ein Geschenk, das wir mit Bedacht einsetzen sollten", sagte ein begeisterter Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) bei der Vorstellung des Etats durch die neue Kämmerin Katharina Gaspers am Donnerstagabend im Gemeinderat.

Nafziger lobte den "unglaublich guten Gewerbemix" der Gemeinde, der sich "mit den Jahren aufgebaut hat". Auf dem Campus würden unter anderem Impfstoffe, Medikamente und Testverfahren auch im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie entwickelt. Die große Zukunft heiße: "Impfstoffe gegen Krebserkrankungen."

Gemeindefinanzen: Dem Areal des früheren Gasthauses und Hotels Heide Volm am Bahnhof gilt jetzt erhöhte Aufmerksamkeit.

Dem Areal des früheren Gasthauses und Hotels Heide Volm am Bahnhof gilt jetzt erhöhte Aufmerksamkeit.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Das ändert allerdings nichts daran, dass Planegg viele laufende millionenschwere Projekte hat und demnächst ein ganz großes Vorhaben angreifen will: die Bebauung des 14 000 Quadratmeter großen Heide-Grundstücks am Bahnhof. Verhandlungen mit einem Anwaltskonsortium laufen, Nafziger zeigte sich optimistisch. Das hohe Gewerbesteueraufkommen im laufenden Etatjahr erlaubt der Gemeinde, schon mal zwölf Millionen Euro für den Erwerb des Filetgrundstücks auf die hohe Kante zu legen - vermutlich aber viel zu wenig. "Da werden wir noch einige Gummibärchen drauflegen müssen", skizzierte Gemeinderat Peter von Schall-Riaucour (PPM) die Lage. Diese müssten dann per Nachtragshaushalt durch Schulden finanziert werden - kein Problem, wie Nafziger meinte: "Das ist bestens angelegtes Geld. Mit Immobilien kann man nichts falsch machen."

Doch auch die laufenden Projekte und die der nächsten Jahre werden Planeggs Kasse schnell leeren: Allein die U-Bahn verschlingt bis 2027 acht Millionen Euro, die Grundschul-Sanierung wird bis 2023 nicht wie geplant rund neun Millionen Euro, sondern 14 Millionen gekostet haben. Die Kreisumlage, die an den Landkreis München gezahlt werden muss, steigt um 30 Prozent auf fast vier Millionen Euro, einen ähnlichen Betrag verschlingt die Kinderbetreuung. Das Jugendzentrum Waaghäusl wird für knapp zwei Millionen renoviert, in den Straßenbau fließen 2,3 Millionen. Die Sanierung der Tiefgarage am Marktplatz schließlich lässt sich Planegg 5,5 Millionen Euro kosten.

Dennoch: Die Stimmung im Gemeinderat war so gut wie lange nicht. Kämmerer Peter Vogel, der 20 Jahre lang Planegg schuldenfrei hielt und der demnächst in Ruhestand geht, meinte verschmitzt: "Der Etat 2022 ist nicht nur ein solider Haushalt. Es ist ein feister Haushalt."

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