Süddeutsche Zeitung

Ottobrunn und Neubiberg:Schulleiter dringen auf mehr Klimaschutz

Die drei Gymnasien und die Realschule im südöstlichen Landkreis wollen dem großen Engagement der Jugendlichen Rechnung tragen. Konkret geht es etwa um den Bau von Fotovoltaikanlagen.

Von Daniela Bode, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Der Klimaschutz soll an den Gymnasien in Ottobrunn, Neubiberg und Höhenkirchen-Siegertsbrunn sowie der Realschule Neubiberg noch ernster genommen werden als bisher. Darauf verständigten sich die Verbandsräte des zuständigen Zweckverbands weiterführende Schulen im südöstlichen Landkreis am Dienstag in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Konkret soll vor allem der Bau von Fotovoltaikanlagen schneller vorangetrieben werden.

Auslöser war ein gemeinsamer Brief der vier Schulleiter an den Zweckverbandsvorsitzenden Landrat Christoph Göbel (CSU). Darin legten sie dar, welch große Bereitschaft die Schüler zeigten, sich für die Umwelt zu engagieren, wie eingeschränkt sie aber in ihren Möglichkeiten seien. Die Schulleiter forderten daher Maßnahmen, die teilweise in den Schulforen abgestimmt worden waren, mit dem Ziel einer stärkeren ökologischen Ausrichtung der Schulen.

So wünschten sie sich, dass alle Baumaßnahmen im Zweckverband ökologisch und nachhaltig ausgerichtet sein sollten. Weiter forderten sie eine Fotovoltaikanlage für jede Schule, den Bezug von 100 Prozent Ökostrom sowie die Vorbereitung für den Bezug von Strom für E-Bikes und Elektroautos an den Schulen. Sie wünschten sich zudem eine Begrünung geeigneter Gebäudeflächen und einen zusätzlichen Etat von 1000 Euro pro Schule für kurzfristige Maßnahmen wie das Achten auf Biodiversität bei den Schulfreiflächen. Reinhard Rolvering, Direktor des Gymnasiums Neubiberg, hob in der Sitzung hervor, dass sich das ökologische Bewusstsein der Schüler stark verändert habe und sie sich wünschten, dass "paar Nägel mit Köpfen gemacht werden".

Wie Patricia Hüfner, Geschäftsleiterin des Zweckverbands, darlegte, werden viele dieser Forderungen längst erfüllt. Bei den Baumaßnahmen würden alle gesetzlichen Vorgaben wie etwa die Energieeinsparverordnung und Nachhaltigkeit erfüllt. Sie verwies auf den im Bau befindlichen Anschluss der Schulen an die Fernwärme aus Geothermie. Zudem bezögen die Schulen seit November 2015 zu 100 Prozent Ökostrom.

Das Schaffen von Ladestationen beschrieb Hüfner als schwierig. Am Gymnasium Ottobrunn, das bereits über eine Fotovoltaikanlage verfügt, werde der Strom durch die Schule verbraucht. Es gebe keinen übrigen Strom. Zu weiteren Fotovoltaikanlagen verwies sie auf die Beschlüsse, dass mittelfristig an allen Schulen solche Anlagen angebracht werden sollen.

Der Brief löste einige Diskussionen unter den Verbandsräten aus. Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) lobte das Engagement der Schüler, betonte aber, "dass schon die höchstmöglichen Standards festgelegt" worden seien. Sein Parteifreund Göbel äußerte sich ähnlich. Der Zweckverband mache seit Jahren "Nägel mit Köpfen". Aber man müsse nachdenken, bevor man etwas tut. Etwa eine Fotovoltaikanlage anbringen und dafür ein Dach sanieren, das noch gar nicht hätte saniert werden müssen, "das ist auch nicht nachhaltig", sagte er. Er mahnte auch an, dass die Verantwortung auf beiden Seiten liege.

"Wir sind früher zu Fuß in die Schule gegangen und mit dem Fahrrad gefahren, ohne Elektroantrieb", sagte er. Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) plädierte für einen Dialog zwischen Zweckverband, Politik und Schulen, um das Wissen weiterzugeben, was der Verband bereits tut. "Da lernen wir alle mehr, als wenn wir Briefe schreiben und Aufgaben zuordnen", sagte er. Göbel begrüßte die Idee, die "Wissenslücke durch Aufklärungsarbeit zu schließen". "Wir sollten die erhöhte Sensibilität der Schüler nutzen und einen intensiven Dialog anstreben", sagte er und das Gremium beschloss, dass die Schulen und der Zweckverband sich intensiv darüber austauschen, welche Maßnahmen sinnvoll seien.

Das war auch im Sinn der Schulleiter. Ein Dialog sei auch die Intention des Schreibens gewesen, betonte Claudia Gantke, Schulleiterin des Gymnasiums Höhenkirchen-Siegertsbrunn. "Es ging uns nicht darum zu sagen, ,Politiker macht mal', sondern darum, das Umweltbewusstsein weiterzutragen, das an den Schulen angekommen ist", sagte sie.

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SZ vom 11.07.2019/wkr
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