Ottobrunn:Rückenwind für die U-Bahn-Verlängerung

U-Bahn-Werkstatt der MVG in Fröttmaning, 2012

Im Betriebshof der Münchner Verkehrsgesellschaft in Fröttmaning werden Züge auf Vordermann gebracht. Bisher war geplant, eine weitere Werkstatt in Neuperlach zu errichten. Doch die Münchner CSU hat nun vorgeschlagen, die Einrichtung in den südöstlichen Landkreis zu verlegen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Bürgermeister von Ottobrunn und Neubiberg begrüßen die Diskussion um eine Verlagerung des geplanten Betriebshofs an die künftige Endhaltestelle der U 5. Sie könnte den Bau der Strecke beschleunigen.

Von Martin Mühlfenzl, Neubiberg/Taufkirchen

Sowohl Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) als auch sein Neubiberger Amtskollege Günter Heyland (Freie Wähler) können sich grundsätzlich eine Verlegung des geplanten U-Bahnbetriebshofs von Neuperlach in den südöstlichen Landkreis München vorstellen.

Loderer sagt zu einem entsprechenden Antrag der CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat: "Die Fragestellung kommt zu einem sehr guten Zeitpunkt." Möglicherweise könne die Verlegung des Betriebshofs in das sogenannte Parallelogramm auf Taufkirchner Flur den Prozess für eine Verlängerung der U 5 von Neuperlach Süd über Neubiberg bis in den Ludwig-Bölkow-Campus nach Ottobrunn und Taufkirchen beschleunigen, sagt Loderer.

Im Februar wurde im Mobilitätsausschuss des Kreistags eine Machbarkeitsstudie für eine entsprechende Verlängerung mit sechs Trassenvarianten vorgestellt, die der Landkreis in Auftrag gegeben hatte. Diese nahm nun die Münchner CSU zum Anlass, um über alternative Standorte für den U-Bahnbetriebshof zu diskutieren.

Seitens der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ist bisher geplant, in Verlängerung des S- und U-Bahnhofs Neuperlach Süd zwischen Arnold-Sommerfeld-Straße und Lise-Meitner-Weg einen Betriebshof mit einer Zugwaschanlage, Lagerhalle, Werkstatthalle sowie einem Abnahmegleis etwa für Bremstests zu errichten. In einem Bereich, den "akute Platzprobleme" kennzeichnen, wie es Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) ausdrückt, dessen Gemeinde direkt an Neuperlach grenzt.

"Wir reden hier über einen Bereich, in dem ein Testgleis entstehen soll, die S-Bahn zweigleisig ausgebaut werden soll, ein Ausschwenken der U-Bahntrasse Richtung Süden möglich gemacht werden muss und die Wohnbebauung nah ran reicht", sagt Heyland. "Schon deshalb ist es legitim, dass der Nachbar über eine Verlegung des Betriebshofs nachdenkt." Allerdings wisse er nicht, wie weit die Pläne der MVG bereits gediehen sind, sagt Heyland, "oder ob das überhaupt noch einzuholen und zu revidieren ist."

In Taufkirchen reagiert der Zweite Bürgermeister Alfred Widmann (SPD), der derzeit die Geschäfte im Rathaus führt, verhalten auf den Vorstoß der Münchner CSU. "Die ganze Planung, auch die der U-BahnVerlängerung, ist noch sehr vage", sagt er. "Seitens der Gemeinde gibt es übrigens noch überhaupt keine konkreten Pläne für das Parallelogramm."

Tatsächlich ist das Areal westlich der Einsteinstraße im Flächennutzungsplan der Gemeinde nach wie vor als Waldgebiet ausgewiesen. In den Fokus rückte es noch vor der Landtagswahl im vergangenen Herbst, als Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt hat, in Taufkirchen (oder Ottobrunn) Europas größte Fakultät für Luft- und Raumfahrt aufzubauen; die ersten Studenten sind mittlerweile bei Airbus im Technologie- und Innovationspark in Ottobrunn untergekommen. Seitdem wird intensiv spekuliert, ob die neue Fakultät der Technischen Universität auf dem Parallelogramm südlich des Konzerns IABG entstehen könnte.

Zusätzliche Dynamik brachte dann die Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie einer Verlängerung der U-Bahn bis in das Gewerbegebiet ins Spiel; die Ersteller der Studie haben den südlichen Teil des Parallelogramms als Endhaltestelle auserkoren. Grundsätzlich mische er sich nicht in die Angelegenheiten anderer Kommunen ein, sagt Ottobrunns Bürgermeister Loderer.

Beim Parallelogramm sei ihm aber sehr daran gelegen, dieses "zu erhalten und neue Versiegelungen zu verhindern". Es sollten zunächst alle anderen Möglichkeiten, etwa der Bau der Fakultät auf anderen Grundstücken inmitten des Gewerbeparks, durchgespielt werden. "Ich bin aber nicht so naiv, zu denken, dass auf dem Parallelogramm nie etwas entstehen wird", sagt Loderer.

Vielmehr könne der Antrag der Münchner CSU ja ebenfalls neue Dynamik in den Prozess der U-Bahn-Verlängerung bringen, sagt Loderer. "Wenn sich etwa durch Gutachten herausstellt, dass eine Verlegung des Betriebsbahnhofs die Entwicklung beschleunigt und der Bau der U-Bahn wahrscheinlicher wird, werden wir uns natürlich damit befassen müssen", sagt er.

Über allem steht aber laut seinem Neubiberger Kollegen Heyland weiter die Wirtschaftlichkeit. "Im worst case heißt es, die Kosten der Verlängerung stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen, also zu den Fahrgastzahlen", sagt er. Sollte dieser Fall eintreten, macht Heyland deutlich, "muss sich der Landkreis schnell Gedanken über eine andere, schienengebundene Alternative Gedanken machen". Eine Straßen- oder Stadtbahn, sagt Heyland - "oder eine Seil- oder Magnetschwebebahn".

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