Ottobrunner Eisstadion:Unter Dach und Fach

Regelrecht in letzter Minute einigen sich Ottobrunns SPD und CSU auf einen Kompromiss im Haushaltsstreit. Angenehmer Nebeneffekt der schwarz-roten Kooperation: Das Eisstadion erhält endlich einen Wetterschutz

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Auf der Empore im Sitzungssaal des Ottobrunner Rathauses hat sich eine nicht zu unterschätzende Drohkulisse aufgebaut. Etwa zehn Eishockeyspieler des Eis- und Rollsportclubs Ottobrunn (ERSCO) haben sich am Mittwochabend zur Sitzung des Gemeinderates eingefunden und geben ein ungewöhnliches Bild ab. Denn erstens sind die Reihen auf der Besuchertribüne bei Zusammenkünften des Gremiums meist leer; und zweitens finden sich - wenn überhaupt - dort keine schrankähnlichen Puckjäger ein. Doch hinter dem Tagesordnungspunkt "Erlass einer Haushaltssatzung 2015" versteckt sich für den ERSCO ein existenziell wichtiger Sachverhalt: Die Überdachung des Ottobrunner Eisstadions. Letztlich ist es aber nicht der Auftritt der Sportler, der eine Jahrzehnte andauernde Debatte in der Gemeinde beendet, sondern ein Agreement zwischen SPD-Fraktionsführerin Ruth Markwart-Kunas und ihrem Pendant auf Seiten der CSU, Georg Weigert.

Die beiden Protagonisten der eigentlichen Haushaltsdebatte haben vor der Sitzung gemeinsam einige geringfügige Kürzungen im Verwaltungshaushalt ausgehandelt, um Mittel für die Errichtung eines Hallendachs für das Eisstadion freizuschaufeln. Letztlich hat dieser Deal zwei positive Auswirkungen: Einstimmig billigen die Gemeinderäte den nicht unumstrittenen Etatentwurf für das Jahr 2015 - und das Stadion bekommt ein Dach in Industriebauweise. Als Leasingmodell.

Am Montag hatten sich die Fraktionen von CSU, SPD, Bürgervereinigung Ottobrunn (BVO) und FDP jeweils noch einmal zu internen Beratungen getroffen. Denn: Der Haushalt, der in den Vorberatungen im Hauptausschuss nur knapp eine Mehrheit gefunden hatte, drohte zu scheitern. Knackpunkt war neben dem aus Sicht von SPD und BVO aufgeblasenen Verwaltungshaushalt natürlich das Hallendach; doch auch aus Reihen der CSU mehrten sich in den vergangenen Tagen die unzufriedenen Stimmen.

Ottobrunn, Eisstadion, wegen Überdachung,

Der Eis- und Rollsportclub Ottobrunn wünscht sich schon lange ein Dach für sein Stadion. Nun soll dieser Wunsch in Erfüllung gehen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Und so setzten sich Markwart-Kunas und Weigert noch einmal zusammen und erstellten eine Liste mit Kürzungen im Verwaltungshaushalt, um doch noch etwa 70 000 Euro aufbringen zu können - ohne den Etat weiter belasten zu müssen. Denn genau diese Summe hatte der Eishockey- und Rollsportclub in Eigenregie errechnet; mit diesem Betrag sei es möglich, die Planungskosten, das Fundament und von September an die ersten vier Leasingraten zu finanzieren. SPD und CSU rechneten kurzerhand bei den Heizkosten 58 000 Euro heraus, kürzten den Etat bei den Zeitschriften in der Sitzung auf Vorschlag von Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) um 1000 Euro und reduzierten die Unterstützung fürs Ramadama um 1000 Euro. "Und im Hauptausschuss haben wir ohnehin schon um 30 000 Euro gekürzt", fügte Markwart-Kunas an. "Das Geld ist da. So machen wir's", rief sie ihrem Kollegen Weigert zu. Auch Bürgermeister Thomas Loderer und die Verwaltung um Kämmerer Oliver Malina schwenkten letztlich auf die Linie der großen Ottobrunner Koalition ein. Der rot-schwarze Basar hatte erfolgreich um deren Zustimmung gefeilscht.

Gerald Kunzmann von der FDP, der zu den großen Antreibern für eine Überdachung des Stadions gehört, betonte noch einmal die Vorteile eines industriell gefertigten Dachs: "Das ist ein Massenprodukt, wir brauchen daher keine Kosten für einen Architekten. Für die Planung samt Brandschutz und Bodenuntersuchung werden maximal 15 000 Euro anfallen." Das Gremium billigte letztlich insgesamt 20 000 Euro für die Planung des Dachs, 10 000 Euro für die Leasingraten und 40 000 für das Fundament. Ehe in die konkreten Planungen eingestiegen wird, müsse eine "Verifizierung" der Vorlage des ERSCO erfolgen, forderten Loderer und Markwart-Kunas. Die Eishockeyspieler indes freuten sich leise über die einstimmige Entscheidung des Gemeinderats - und verließen die Sitzung vorzeitig und friedlich.

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