Die Gemeinde Ottobrunn hat einen heißen Sommer hinter sich – im doppelten Sinne des Wortes. Über mehrere Wochen hinweg hatte es auf der Rosenheimer Landstraße gedampft, waren die Temperaturen dort auf Werte von weit mehr als 40 Grad Celsius gestiegen und verdarben dadurch nicht nur den Gastronomen entlang der sonst so viel befahrenen Straße das Geschäft. Seitdem die Bauarbeiten auf der Nord-Süd-Tangente Anfang August abgeschlossen wurden, rollen wieder Zigtausende Fahrzeuge durch den Ort. Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) stimmte am Donnerstagabend bei der Bürgerversammlung im Wolf-Ferrari-Haus ein Loblied auf alle an der Mega-Baustelle Beteiligten an und sagte: „Wir sind mächtig stolz darauf. Auch wenn ich weiß, dass viele Menschen ein paar Wochen ziemlich frustriert waren.“
Ottobrunn, das wurde bei der Bürgerversammlung erneut deutlich, ist unter den 29 Städten und Gemeinden im Landkreis München keine gewöhnliche: Nur in der Landeshauptstadt München wohnen deutschlandweit bezogen auf die Quadratmeterzahl mehr Menschen als hier. Freie Flächen für Gewerbe oder Wohnbebauung stehen in der – von der Fläche her – kleinsten Kommune des Landkreises kaum zur Verfügung, mit der Folge, dass es nur wenige Unternehmen am Ort gibt. Doch obwohl Ottobrunn wegen fehlender Steuereinnahmen gerade im Vergleich zu anderen Landkreiskommunen wie Grünwald oder Gräfelfing als arm bezeichnet werden kann, bleibt es attraktiv – zumindest als Wohnort. Auf mittlerweile mehr als 23 000 Einwohner ist die Gemeinde gewachsen.
Die mussten in diesem Jahr weit mehr als die Baustelle im Juli und August auf der Rosenheimer Landstraße ertragen, deren Fahrbahn komplett erneuert wurde. Parallel starteten im Hochsommer zwei Baumaßnahmen weiter östlich der Rosenheimer: Vier Wochen lang wurde das Gleisbett der eingleisigen S-Bahntrasse zwischen Giesing und Höhenkirchen-Siegertsbrunn erneuert. Pendlerinnen und Pendler mussten auf Busse ausweichen. Seit Ende August fährt die S 7 wieder auf der Strecke, aber an beiden Bahnübergängen in Ottobrunn sind noch die Nachwirkungen der zweiten Maßnahme zu spüren.
Denn die Deutsche Bahn hat sowohl an der Putzbrunner als auch an der Ottostraße die ebenfalls in die Jahre gekommene Technik der Schrankenanlagen ausgebaut und durch Provisorien ersetzt. Die wichtigen Bahnübergänge Richtung Putzbrunn und Hohenbrunn können mittlerweile zwar wieder befahren werden, allerdings müssen Fußgänger immer wieder mit Einschränkungen rechnen. Diese, so Rathauschef Loderer, würden bis mindestens 22. November andauern. „Das ist für Fußgänger nicht schön, wenn sie immer wieder die Straßenseite wechseln müssen“, räumt der Bürgermeister ein, der die beiden Baustellen aber auch als Erfolg verbucht: „Es ist nicht normal, dass man die Bahn dazu bringt, zwei Projekte auf einmal zu machen.“ Langfristig würde die Gemeinde ebenso wie von dem neuen Belag auf der Rosenheimer Landstraße wie von der neuen Technik auf der S-Bahntrasse profitieren.
Die Schulden der Gemeinde werden sich in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln
Die finanzielle Situation der Gemeinde Ottobrunn aber droht sich in den kommenden Jahren immer weiter zu verschlechtern. Bis ins Jahr 2027 könnte der Schuldenstand der ohnehin klammen Kommune von derzeit etwa 20 Millionen Euro auf mehr als 50 Millionen Euro anwachsen. Was vor allem an finanziell herausfordernden Aufgaben liegt, die vor der Gemeinde stehen. Das meiste Geld wird dabei der Neubau der Grundschule an der Friedenstraße verschlingen, den Loderer als „größtes Projekt der nächsten Jahre“ bezeichnetet. Für die Grundschule läuft derzeit ein Architektenwettbewerb. Ende Dezember sollen die Sieger gekürt werden – dann kann der Gemeinderat mit den Planungen für den Neubau beginnen. Bis 2026 soll dieser fertig sein, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung decken zu können.