Pferdewirt in Aschheim:Die Zügel in der Hand

Pferdewirt in Aschheim: Nicht loslassen: Csaba Vajda hat auf dem Hof des Aschheimer Reit- und Fahrvereins alles im Griff. Als Hallenwart kümmert er sich um Pferde und Ställe.

Nicht loslassen: Csaba Vajda hat auf dem Hof des Aschheimer Reit- und Fahrvereins alles im Griff. Als Hallenwart kümmert er sich um Pferde und Ställe.

(Foto: Claus Schunk)

Pferde füttern, Stall ausmisten, den Hof in Schuss halten: Csaba Vajda ist beim Reitverein Aschheim der Mann für alles. Dabei reitet der gebürtige Ungar gerne auch Bullen.

Von Sabine Oberpriller, Aschheim

Er hat es schon mal ohne Pferde probiert. Nachdem sein früherer Arbeitgeber von Shagya Arabern auf Fasanzucht umgestellt habe, sagt Csaba Vajda. Im Personenschutz sei er gewesen und im Büro. Aber das war alles nichts für den 39-Jährigen. Und hätte ihm der Onkel seiner Frau nicht das Jobangebot des Aschheimer Reit- und Fahrvereins weiter geleitet, er wäre auch nicht von Ungarn nach Deutschland gezogen. Er wäre einfach weiter Rodeo-Reiter geblieben.

Seit ziemlich genau einem Jahr hat er einen Job, der in Deutschland ausstirbt. Das, was man in grauer Vorzeit einen Stallmeister nannte und heute als Pferdewirt mit Schwerpunkt Pflege bezeichnet, leisten sich nur noch die riesigen Reitanlagen. Kleine Reitställe wie der Aschheimer mit seinen 29 Pferden verteilen die Arbeit mittlerweile oft unter den Vereinsmitgliedern oder bieten Reiten gegen Misten. Einen Mann für alles, wie Csaba Vajda, der mit seiner Frau und der einjährigen Tochter in der Wohnung über dem Stall lebt, hat nicht jeder.

Pferdekenner Csaba Vajda hält in Schuss, was gepflegt werden kann

Um sieben Uhr morgens beginnt sein Tag mit Füttern und Misten. Er bringt die Pferde raus, in fünf Herden werden sie gehalten, Stuten, jüngere Wallache, Schulpferde, Senioren. Nicht jedes Pferd verträgt sich mit jedem Artgenossen gleich gut. Dann widmet Vajda sich den leblosen Gegenständen auf dem Hof, repariert, was er reparieren kann, hält in Schuss, was gepflegt werden kann.

Vor der ersten Reitstunde ebnet er den Boden der Halle. Zwanzig mal vierzig Meter misst die Reitfläche. Das ist Standard. Mit einem speziellen Gerät glättet er zuerst den Hufschlag, die Linie, die sich an der Einfriedung der Halle orientiert. Die Reiter benutzen sie am meisten, dadurch treten die Pferde dort einen Pfad aus und der Sand schiebt sich an die Wand. Mit einer Spezialschaufel zieht Vajda ihn wieder zurück auf den Hufschlag, dann fährt er die Halle mit einem Traktor ab, an dem eine Art Rechen montiert ist. So lockert er den gesamten Hallenboden. In Rechtecken, die halb so groß sind wie die Halle, fährt er sie der Länge nach ab.

Gudrun Altenburger, die Vorsitzende des Aschheimer Reitvereins, ist froh, Csaba Vajda gefunden zu haben. "Wir sind auf ihn angewiesen", sagt sie. "Einen, der wie er wahnsinnig wachsam ist, morgens die Pferde anschaut und auch Erfahrung hat, der selbständig denkt und arbeitet."

Die Reitflächen sind kleiner als in Ungarn

Vieles ist für Vajda anders als in Ungarn. Die Reitflächen sind viel kleiner. "Der Reitplatz auf dem Gestüt war so groß, dass wir ihn mit Traktoren befahren haben, die vier Mal so groß waren wie der vom Reitverein", sagt Vajda. Hier im Verein ist er, man darf es so sagen, der Hahn im Korb. Derzeit besuchen nur Mädchen und Frauen den Unterricht, nur Mädchen und Frauen haben Pferde einstehen. "In Ungarn sind es fast so viele Frauen wie Männer", sagt Vajda. "Es ist kein besonderer Männer- oder Frauensport. Ich frage mich: Wo lernen die Männer in Deutschland reiten?!"

Seit der Verein vor drei Jahren die Reitwettbewerbe der olympischen Jugendspiele ausrichten durfte, veranstaltet der Verein einmal im Jahr ein kleines Turnier. Dieses Jahr gab es 96 Starter in verschiedenen Schwierigkeitsklassen in Dressur und Springen. Mehrarbeit für Vajda? "Alle haben zusammen geholfen", sagt Vajda.

Die Reitschülerinnen haben schon die Spiegel geputzt

"Die Chefin hat Blumen besorgt und dekoriert. Die Reitschülerinnen haben die Spiegel in der Reithalle geputzt." So ein Turnier, sagt Altenburger, sei der Höhepunkt des Jahres für den ganzen Verein. Daher seien alle Mitglieder angehalten mitzuhelfen.

"Es gefällt mir gut hier", sagt Vajda. "Ich mag es nicht, Arbeit für Menschen zu machen, die ihnen nichts bedeutet. Hier werde ich geschätzt." Es könnte aber sein, dass der Reitverein dieses Jahr ein paar Tage ohne seinen Platzwart auskommen muss. Dann möchte Vajda nämlich wieder in seinen Sport einsteigen: Bullenreiten. Die Tiere wiegen tausend Kilogramm. Und Csaba Vajda gehört in Ungarn zu den erfolgreichsten Reitern.

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