Süddeutsche Zeitung

Ottobrunn:Die Ortsmitte muss warten

Lesezeit: 2 min

Die Gemeinde würde den Bahnhofsplatz und die Ottostraße gerne umgestalten. Doch dazu wäre sie auf die Kooperation der Deutschen Bahn angewiesen.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Eine Schönheit ist der Ottobrunner Bahnhofsplatz wahrlich nicht. Oder wie es Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) ausdrückt: "Der Bahnhof ist eine städtebauliche Katastrophe, keine Frage." Lediglich wenn beim Mittwochsmarkt die Händler hier am S-Bahn-Halt ihre Stände aufbauen, entfaltet der Platz ein wenig Charme - aber eben nur für einen Tag. Auch wenn Loderer die Hoffnung noch nicht ganz verloren hat, ein gewichtiger Grund spricht dagegen, dass sich am Bahnhofsplatz und in der Umgebung der Ottostraße so bald etwas ändern dürfte: die Deutsche Bahn.

Die Grünen hatten in einem Antrag gefordert, ein städtebauliches Konzept für die Ottostraße - die für die Gemeinde so wichtige Ost-West-Verbindung - zwischen der Karl-Stiehler und Mozartstraße aufzusetzen und in einem Workshop Verbesserungen für alle Verkehrsteilnehmer, aber auch Geschäftsleute auszuarbeiten. "Was mir hier fehlt, ist die Aufenthaltsqualität und die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer", argumentierte Tania Campbell von den Grünen in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Im Bereich des Bahnhofs und der Ottostraße gebe es eine "ganz verquere Situation", so Campbell: "Autos drängen Radfahrer auf die Gehwege. Ich sehe auch, dass Parkplätze notwendig sind, aber sie könnten auch anders arrangiert werden."

Newsletter abonnieren: SZ Gerne draußen

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden zum Newsletter. Hier geht es zur Anmeldung.

Dass es auf der Ottostraße eng zugeht, bestreitet auch Bürgermeister Loderer nicht. Aber gerade diese Enge verhindere ja ein städtebauliches Konzept: "Hier ist für Städtebau schlichtweg kein Platz mehr." Außerdem gebe es auch keinen Investor, der hier großartig investieren wollte, was ein städtebauliches Konzept rechtfertigen könnte, so der Rathauschef.

Über allem aber schwebt die Deutsche Bahn und mit ihr Bund und Freistaat - respektive deren Tatenlosigkeit. Ottobrunn ist von der S-Bahnlinie in eine westliche und eine östliche Ortshälfte zerschnitten, erste Pläne für eine Untertunnelung der Bahn wurden schon in den Achtzigerjahren im Bebauungsplan aufgenommen, zudem wartet der ganze südöstliche Landkreis seit Jahrzehnten sehnsüchtig auf den zweigleisigen Ausbau der S 7. Derzeit senken sich in der Ottostraße im 20-Minute-Takt die Schranken, was gerade in den Hauptverkehrszeiten zu Staus führt. Alles, sagt Bürgermeister Loderer, hänge daher mit den weiteren Plänen der Deutschen Bahn und der Politik für die S-Bahntrasse zusammen. "Aber ich habe schon seit 2018 nichts Substanzielles mehr von der Bahn gehört", kritisiert der Bürgermeister.

Konkret sind lediglich die Pläne für die technische Aufrüstung der beiden Bahnübergänge in Ottobrunn, die in nächster Zeit angegangen werden soll und jeweils mehrere Monate in Anspruch nehmen wird, was den Verkehrsdruck in der ohnehin schon belasteten Straße noch einmal erhöhen dürfte. Zudem habe er von der Bahn vernommen, dass auch noch das Gleisbett der S-Bahn ausgetauscht werden muss. "Wie das alles zusammenpasst, kann ich mir nicht erklären", sagte der Bürgermeister mit Blick auf die Bahn, aber auch Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU), die mit Loderer im Kreistag sitzt. "Ich bekomme keine Antworten."

Antragsstellerin Campbell erklärte, sie verstehe die meisten Erklärungen Loderers und auch die ablehnende Haltung zu einem städtebaulichen Konzept. Ihr gehe es um punktuelle Verbesserungen, etwa bei der Parkplatzsituation und für alle Verkehrsteilnehmer. "Vor allem für die Schwächeren. Ich wünsche mir, dass die Situation in der Ottostraße gerechter, schöner und einfacher wird", sagte die Grüne.

Dass Parkplätze, vor allem rund um den Bahnübergang, einfach anders arrangiert oder gar versetzt werden könnten, sei aber derzeit nicht möglich, entgegnete Loderer. Die Gemeinde habe zwar die Grundstücke, auf denen sich die Parkmöglichkeiten befinden, Anfang der Achtzigerjahre eben genau wegen der Pläne für eine Untertunnelung der Bahn erworben, und diese Stellplätze seien wegen des notwendigen Stellplatz-Nachweises für die dortigen Geschäfte auch notwendig. Aufgelöst werden könnten diese aber erst, wenn eine Untertunnelung der Bahn oder eben eine Tieferlegung der S-Bahn kommt, das sei damals notariell festgelegt worden, sagte Loderer. Und da müsste die Bahn mitspielen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5318313
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.06.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.