Parasiten:"So ist das eben in der Natur"

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Heinz Effenberger leitet das Further Naturbad in Oberhaching seit neun Jahren und hat dort die Aufsicht. (Foto: Claus Schunk)

Im Further Bad gibt es Zerkarien. Schwimmmeister Heinz Effenberger findet das nicht weiter schlimm

Interview Von Christina Hertel, Oberhaching

Die Wasserqualität im Further Naturbad in Oberhaching sei gut, sagt Bademeister Heinz Effenberger. Trotzdem entdecken manche Badegäste, nachdem sie dort schwimmen waren, kleine rote Pusteln an ihrem Körper. Effenberger erklärt, woher diese kommen, warum man sich keine Sorgen machen muss und was er tut, um das Bad sauber zu halten.

SZ: Eine Bekannte bekam rote Pusteln, nachdem sie bei Ihnen Baden war. Muss sie sich Sorgen machen?

Heinz Effenberger: Nein, das muss sie nicht. Wahrscheinlich kamen die Pusteln von Zerkarien. Das sind Larven, deren Eier über Entenkot ins Wasser gelangen. Wenn die Larven geschlüpft sind, suchen sie Süßwasserschnecken als Zwischenwirt. Nach einer Zeit, wenn die Larven voll entwickelt sind, schwärmen sie aus, um wieder Wasservögel zu befallen. Es kann passieren, dass sie sich unter die Haut von Menschen bohren. Da sterben sie aber sofort ab.

Das klingt nicht gerade appetitlich.

Ich weiß. Es hört sich eklig an. Aber das ist ganz normal. Zerkarien und Millionen andere kleine Tiere gibt es in allen Badeseen. So ist das eben in der Natur. Früher wurde darum bloß nicht so ein Hype gemacht.

Wie viele Menschen haben sich in Ihrem Bad bereits beschwert?

Acht von 30 000 Besuchern insgesamt. Ich beobachte, dass eher Leute mit einem geschwächten Immunsystem betroffen sind. Kinder hatten bis jetzt noch gar keine Beschwerden.

Wie gefährlich sind Zerkarien?

Ich weiß von einem Gast in neun Jahren, dem ein Arzt Cortison verschreiben musste. Meistens fühlt es sich wie ein Mückenstich an. Wir raten den Badegästen, sich abzuduschen, abzutrocknen und die Badesachen zu wechseln.

Was tun Sie gegen Zerkarien?

Da kann man nicht viel machen. Wir versuchen, die Vögel zu vergrämen, weil die Larven über ihren Kot ins Wasser gelangen. Wir haben eine Anlage mit Bewegungsmelder aufgestellt, die Wasser spritzt, wenn sich ein Vogel nähert. Aber das funktioniert nicht so richtig. Die Vögel fliegen dann einfach von einer anderen Seite zum Wasser. Es ist eben ein Naturbad, da gehören Tiere dazu.

Wie halten Sie das Bad sauber?

Ich persönlich muss dafür gar nicht viel tun. Das meiste übernehmen zwei Filter. Einer pumpt das Wasser ab und leitet es durch eine zweieinhalb Meter tiefe Gesteinsschicht. Der andere Filter ist das Biotop mit Schilf. Ich muss bloß ab und zu die Düsen sauber machen und das Schilf schneiden.

Wer kontrolliert die Wasserqualität im Further Bad?

Die Stadtwerke München überprüfen einmal im Monat die chemische Zusammensetzung des Wassers und die Firma KLS Gewässerschutz die biologische. Das heißt, sie untersuchen, welche Wassertiere sich in dem Bad befinden. Denn in einem See leben Tausende kleine Lebewesen, von denen viele für die Wasserqualität wichtig sind, weil sie Schadstoffe fressen und für einen biologischen Ausgleich sorgen. Ich messe außerdem jeden Tag die pH-Werte. Bis jetzt gibt es bei uns nichts zu beanstanden, was die Wasserqualität betrifft.

Überprüfen die Behörden denn auch, ob es einen Zerkarienbefall im Wasser des Bades gibt?

Nein, aber vor ein paar Jahren haben wir freiwillig Wasserschnecken gesammelt und sie zu einem Institut nach Hamburg geschickt. Die haben die Schnecken dann auf Zerkarienbefall hin untersucht und festgestellt, dass es keinen gibt. Das Problem ist: Solche Tests sind immer nur eine Momentaufnahme.

© SZ vom 21.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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