Planegg:Alte Lasten und neue Probleme

Bau der U-Bahn nach Martinsried beginnt nicht vor 2022

Von Rainer Rutz, Planegg

Die Erwartungen der Gemeinderäte waren hoch: Erstmals sollten die beiden Geschäftsführer der "U-Bahn Martinsried Projektmanagement Verwaltungs GmbH", Dimitri Steinke und Michael Brucker, Rechenschaft darüber ablegen, was sich seit Gründung der Gesellschaft vor zwei Jahren in Bezug auf den U-Bahn-Bau nach Martinsried getan hat. Doch nach einstündigem Bericht und nachfolgender Befragung stellte sich Ernüchterung bei den Mitgliedern des eigens für die U-Bahn-Prozedur ins Leben gerufenen Werkausschusses ein: Der Weg hin zum ersten Spatenstich für die ein Kilometer lange Strecke der U 6 vom Klinikum Großhadern zum Campus ist steinig und wird noch mindestens zwei Jahre erfordern. Mit einem wirklichen Beginn der vermutlich vier bis fünf Jahre dauernden Bauarbeiten rechnen die Fachleute erst für das Frühjahr 2022, wenn alles gut geht.

Doch auch das ist keineswegs ausgemacht, betonte Steinke. Zu hoch sind die technischen und vor allem bürokratischen Hürden. Unklar ist letztlich wegen der anstehenden Wahlen auch der politische Wille der Regierenden - und es muss ja immer wieder neu kalkuliert werden. Der jetzt ausgewiesene Betrag in Höhe von etwa 78 Millionen Euro wird mit Sicherheit nicht reichen. Wichtigste Maßnahme der vergangenen Monate war laut Steinke die Verlängerung des Planfeststellungsbeschlusses. Dies war nötig, weil man stark im Verzug war mit der Planung und die Frist abzulaufen drohte. Die Verlängerung brachte allerdings auch einige neue technische und ökologische Auflagen mit sich, sagte der Geschäftsführer. Das habe man aber im Griff.

Großen Anteil an der Arbeit des Büros, das mit zweieinhalb Planstellen ausgestattet ist, nehmen die bereits erfolgten Probebohrungen ein. Sie brachten, wie nicht anders erwartet, viel Müll ans Licht. Noch in 20 Meter Tiefe, sagte Steinke, fänden sich enorme Mengen von Bauschutt und Hausmüll, auch kontaminierter, aus den Sechzigerjahren. Der Müll soll teils auf dem Gelände der Universität entlang des Klopferspitzes zwischengelagert werden und schließlich in den Kohleabbaugebieten im Norden der Republik endgelagert werden, weil im Freistaat dazu der Platz fehlt. "Permanente Transparenz", versprechen die Leute vom Projektmanagement. Aber auch eine gute Nachricht hatte Steinke mit im Gepäck: Das Parkdeck an der Universität mit 80 Plätzen wird demnächst gebaut und soll bis zum Ende nächsten Jahres fertig sein. Zweiflern hielt Steinke entgegen: "Bedenken Sie: Wir bauen kein Einfamilienhaus. Alles muss passen."

Trotz des ernüchternden Sachstandes zeigten sich Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) und die Gemeinderäte nicht unzufrieden. Offensichtlich ist man nach den Jahren der Frustration froh, dass sich überhaupt etwas tut: "Seit 25 Jahren doktern wir herum", meinte Fritz Haugg von der FDP, "jetzt geht es immerhin schneller". Max Gum-Bauer (Freie Wähler) wollte wissen, ob sich an der europaweiten Ausschreibung auch Chinesen beteiligen. Steinke wollte dies nicht ausschließen: "Über Tochterfirmen ist dies vermutlich möglich." Er betonte aber auch, dass der Freistaat Wert darauf lege, "dass nach deutschem Recht gebaut wird und die deutsche Sprache Grundlage der Kommunikation bleibt".

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