Wirtschaft:Unruhe bei Airbus

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Im vergangenen Jahr demonstrierten Airbus-Beschäftigte gegen die Vergabe von Rüstungsaufträgen an US-amerikanische Hersteller und für den Erhalt von Arbeitsplätzen im Landkreis München. (Foto: Sebastian Gabriel)

Nach dem angekündigten Stellenabbau will sich der Luft- und Raumfahrtkonzern nicht klar zur Zukunft des Standorts Ottobrunn und Taufkirchen positionieren.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn/Taufkirchen

Nachdem der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus angekündigt hat, bis zu 2500 Stellen streichen zu wollen, herrscht auch für die Beschäftigten am Standort in Ottobrunn/Taufkirchen Unsicherheit. Auf SZ-Nachfrage teilte ein Sprecher des Unternehmens am Freitag mit, dass keine betriebsbedingten Kündigungen geplant seien. Allerdings, so der Airbus-Sprecher, könnten darüber hinaus noch keine konkreten Aussagen über die weitere Entwicklung des Standorts im Südosten Münchens getroffen werden, an dem der Konzernbereich „Defence and Space“ angesiedelt ist.

Airbus begründet den Stellenabbau in seiner Rüstungs- und Raumfahrtsparte vor allem damit, dass zuletzt die Verluste im Satellitengeschäft zugenommen hätten. In Ottobrunn/Taufkirchen werden keine Satelliten gebaut, wohl aber wichtige Komponenten hergestellt – vor allem Solargeneratoren für die Energieversorgung der Flugkörper. Am Standort arbeiten etwa 1000 Beschäftigte.

Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, bestätigte der SZ, dass alle Arbeitnehmer per E-Mail über den bevorstehenden Stellenabbau bei Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern mit seinen nahezu 150 000 Beschäftigten weltweit informiert worden seien. „Die Unruhe ist schon groß und die Stimmung bei Airbus schon länger schlecht“, sagt der Mitarbeiter.

Zuletzt hatten die Airbus-Beschäftigten im Landkreis München im November vergangenen Jahres gegen die Rüstungspolitik der Bundesregierung demonstriert. Sie warfen der Ampel vor, bei der Aufrüstung der Bundeswehr zu stark auf Produkte US-amerikanischer Hersteller wie etwa den Kampfjet F35 zu setzen und dadurch Arbeitsplätze in Deutschland und Europa zu gefährden.

Leiharbeiter werden offenbar bereits vor die Tür gesetzt

Die von Airbus nun bestätigte Garantie, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, bezeichnet der Ottobrunner Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, als „Befreiungsschlag“. Zugleich kritisiert er die Personalpolitik des Konzerns, der vermehrt Leiharbeitskräfte vor die Tür setze. „Obwohl in der Produktion eigentlich Leute fehlen, die Arbeit ist ja da“, erläutert er. „Und man könnte am Produkt immer noch vieles besser machen und optimieren.“

Der Standort Ottobrunn/Taufkirchen soll zudem in den kommenden Jahren eine Aufwertung erfahren, die ihresgleichen sucht. Unlängst hatte der Luft- und Raumfahrtkonzern in unmittelbarer Nähe zu seinen Produktions- und Geschäftsgebäuden zwei Grundstücke an den Freistaat veräußert, der dort in einem sogenannten Technik- und Innovationspark Europas größte Fakultät für Luft- und Raumfahrt mit mehr als 4000 Studierenden errichten möchte. „Da wäre es doch komplett widersinnig, bei Airbus in diesem Bereich Arbeitsplätze abzubauen“, findet der Standort-Mitarbeiter.

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