Pandemie:Gemeinden sollen Corona-Tests übernehmen

Drive-In-Tests auf Corona-Virus in München, 2020

Das Drive-in-Testcenter in der Münchner Bayernkaserne soll Vorbild für eine ähnliche Einrichtung in Ismaning sein.

(Foto: Robert Haas)

Weil das Gesundheitsamt an seine Kapazitätsgrenzen gelangt, unterstützt das Landratsamt dezentrale Anlaufpunkte. Die Zahl der Infizierten im Landkreis München ist bis Donnerstagnachmittag auf 28 gestiegen.

Von Iris Hilberth und Sabine Wejsada, Ismaning

Der Abstrich im Zelt, der Hausarztbesuch in der Gepäckhalle oder der Corona-Test an der Drive-in-Station: Einige Kommunen im Landkreis München wie Grünwald, Oberhaching und Ismaning haben bereits die Initiative ergriffen, um den Anstieg der Corona-Verdachtsfälle zu bewältigen und zugleich die Ansteckungsgefahr in den Praxen der Hausärzte so klein wie möglich zu halten. Das Landratsamt begrüßt dies sehr. Denn inzwischen ist das Gesundheitsamt an die Grenzen seiner Kapazität gekommen, alle Kontaktpersonen infizierter Personen zu testen, wie Sprecherin Christine Spiegel bestätigt.

Offenbar braucht es aber in den Rathäusern einen langen Atem, um lokale Standorte für Corona-Tests einzurichten. Nach den Worten von Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) ist seine Gemeinde seit Montag dabei, ein Drive-in nach Münchner Vorbild am Sportpark einzurichten. Sieben Ärzte hätten sich sofort zur Teilnahme bereit erklärt, der Bereitschaftsdienst des Rotes Kreuzes und die Freiwillige Feuerwehr sowieso, Landrat Christoph Göbel (CSU) und das Gesundheitsamt hätten Ismaning ermutigt, den Plan schnell zu realisieren.

An der Kassenärztlichen Vereinigung allerdings "wären wir fast gescheitert", kritisiert Greulich. Erst nach unzähligen Telefonaten und E-Mails habe man das Okay bekommen, sagt der Bürgermeister erleichtert. An der Station werden nur Ismaningerinnen und Ismaninger getestet, die von einem Arzt am Ort dort hin geschickt werden. Ziel sei es, mithilfe des Drive-ins eine Ansteckungsgefahr in den Hausarztpraxen insbesondere für Risiko-Patienten so klein wie möglich zu halten, heißt es aus dem Rathaus.

Das Ismaninger Beispiel soll Schule machen. Bis zu diesem Freitag will das Landratsamt ein Modell erarbeiten, wie die Kommunen besser in die Bewältigung der Krise eingebunden werden können. Die Behörde hat sich zudem dazu entschlossen, die Anzahl der Fälle in den einzelnen Gemeinden zu veröffentlichen. Bislang hatte das Landratsamt auf den Schutz der Persönlichkeitsrechte verwiesen. "Diese Zahlen haben zwar keine wirkliche Aussagekraft, weil man nie sagen kann, wo sich die Kontaktpersonen aufhalten. Aber der öffentliche Druck, diese Zahlen zu nennen, ist einfach zu groß geworden", so Spiegel.

Bis zum Donnerstagnachmittag war die Zahl der nachgewiesen Infizierten im Landkreis auf 28 gestiegen. Auch die Liste der geschlossenen Schule und Kindertageseinrichtungen ist angewachsen. Bislang soll bei den meisten am 16. März der Unterricht wieder beginnen - 14 Tage nach den Faschingsferien. Allerdings hat Ministerpräsident Söder für Freitag eine grundsätzliche Entscheidung der Staatsregierung angekündigt.

Das Gymnasium Oberhaching, das am Mittwoch den zweiten positiven Fall meldete, hat die Schließung bereits bis zum 20. März verlängert. In Oberhaching ist zudem der FC Deisenhofen betroffen, da sich ein Spieler aus dem Verein infiziert hat. Deshalb ist die komplette Sportanlage gesperrt. Vorsorglich hat die Vereinsleitung auch das Auswärtsspiel der ersten Mannschaft in der Fußball-Bayernliga in Dachau abgesagt.

Die Feuerwehr sagt Übungen und Versammlungen ab, um die Einsatzbereitschaft nicht zu gefährden

In Haar wurden die Schulschließungen von Ernst-Mach-Gymnasium und Grundschule am Jagdfeldring bis zum 17. März verlängert, da es einen bestätigten Fall am Gymnasium gibt und die Schüler dort sich die Mensa mit den Grundschülern teilen. Einen weiteren Fall gibt es beim TSV Haar, weshalb die Dreifachturnhalle im Sport- und Freizeitpark bis zum 20. März geschlossen bleibt.

Ebenfalls auf die Corona-Krise reagiert hat die Leitung der Freiwilligen Feuerwehren: Wie Kreisbrandinspektor Walter Probst sagt, sind alle Übungen und Versammlungen bis auf Weiteres abgesagt worden. Man sehe die derzeitige Lage zwar entspannt, aber das Risiko, dass sich ein Helfer ansteckt oder aber eine Vielzahl von Kameraden in Quarantäne müssten, sei zu groß: "Wir müssen die Einsatzbereitschaft aufrechterhalten." Die Absage von Versammlungen und Übungen will Probst als "reine Vorsichtsmaßnahme" verstanden wissen. Im Landkreis München tun derzeit an die 4500 Feuerwehrleute ihren Dienst.

Auch auf den Wahltag im Landkreis wirkt sich die Corona-Pandemie aus. So hat die Gemeinde Kirchheim ihre Wahllokale, die im Betreuten Wohnen in der Watzmannstraße, in der Kelten-Grundschule und im Caritas-Kinderhaus geplant waren, in das alte Rathaus verlegt. Oberschleißheim hat ebenfalls umorganisiert. Statt im Awo-Seniorenpark soll die Stimmabgabe nun in der Kinderkrippe Schloßkinder erfolgen, aus Rücksicht auf die Bewohner, wie es in einer Mitteilung der Gemeinde heißt.

Nach der Stadt Unterschleißheim haben auch die Gemeinden Unterföhring, Neubiberg und Ismaning für die nächsten Wochen alle eigenen Veranstaltungen abgesagt. In Haar sind das Bürgerhaus, die Bücherei und die Hallenbäder bis zum Ende der Osterferien geschlossen.

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