Ottobrunn:Satellit im Reinraum

In Ottobrunn wartet er auf seinen Einsatz im All: Der Satellit Sentinel 2 A. In Kourou wird er bald abheben

Von Laura Borchardt, Ottobrunn

Kittel, Überzieher für die Schuhe und Kopfhaube sind Pflicht. Erst dann gewährt Christian Henjes, Vertriebsleiter Raumfahrt der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG), Eintritt in den Reinraum, wo der Satellit Sentinel 2 A derzeit lagert. So kurz vor dem Ziel ist jede Art der Verunreinigung auszuschließen.

Sentinel 2 A ist Teil des Erdbeobachtungsprogramms "Copernicus" der Europäischen Union. Rund 250 Millionen Euro hat sich die europäische Weltraumorganisation (ESA) den neuen Satelliten kosten lassen. Ingenieure der ESA und der Airbus Defence and Space haben ihn sieben Jahre lang entwickelt und gebaut. In einer Höhe von knapp 800 Kilometern sollen Sentinel 2 A und von 2016 an auch der baugleiche Satellit Sentinel 2 B die Erde umkreisen. Sie sollen dann hochauflösende Bilder von einem 290 Kilometer breiten Streifen der Oberfläche liefern. In zehn Tagen kartografiert Sentinel 2 A, wenn alles klappt, einmal den gesamten Erdkreis.

Die Satellitendaten können beispielsweise in der Landwirtschaft für Ernteprognosen, in der Forstwirtschaft zur Beobachtung der Waldbestände oder zur Überwachung der Küstenzonen genutzt werden. Weitere mögliche Einsatzgebiete sind Katastrophenschutz, Stadtentwicklung, Sicherheit oder humanitäre Hilfe. Seit August vergangenen Jahres befindet sich Sentinel 2 A in Ottobrunn. Bevor der 1,2 Tonnen schwere Satellit im Juni seine Reise ins All antritt, musste er bei der IABG einen intensiven "Hindernisparcours" durchlaufen. Etwa sechs Monate lang stellten die Ingenieure Start- und Weltraumbedingungen nach. In einem Akustikraum simulierten sie die hohen Schallbelastungen beim Raketenstart. Kräftig gerüttelt und geschüttelt wurde der Satellit bei den mechanischen Vibrations- und Schocktests. In einer Weltraumsimulationsanlage war Sentinel 2 A einem Vakuum und abwechselnd extremen Temperaturen von minus 196 bis plus 130 Grad Celsius ausgesetzt. Ein Testtag in dieser Anlage kostet mehrere 10 000 Euro.

Ottobrunn, Besichtigung des Satelliten Sentinel-2a,

Der Erdbeobachtungssatellit Sentinel 2 A hat alle Belastungstests gut überstanden.

(Foto: Angelika Bardehle)

Sentinel 2 A hat alles gut überstanden und ist jetzt startklar für das Weltall. Für Mitte April ist der Abtransport geplant: Im Container geht es von Ottobrunn zum Flughafen und weiter nach Kourou zum europäischen Weltraumzentrum in Französisch-Guayana. Der Transport erfolgt in einem mobilen Reinraum, in dem Luftfeuchtigkeit und Temperatur konstant und die Luft möglichst rein gehalten werden. Am 12. Juni soll Sentinel 2 A an Bord einer Trägerrakete ins All geschossen werden. Auch in Ottobrunn ist man stolz, im EU-Weltraumprojekt eine "zentrale Rolle" eingenommen zu haben, so IABG-Geschäftsführer Rudolf Schwarz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: