Forschung und Wissenschaft:Auf dem Weg zum "Space Valley"

Taufkirchen, Kulturzentrum,Veranstaltung der CSU, Universität der Zukunft,

Unsere Mission ist die Erde, sagt Michael Klimke, Geschäftsführer der neuen Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie.

(Foto: Angelika Bardehle)

In Taufkirchen und Ottobrunn entsteht die neue Raumfahrt-Fakultät der TU. Im April soll der erste Professor seine Arbeit aufnehmen. Bei einer CSU-Veranstaltung geht es um große Pläne, aber auch um profane Probleme.

Von Carina Seeburg, Ottobrunn/Taufkirchen

Die Hoffnung, die Bayerns Landesregierung in den neuen Forschungsstandort der Gemeinden Ottobrunn und Taufkirchen setzt, ist groß: Die im Sommer 2019 gegründete Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie der Technischen Universität (TU) München und ihre Vernetzung sollen Spitzenforschung in der Region ermöglichen und den Südosten Münchens zum Raumfahrtstandort Nummer eins in Europa machen.

"Mission unserer Forschung ist nicht der Mond und nicht der Mars. Unsere Mission ist die Erde - die Erforschung unseres Planeten", erklärt Michael Klimke, Geschäftsführer der Fakultät an der TU München, den Nutzen der Forschung, die am Standort betrieben werden soll. Ein großes Ziel sei, Wissen zu entwickeln, um den Planeten und sein Klima besser zu verstehen und das Leben auf der Erde durch neue Technologien zum Positiven zu beeinflussen.

Das vom bayerischen Kabinett im Herbst 2018 beschlossene und auf zehn Jahre angelegte Förderprogramm, das die Luft- und Raumfahrtforschung ausbauen und Bayern zu einer Leitregion für innovativen Klimaschutz machen soll, nimmt zunehmend Form an. "Anfang April wird der erste Professor seine Arbeit am neuen Standort aufnehmen", sagt Klimke.

Dass dies nur ein erster Schritt in einer Entwicklung ist, die nachhaltige Veränderungen für die Region mit sich bringen wird, bewegt die Menschen am Ort. Der Einladung der CSU zu einer Podiumsdiskussion mit Wissenschaftlern der TU und ortsansässigen Vertretern aus Politik und Wirtschaft sind am Dienstag viele Interessierte gefolgt, der Saal im Taufkirchner Kultur- und Kongresszentrum ist fast bis auf den letzten Platz belegt.

"Wir müssen uns dem Ausbau der Infrastruktur stellen."

"Wir müssen uns dem Ausbau der Infrastruktur stellen", räumt Landrat Christoph Göbel (CSU) ein. Innerhalb von zehn Jahren soll am Standort Taufkirchen/Ottobrunn ein Universitätscampus für bis zu 4000 Studierende, mehr als 50 Professoren und einige Hundert Mitarbeiter entstehen. Zunehmender Verkehr und wachsender Druck auf den Wohnungsmarkt seien Herausforderungen, die mit dem Projekt einhergingen.

Die Entwicklung einer tragfähigen Infrastruktur sei daher essenziell. "Dieses Projekt benötigt Platz, es benötigt Infrastruktur", bestätigt Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei). Die neue Fakultät habe aber nicht nur regionale, sondern auch eine überregionale Bedeutung. "Taufkirchen wird damit zu einer Denkfabrik für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft."

Die Zukunft liege in neuen Technologien, in sauberer Energie und in der Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Dieser Bereich sei eine Wachstumsbranche und werde neue Arbeitsplätze vor Ort generieren. "Die Zeichen der Zeit wurden hier erkannt", so Sander, die neue Fakultät empfinde er als eine Aufwertung der Region.

Ausschlaggebend für die Standortentscheidung ist die Nähe zu bereits vorhandenen Firmen aus dem Bereich der Luft- und Raumfahrt. "Forschung in Kooperation mit Unternehmen zu betreiben, dafür ist das Silicon Valley in Kalifornien bekannt", erklärt Ulrich Walter, Professor für Raumfahrttechnik an der TU München und ehemaliger Astronaut der D2-Mission an Bord der Columbia. Eine solche Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung wolle man auch am neuen Standort der TU im Landkreis etablieren.

"Wir wollen mit den ansässigen Raumfahrtunternehmen gemeinsam forschen." Daher rühre auch der Begriff des "Munich Space Valley". Die Vision sei eine Vernetzung der Forschungsstandorte Oberpfaffenhofen, München und Garching bis nach Taufkirchen und Ottobrunn zu einer Hightech-Region. Das vorhandene Know-how zu bündeln und neue Kompetenzen in den Bereichen unbemannter Flugkörper, Erdbeobachtung, Fernerkundung und Satellitengeodäsie aufzubauen, sei eine große Chance.

Firmen könnten Studierenden die Möglichkeit bieten, das Erlernte anzuwenden. Ziel sei ein Campus, der Raum für Netzwerke und Start-ups bietet. Was aus solchen Symbiosen entstehen kann, davon erzählt Martin Langer, CTO des Start-ups Orora Tech, das den Satellitenbau mit kleinen Nanosatelliten revolutionieren will. "Wir versuchen mithilfe dieser Satelliten die Gefahr von Waldbränden durch ein Frühwarnsystem aus dem All zu lösen", erklärt er die Motivation hinter dem Projekt.

Einig zeigen sich an diesem Abend alle Podiumsteilnehmer: Mit dem Aufbau der Fakultät für Luft- und Raumfahrt der TU München wird das "innovative Potenzial" vor den Toren Münchens weiter steigen.

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