Ottobrunn:Meister und Schüler im Gleichklang

Ottobrunn: Der evangelische Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr widmet seinem ehemaligen Lehrer in Ottobrunn ein besonderes Programm.

Der evangelische Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr widmet seinem ehemaligen Lehrer in Ottobrunn ein besonderes Programm.

(Foto: Catherina Hess)

Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr spielt bei den Ottobrunner Orgelkonzerten Stücke seines Lehrers Maximilian Helmschrott

Von Angela Boschert, Ottobrunn

Interpret und Komponist treffen sich am Sonntag in der Michaelskirche Ottobrunn, wo Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr Orgelwerke des in Ottobrunn lebenden Komponisten Robert Maximilian Helmschrott interpretiert. Anlass sind die 23. Ottobrunner Orgelkonzerte, die alljährlich im Oktober an der 1995 erbauten Riegerorgel gegeben werden.

Bei dem Konzert begegnen sich Schüler und Lehrer. Denn Helmschrott, der im August seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, war Musiktheorielehrer von Knörr an der Musikhochschule München. Beide verbindet eine "warmherzige, menschlich innige Freundschaft", so Helmschrott, die begann, als Knörr sein Studium aufnahm. Seinem Lehrer fiel der Student schnell als "außerordentlich begabt" auf. "Knörr brachte nicht nur Glaube als evangelischer Christ, sondern insbesondere einen starken Glauben an die Kraft der Musik mit, an ihre Wirkung. Denn geistliche Musik im Kirchenraum hat nicht nur eine funktionale Aufgabe im Gottesdienst, sie ist auch Verkünderin der frohen Botschaft." In diesem Sinn sei Knörr, der bereits im ersten Semester für alle 669 Lieder des Kirchengesangbuches die dazugehörige Nummer habe nennen können, ein Vorbild für die Kirchenmusikpraxis, sagt Helmschrott: "Er hat mehrere meiner Orgelkompositionen angeregt."

Der aus Ansbach stammende Knörr hat das ausgewählte Programm in Ottobrunn süddeutschen Orgelmeistern gewidmet. Seit Februar vergangenen Jahres hat er als Landeskirchenmusikdirektor die Oberaufsicht über alle musikalischen Entwicklungen der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern und will nach und nach alle 126 Kantoren besuchen. Dabei geht es ihm ums Kennenlernen. Denn "jede Stelle ist anders, und ich will die im Laufe meiner Amtszeit sehen", sagt Knörr.

Zwar sei Musikmachen keine Hauptaufgabe des Landeskirchenmusikdirektors, aber er nehme gerne die Gelegenheit war, als Interpret nach Ottobrunn zu kommen, sagt er. Von Helmschrott hat Knörr Werke ausgewählt, die nach Meinung ihres Schöpfers "alle auch im Rahmen einer Gottesdienstliturgie erklingen können". So folgen auf den "Introitus" des barocken Nürnberger Organisten Valentin Dretzel "Drei Stücke in Memoriam I. S.", die Helmschrott 1971 improvisierte, als ihn auf der Orgelbank sitzend die Nachricht vom Tod Igor Strawinskys erreichte. Die Erinnerung an Strawinsky spielt im Hause Helmschrott eine große Rolle, berichtet Knörr. Im dritten dieser Stücke greift Helmschrott Strawinskys Vorliebe für ostinate Rhythmen auf, nachdem er im vorangehenden "Trio" freitonale Harmonik mit Bachscher Rhetorik - sozusagen Meister und Vorbild - verbindet. Zurück nach Ottobrunn führt das Stück "Battesimo" (Taufe). Helmschrott selbst erzählt, wie er in der Kirche Albertus Magnus in Ottobrunn Orgel übte, als er sein Spiel wegen einer Taufe unterbrechen musste. Er habe angeboten, zum Einzug und zum Auszug etwas zu spielen. Die entstandene Improvisation schrieb Helmschrott wie bei vielen seiner Werke im Nachhinein auf. Ob er auch "Katochus" ursprünglich improvisiert hat? In dessen Motiv setzte er den Vornamen seiner Mutter Elisabeth musikalisch um und spielte es ihr zum 88. Geburtstag.

Knörr kontrastiert die Kompositionen seines Lehrers mit Orgelstücken von Johann Pachelbel, der wie der anfangs gespielte Dretzel Organist in St. Sebald in Nürnberg war und als Wegbereiter für Johann Sebastian Bach gilt. Darunter die "Aria sebaldina" aus dem "Hexachordum Apollinis", das als Gipfel von Pachelbels Werk angesehen wird. Knörr wird auch über Kirchenliedwünsche aus dem Zuhörerkreis improvisieren, bevor er das Konzert mit Helmschrotts "Finis" (1990) beendet. Seine wie Knörrs musikalische Botschaft "Freut euch" zieht sich durch den Ottobrunner Konzertabend mit der Begegnung von Lehrer und Schüler, Komponist und Interpret.

Orgelkonzert und Bekanntgabe des Ergebnisses der Kirchenvorstandswahl am Sonntag, 21. Oktober, von 17 Uhr an in der Michaelskirche, Ganghoferstraße 26, Ottobrunn. Der Eintritt ist frei.

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