Süddeutsche Zeitung

Pfarrer:Graupen und Glauben

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Thomas Lotz über die Feierlichkeiten seiner Gemeinde zum Reformationsjahr

Interview von Daniela Bode, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen am Portal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Das jährt sich 2017 zum 500. Mal. Anlässlich des Jubiläums der Reformation plant die Evangelische Kreuz-Christi-Kirche in Höhenkirchen viele besondere Veranstaltungen. Pfarrer Thomas Lotz erzählt, was die Gemeinde alles vor hat.

SZ: Den Auftakt bildet am Sonntag um 10 Uhr der Eröffnungsgottesdienst zum Reformationsjahr in der Kreuz-Christi-Kirche mit einer Luther-Liedpredigt. Wird da nur gesungen?

Thomas Lotz: Nein, es wird auch gepredigt. Wir haben das Lied herausgesucht, in dem die Botschaft der Reformation am stärksten zum Ausdruck kommt: "Nun freut Euch lieben Christen'gmein". Es wird gesungen, dann sage ich etwas zu dem Text. Luther hat das Lied 1523 gedichtet. Er beschreibt darin den Weg, auf dem er nach Versöhnung mit Gott sucht und herausfindet, dass es auf die Gnade Gottes ankommt.

Im Februar findet dann ein Luther-Essen statt. Was haben Sie da vor?

Wir werden für etwa 90 Personen ein mehrgängiges Essen ausrichten im Stil der damaligen Zeit. Das Menü steht noch nicht fest, aber es gab damals viele Gerichte mit Getreide. Es wird also vielleicht eine Graupensuppe geben. Wichtig ist auch, dass wir im Stil der Zeit essen. Es werden also sechs bis acht Leute aus einem Topf essen und Holzlöffel verwenden. Wir suchen auch gerade einen Lautenspieler. Luther spielte selbst gerne auf diesem Instrument.

Welche weiteren Veranstaltungen würden Sie herauspicken?

Was mir am Herzen liegt, ist die Reihe "Evangelische Profile". Wir präsentieren zehn Persönlichkeiten, die in den letzten 500 Jahren die evangelische Botschaft gelebt haben. Die Zeiten waren ja sehr unterschiedlich, die Bedeutung der Reformation wurde immer wieder neu interpretiert. Erst von Personen wie Philipp Melanchthon und Jean Calvin. Paul Gerhardt lebte zur Zeit des 30-jährigen Krieges. An ihm sieht man, wie man als Christ dichten und leben konnte, während um einen herum nur noch Chaos war. Oder im 20. Jahrhundert Martin Luther King, der die Reformation auf die Rassentrennung anwandte.

Liegt Ihnen noch ein Termin besonders am Herzen?

Die Gemeindereise im Juni 2017. Die Anmeldung beginnt am Sonntag und ich glaube, sie wird schnell ausgebucht sein. Wir werden uns in den Luther-Stätten aufhalten. Los geht es mit Coburg, dann geht es nach Erfurt, wo Luther als Mönch lebte, zur Wartburg, nach Eisleben, nach Wittenberg und am Ende nach Torgau.

Was wollen Sie mit den Aktionen an die Menschen weitergeben?

Einerseits geht es um die Kernbotschaft: Werde ich glücklich durch das, was ich tue? Oder durch die Beziehung zu Gott? Die Botschaft Luthers war ja, dass das, was wir Menschen tun können, so unvollkommen ist und wir uns das Seelenheil von Gott schenken lassen sollen. Ich denke, dass diese Gedanken in unserer Leistungsgesellschaft, in der jeder sich sein Glück durch seinen Beruf oder seine Freizeitgestaltung selbst erarbeitet, hohe Aktualität haben.

Worum geht es Ihnen noch?

In zweiter Linie geht es auch um die Selbstvergewisserung des Evangelischen. Was macht das Evangelische aus? Viele bekunden ihr Interesse, die nur so grob wissen, was es mit Luther und der Reformation auf sich hat, die aber mehr wissen wollen. Ich hoffe, dass wir mit unseren Veranstaltungen unsere Kirche als einen lebendigen Ort erfahren.

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Quelle:
SZ vom 05.11.2016
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