Pläne des Münchener Stadtrats:Autos müssen Radwegen weichen

Die Stadt will mehr Bürger dazu bewegen, auf das Rad anstatt ins Auto zu steigen - und investiert deshalb jährlich vier Millionen Euro in neue Velo-Strecken. Weil der Platz begrenzt ist, geht das oft zu Lasten der Autos.

Marco Völklein

Hep Monatzeder kommt herum in der Welt. Auch mit dem Rad. Kopenhagen, Amsterdam - all diese Städte, die für ihre Fahrradfreundlichkeit berühmt sind, hat Münchens dritter Bürgermeister schon erradelt. Und dabei festgestellt, "dass sich im Unterschied zu diesen Städten viele Radfahrer in München nicht den Regeln konform benehmen".

München - Radwege-grafik 9.9.2010

SZ-Grafik: Wo es beim Ausbau der Radwege in München noch hakt.

Mehr noch: Bei manchem Münchner Radler hat er gar eine "anarchistische Einstellung" ausgemacht. Diesem Verhalten möchte er nun begegnen: Zusammen mit der Polizei will die Stadt Konzepte für mehr Sicherheit erarbeiten. Radfahrer auf dem Bürgersteig, Radler, die rote Ampeln ignorieren - "all das ist nicht positiv für das Image der Radfahrer", sagt Monatzeder. Dem Treiben "einiger weniger", so der Bürgermeister, wolle die Stadt "nicht mehr länger zuschauen".

Denn im Grundsatz haben Monatzeder wie die gesamte rot-grüne Stadtspitze ein großes Ziel: Sie wollen den Anteil des Radverkehrs in der Stadt ausbauen. Bis zum Jahr 2015 will Rot-Grün erreichen, dass die Münchner 17 Prozent ihrer Wege per Rad zurücklegen; derzeit sind es noch 14 Prozent.

Ein wichtiger Baustein dabei ist der Ausbau von Radwegen und Radstreifen in der Stadt. Pro Jahr stellt die Stadt vier Millionen Euro bereit - der größte Teil davon fließt in neue Wege für Radler. Das Baureferat setzt die Projekte nun nach und nach um.

So richtete die Stadt zuletzt zum Beispiel an der Maximilianstraße in beide Richtungen einen Radstreifen ein; derzeit laufen die Markierungsarbeiten für einen solchen Streifen auch noch in der Einsteinstraße. In der Orleansstraße zwischen Tassiloplatz und Rosenheimer Straße wird ebenfalls ein Radstreifen markiert - das alles geht oft zu Lasten des Autoverkehrs.

An vielen Stellen können Autofahrer künftig nur noch eine statt bislang zwei Fahrspuren benutzen - was die Autofahrer in der Regel nicht freut. "An diesen Stellen haben wir naturgemäß die größten Konflikte", räumt Monatzeder ein. Wer aber das Radfahren fördern wolle, müsse diese "Abwägungsentscheidung" entsprechend treffen.

Denn der Ausbau diene auch einer größeren Sicherheit, ergänzt Norbert Bieling vom Kreisverwaltungsreferat. "Fehlverhalten von Radfahrern entsteht auch, weil die Infrastruktur nicht entsprechend gestaltet ist", sagt er und verweist auf das Beispiel Maximilianstraße. Dort hätten, eben weil keine separate Spur vorhanden war, viele Radfahrer verbotenerweise den Gehsteig benutzt, weil es ihnen mulmig dabei wurde, sich die beiden Fahrspuren pro Fahrtrichtung mit Autos und Lkw teilen zu müssen.

Das Baureferat wird nun in den nächsten beiden Jahren weitere Projekte angehen (eine Auswahl zeigt die Grafik oben). Für die vier größten Problemstellen für Radfahrer in München gibt es aber derzeit noch keine Lösung: Wie der Radverkehr in der Brienner, der Rosenheimer, der Lindwurm- und der Kapuzinerstraße geführt werden soll, ist noch offen.

Derzeit erarbeitet eine städtische Arbeitsgruppe ein Konzept für die Kapuzinerstraße, das allerdings noch vom Stadtrat beschlossen werden muss. Vor 2013 wird es für diesen Engpass keine Lösung geben - die anderen drei Projekte wird die Stadt wohl noch später angehen.

Zuletzt hatte die Polizei im Rahmen einer Schwerpunktaktion von Mitte Juli bis Mitte August Münchens Radler kontrolliert, um rücksichtslose Fahrer zu stoppen. 983 Radler hielten die Beamten an, weil sie eine rote Ampel missachtet hatten; 1348 Velofahrer erhielten ein Verwarnungsgeld, weil sie zum Beispiel mit dem Handy telefoniert oder den Radweg in falscher Richtung benutzt hatten. Sechs Radler waren so uneinsichtig, dass sie die Polizisten zum Verkehrsunterricht schickten. (Kommentar)

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