Ottobrunn:Überzeugungstäter

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Karl Heinz Eisfeld verabschiedet sich als Geschäftsführer der Volkshochschule Südost. Der 67-Jährige hat die Einrichtung zu einer der größten und erfolgreichsten ihrer Art in Bayern gemacht

Von Daniela Bode, Ottobrunn

Einen überzeugteren Erwachsenenbildner findet man wohl nicht so schnell. Bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bietet, wirbt Karl Heinz Eisfeld mit Leidenschaft für das lebenslange Lernen, mit der Volkshochschule (VHS) Südost hat er eine der größten und am besten aufgestellten Volkshochschulen in Bayern geschaffen. Nun gibt Eisfeld als Geschäftsführer der VHS das Zepter ab. An diesem Sonntag wird der 67-Jährige bei einer Veranstaltung der Volkshochschule mit dem Titel "Spurwechsel" mit bekannten Gästen und einem großen Programm im Ottobrunner Wolf-Ferrari-Haus verabschiedet.

Etwa 200 Personen sind geladen. Ehrengäste werden die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth sein, die Ehrenpräsidentin des Deutschen Volkshochschulverbands ist, und Landtagspräsidentin Barbara Stamm, zugleich Präsidentin des Bayerischen Volkshochschulverbands. Höhepunkt der Veranstaltung wird eine Gesprächsrunde zu Eisfelds Leib- und Magenthema, einer Strategie für lebenslanges Lernen sein. Daran werden neben ihm Rita Süssmuth, Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, Michael Mötter, Geschäftsführer des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft, und Marion Glück-Levi, ehemalige Leiterin der Hauptabteilung Familie/Gesellschaft beim BR, teilnehmen. Im Anschluss werden einige Wegbegleiter des VHS-Leiters zu Wort kommen. Auf Eisfelds Wunsch hin wird die Höhenkirchner Blasmusik spielen.

Seit 1996, also fast 20 Jahre lang, prägte der in Hausham aufgewachsene Eisfeld die Volkshochschullandschaft im Südosten des Landkreises. Seine größte Idee war es, ein regionales Weiterbildungszentrum zu schaffen, dieses Vorhaben hat er zu Ende gebracht. 1996 übernahm er die Leitung der VHS Ottobrunn, die da noch eine Abteilung des Kulturkreises Ottobrunn (KKO) war. 2002 führte er sie mit der VHS Neubiberg als Volkshochschule Südost zusammen. Sicher sein größter Coup war 2012 die Auslagerung der VHS Südost aus dem Kulturkreis und die Umstrukturierung zur GmbH. Die fünf Gemeinden Ottobrunn, Neubiberg, Putzbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Hohenbrunn mussten zustimmen. Eisfeld bereitete vor, moderierte, ließ sich auch von Widerständen nicht abhalten. Es gab einen Wechsel des Vorstands des Kulturkreises, es gab Kritiker, die ihm eine Spaltung des KKO vorwarfen. Aber es ging ja darum, sein Thema, das lebenslange Lernen, voranzutreiben. "Ich glaube, dass ich ein visionärer Denker bin, dass ich Ausdauer habe und dass ich den richtigen Zeitpunkt abwarten kann", sagt Eisfeld nicht ganz unbescheiden.

All diese Eigenschaften, sicher auch seine sympathische und verbindliche Art, kamen ihm stets zugute - das attestieren ihm auch seine Weggefährten. Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) lobt ihn etwa als einen, der "konzeptionell und stets in großen Linien" denkt und seine Ziele "vorausschauend, weitsichtig und mit großen strategischen Geschick" verfolge. Er könne sich gut verkaufen, aber es gehe ihm zuallererst immer um die Sache. Neubibergs Rathauschef Günter Heyland von Neubibergs Freien Wählern nennt ihn einen "Netzwerker, mit dem ich gerne zusammenarbeite, der innovativ denkt und handelt". Das alles habe zur Entwicklung der VHS als eine Erwachsenenbildungseinrichtung beigetragen, die in "Ruf und Vielfältigkeit ihresgleichen sucht". Eisfeld selbst ist "stolz, dass durch die Organisation als GmbH für die VHS und die Gemeinden eine stabile und transparente Situation gegeben ist". Auch sei er froh, dass die Volkshochschule nach ihrem Umzug räumlich gut aufgestellt sei.

