Werkschau:Mit kräftigem Strich

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Das Bild "Die Graphit(ge)schichte und das Rot" ist erst jüngst entstanden. (Foto: Sibylle Hammer)

Sibylle Hammer zeigt noch bis zum 29. Juli in der Galerie "Treffpunkt Kunst" des Kunstvereins Ottobrunn ihre abstrakten Arbeiten, die faszinieren.

Von Angela Boschert, Ottobrunn

Kann abstrakte Kunst faszinieren? Das kann sie, wie die Bilder von Sibylle Hammer zeigen, die noch bis zum 29. Juli in der Galerie "Treffpunkt Kunst" des Kunstverein Ottobrunn ausgestellt sind. Titel: "Graphit(ge)schichten". Mehr als 40 zumeist quadratische Grafiken erregen mit ihrem kräftigen Strich die Aufmerksamkeit des Betrachters, fordern sein genaues Hinsehen und wecken Interesse durch kleine Farbflächen, die zwischen die Graphit- und Kreideschicht gemalt sind.

Sie komme von der Zeichnung, sagt die 58-Jährige, die seit 2021 Kunstvereinsmitglied ist. Sie hat Porzellanmalerei und Druckvorlagenherstellung gelernt, bevor sie Grafikdesignerin wurde und jetzt beim Bayerischen Fernsehen für die Sendung "quer" arbeitet. Das Malen biete ihr Abwechslung, es sei ein "Freilassen von Kreativität und Gedanken". Man kann sich als Betrachter in die zeichenartigen Bilder versenken und ist unmerklich auf der Suche danach, wie Bildlinien weitergehen oder Farbflächen zusammengehören könnten.

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Die Dichte und Präzision der abstrakten Darstellungen fesseln. So bei dem Bild "Die Graphit(ge)schichte und das Rot", das erst jüngst entstanden und auf dem Ausstellungsplakat zu sehen ist. Hier ziehen farbkräftige Elemente den Blick auf sich. Zarter ist die blaue, rote, grüne und blassgelbe Farbfläche bei der Bilderserie "Ohne Titel" (40 mal 40 Zentimeter) aus diesem Jahr, die Hammer als Beispiel für ihr "Schichten" ausweist: "Ich musste mehrmals mit den Bildern kommunizieren, bis ich wusste, jetzt ist es fertig", erklärt sie und führt in dem kleinformatigen Werk "Spuren" von 2017 sozusagen plastisch vor, wie sie Schichten im Sinne des Überlegens und Überarbeitens versteht. Unten sieht man zwei Bahnen mit schwarzen Spurpunkten auf Japanpapier, dazwischen erhöht eingesetzt solche mit weißen Punkten. Hier lege sich Neues wie eine Schicht auf Vorhandenes, sagt die Künstlerin.

Aufwühlend sind zwei Arbeiten im kleinsten Kellerraum. Hammer beschäftigte sich 2020 mit politischem Widerstand und setzte ihre Reaktion in Form einer bedrängenden Zeichnung neben Ausschnitte aus Reden der Friedensnobelpreisträger Martin Luther King, Nelson Mandela und der Iranerin Shirin Ebadi, die sie auf blauen, grünen und roten Farbkarton geschrieben hat. Für das Werk "Kunst-über-Mut" von 2019, das daneben hängt, fragte sie Freunde, was "Mut" für sie bedeute, schrieb deren Antworten auf schwarzes Papier und verwob sie schachbrettartig mit Zeichnungen auf transparentem Grund. Man steht davor und sucht, wo geht der Text weiter, werden die Zeichnungsteile zu einem Ganzen?

Küstlerin Sibylle Hammer. (Foto: Gerry Schlaeger)

Auch Acrylmalerei gehört zur Ausstellung. Hammer hat 2016 vier doppelseitige Hochformate mit dem Titel "Beiderseits" für eine Ausstellung am Ammersee gemalt, bei der Farbe und Format vorgegeben waren. Die Vorderseiten zeigen abstrakte Acryl-Farbflächen von Weiß bis Seeblau. Auf den Rückseiten, die die Vorgabe Schwarz/Weiß hatten, deutet die Künstlerin in gewohnter Technik Konturen an, die vielfältige Deutungsmöglichkeiten eröffnen.

Hammer verwebt ihr ganz eigenes Storytelling, Grafik- und Druckkenntnisse, kombiniert und kontrastiert Materialien um ihrer Stofflichkeit und Haptik willen und setzt die Phantasie des Betrachters in Gang. Das ist einen Besuch wert.

Die Ausstellung von Sibylle Hammer ist noch bis Samstag, 29. Juli, in der Galerie Treffpunkt Kunst, Rathausstraße 5, Ottobrunn, zu sehen, samstags von 10 bis 13 Uhr sowie donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Künstlerin ist zu den Öffnungszeiten in der Galerie anwesend.

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