Süddeutsche Zeitung

Pandemie:Corona-Ausbruch bei Caterer

Starnberger Firma beliefert Firmen im Landkreis München

Von Michael Berzl, Landkreis

Nach einem folgenschweren Coronavirus-Ausbruch in einer Flüchtlingsunterkunft in Hechendorf hat das Starnberger Landratsamt eine Catering-Firma für zwei Wochen schließen lassen, bei der ein Teil der Infizierten gearbeitet hat. Der Caterer, dessen Name Starnbergs Landrat Peter Frey (CSU) nicht mitteilte, hat mit seinen mehr als 100 Beschäftigten vor allem Betriebe im Landkreis München beliefert. Die gesamte Belegschaft werde nun getestet und müsse sich für zwei Wochen in Quarantäne begeben. In der Hechendorfer Unterkunft sind 16 von insgesamt 33 Bewohnern positiv auf das Virus getestet worden, zehn von ihnen arbeiten bei dem Caterer.

Der Landkreis Starnberg hat nach eigener Darstellung mit dem größten Ausbruch seit Beginn der Pandemie zu kämpfen. Der erste Fall in der Gemeinschaftsunterkunft am Keltenweg in Hechendorf war am vergangenen Donnerstag festgestellt worden, nachdem einer der Bewohner am Tag zuvor mit gesundheitlichen Beschwerden in eine Arztpraxis gegangen war. Ein Test ergab, dass der Mann sich mit dem Erreger infiziert hat. Das Landratsamt veranlasste weitere Tests; mittlerweile liegen 16 positive Befunde vor. Die Betroffenen wurden in eine für solche Fälle vorgesehene Unterkunft nach Wackersberg verlegt. Das Haus in Hechendorf wurde sofort unter Quarantäne gestellt. Dort lebten in Zwei- und Vierbettzimmern vor allem alleinstehende Männer.

Die zehn Asylbewerber, die sich angesteckt haben, arbeiten laut Landratsamt im Schichtbetrieb in unterschiedlichen Abteilung der Catering-Firma, unter anderem als Spüler. Aus Infektionsschutzgründen sei eine Schließung "zwingend erforderlich" gewesen. Auch die Kunden seien informiert worden. Von der kommenden Woche an bleiben die Essenslieferungen aus. Auf die Frage, ob sich der Erreger womöglich über die Speisen weiterverbreiten konnte, erklärte Gesundheitsamtsleiter Lorenz Schröfl: "Man kann es nicht völlig ausschließen, aber es ist äußerst unwahrscheinlich." Kunden seien Firmen und nicht Schulen und Kindergärten. Sieben weitere Asylbewerber, die bei dem Caterer arbeiten und in Unterkünften in Starnberg, Pöcking, Seefeld und Inning untergebracht sind, wurden zur Beobachtung in eine Unterkunft nach München verlegt.

Über den Corona-Ausbruch im Landkreis Starnberg seien auch das Gesundheitsministerium und die Regierung von Oberbayern informiert worden, so Landrat Frey. Auch mit Nachbarlandkreisen, aus denen ebenfalls Mitarbeiter des betroffenen Caterers kommen, habe man Kontakt aufgenommen. Die Task Force Infektiologie des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ist ebenfalls eingebunden.

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Quelle:
SZ vom 29.06.2020
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