Passend zu seinem Motto des lebenslangen Lernens hat Eisfeld auch Strategie und Programm der VHS Südost stets weiterentwickelt. So finden sich heute auch Integrations- und berufliche Weiterbildungskurse im Programmheft. Sich mit solchen Strategien zu befassen, war er gewohnt, da er bis 2013 neun Jahre lang Vorsitzender des Bayerischen Volkshochschulverbands und bis 2011 stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Volkshochschulverbands war. Von dort kennt er Barbara Stamm und Rita Süssmuth. Eine Zeit lang saß Eisfeld auch im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks.

Dass die Idee des lebenslangen Lernens für den 67-Jährigen nicht nur ein Marketing-Slogan ist, sieht man daran, dass er das Motto selbst lebt. Nach einer kaufmännischen Ausbildung holte er das Abitur nach, studierte dann Germanistik. Als Student unterrichtete er Deutsch als Fremdsprache und schrieb Lehrbücher, bis er 1990 bei der Volkshochschule in Holzkirchen anfing. Er engagierte sich auch in der Politik, 2007 kandidierte er als Bürgermeister für die SPD in Ottobrunn - unterlag aber - damals durchaus überraschend - in der Stichwahl gegen Thomas Loderer. Noch immer lernt Eisfeld gerne Neues dazu, im Alter von 50 Jahren begann er beispielsweise, sich intensiver mit klassischer Musik zu beschäftigen.

Wenn sich der Pädagoge nicht mehr auf der öffentlichen Bühne tummelt, werden neben seiner Lust am lebenslangen Lernen auch seine Talks mit berühmten Gästen über gesellschaftspolitische Themen, die "Ottomane", in Erinnerung bleiben. Und natürlich seine Eloquenz und Freude an der Sprache. Er hat eine Vorliebe für Wortschöpfungen, hat für nahezu jede Situation einen Satz parat. "Ich war oft zweite Wahl, aber das ist besser, als immer der Erstbeste zu sein" ist etwa so ein Satz.

Es wirkt, als könne Eisfeld, der offiziell Ende August als Geschäftsführer aufhört, die Volkshochschule ohne Wehmut zurücklassen. "Zunächst einmal geht es mir sehr gut." Er freue sich auf die Zeit der Verantwortungslosigkeit, mal nicht mehr drauf achten zu müssen, ob das Programmheft rechtzeitig erscheine. Er kann aber auch beruhigt gehen, da sein Nachfolger Christof Schulz seit November zum stellvertretenden Geschäftsführer bestellt ist und schon längst immer mehr vom operativen Geschäft übernommen hat. Es wird also ein leiser Übergang sein. Schulz, der seit 14 Jahren bei der VHS arbeitet, ist seinerseits gut vorbereitet. "Ich habe eine ausgezeichnete Lehre in der VHS genossen - er hat mir eigentlich alles über Erwachsenenbildung beigebracht", sagt der künftige Geschäftsführer über seinen Chef, den er als begeisterten Lehrer schätzt. Einzig im beruflichen Alltag, etwa in Teamsitzungen, sei seine Art, die Dinge grundsätzlich anzugehen, manchmal unpraktisch gewesen, wenn etwa noch zehn Punkte abzuarbeiten gewesen sind. "Aber das ist auch genau das, was ihn ausmacht", sagt Schulz, der sich ebenfalls einen Stellvertreter suchen will. Er führe bereits Gespräche.

Eisfeld wird es in Zukunft sicher nicht langweilig werden. Er wird der Volkshochschullandschaft jedenfalls als Berater in Sachen Umstrukturierung erhalten bleiben. Er kann sich auch vorstellen, wieder Deutsch zu unterrichten. Auch der Familie wird er sich mehr widmen: Er will mit seiner Frau Berge in Bayern erklimmen, die sie noch nicht bezwungen haben. Auch auf den einen oder anderen seiner acht Enkel will er mehr aufpassen. Außerdem will er sich nun für sich selbst mit Themen der Erwachsenenbildung wie Kultur auseinandersetzen. Er möchte sich etwa weiter intensiv mit Oper beschäftigen. Seine Frau habe einmal gesagt, die Volkshochschule sei sein Hobby, sagt Eisfeld. Und das stimme, wenn man es unter dem Aspekt sehe, dass er Lust am Lernen habe.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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