Ottobrunn:Motorrad statt Rollator

Ottobrunn: Sie fahren nicht allzu viele Kurven und bleiben auf ihren Touren immer nah beinander: die Ottobrunner Motorrad-Senioren.

Sie fahren nicht allzu viele Kurven und bleiben auf ihren Touren immer nah beinander: die Ottobrunner Motorrad-Senioren.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Im Haus der Senioren gibt es eine sehr aktive Gruppe von Zweiradfans

Von Tatjana Tiefenthal, Ottobrunn

Die Motorradfreunde vom Haus der Senioren in Ottobrunn haben im September ihre jährliche Reise unternommen. Seit 2019 sind die zwischen 60 und 80 Jahre alten Motorradfahrer jeweils eine Woche im Jahr mit ihren Maschinen unterwegs. Dieses Jahr ging es nach Österreich. Von ihrer Unterkunft in Berg im Drautal in Kärnten aus wurden täglich Tagesfahrten unternommen, unter anderem zum Großglockner. Insgesamt legte jeder von ihnen mehr als 1400 Kilometer zurück.

"Die Motorradfreunde sind zwar im Haus der Senioren beheimatet, sind aber sehr aktiv", sagt Ingeburg Date, die die Gruppe im Jahr 2018 gegründet hat. Man denke beim Namen der Einrichtung an Rollatoren, doch es gebe noch viele sehr aktive Senioren. Außer den Motorradtouren werden auch viele Wander- und Fahrradausflüge angeboten. Die 61-Jährige Date erklärt: "Wir wollen uns gegen das Klischee wehren, das das Wort Senioren bei vielen Menschen hervorruft."

Walter Tomtschko ist der Tourguide der Gruppe; der 74-Jährige plant vorab die Strecken und kümmert sich um die Unterkunft. "Der Schwierigkeitsgrad der Strecke muss so gewählt sein, dass jeder mitfahren kann, aber es nicht zu langweilig ist", sagt Tomtschko. Insbesondere dürfe die Strecke nicht zu kurvenreich sein, obwohl man in die Berge fährt. Außerdem müsse die Kilometeranzahl pro Tag für alle gut zu schaffen sein. "Feste Pausen, spätestens nach zwei Stunden sind wichtig. Beim Motorradfahren dehydriert man schnell", erklärt er weiter.

Die Mitglieder schätzen die Gemeinschaft, viele von ihnen waren schon vorher in Motorradgruppen, die sich jedoch im Rentenalter auflösten. "Das Beste an der Reise war die Truppe", meint der 70-jährige Reinhold Löffler. "Wir hatten immer was zu lachen, es war eine lustige Clique." Es habe nie ein böses Wort gegeben, sondern nur Spaß und Freude. Genau dafür fahre er am liebsten in Gruppen. Nicht alleine zu fahren, ist auch eine Sicherheitsmaßnahme. "Wir fahren versetzt hintereinander mit gleichmäßigen Abständen, sodass sich kein Auto dazwischen setzen kann", erklärt Tomtschko. So könne die Gruppe nicht auseinandergerissen werden und die Unfallgefahr sinke. "Wir schauen immer, dass wir die Gruppe zusammenhalten. Wir fahren gemeinsam los und kommen gemeinsam zurück."

"Das Wichtigste ist natürlich, heil wieder zu Hause anzukommen", sagt Date. "Zum Glück gab es dieses Jahr keine Begegnung mit einem Wildtier." Letztes Jahr hatte es einen Unfall mit zwei Hirschen gegeben. Aufgeschreckt von Erntefahrzeugen sprangen sie plötzlich auf die Straße. Der Fahrerin sei außer blauen Flecken nicht viel passiert, aber das Motorrad war nicht mehr fahrtüchtig. Ein daheimgebliebener Motorradfreund fuhr die über 200 Kilometer nach Tschechien und holte die Maschine ab. "In solchen Situationen wird der Zusammenhalt der Gruppe spürbar. Man kann sich aufeinander verlassen", weiß Date. Dieses Jahr war man vorbereitet: Ein Auto begleitete die Reise, nur für den Fall. Ingeburg Date konnte dieses Jahr erstmalig nicht mitfahren: "Ich hatte es im Kreuz und die Vibration beim Fahren hätte den Schmerz verstärkt. Mein Körper hat einfach nein gesagt und ich musste mit zwei weinenden Augen zu Hause bleiben." Doch nächstes Jahr will sie wieder dabei sein. Die Gruppe wird noch abstimmen, ob es nach Kärnten oder Südtirol gehen soll. Ans Aufhören denkt niemand. "Mit dem Motorrad fahren höre ich erst auf, wenn ich sterbe", lacht Löffler.

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