Ottobrunn:Kein Zuschuss für Kompetenzanalyse

Die Gemeinde lehnt Beitrag zu einem Angebot für Flüchtlinge ab

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Pioniergemeinde. Diesen neuen Titel hätte sich der FDP-Gemeinderat Gerald Kunzmann für Ottobrunn gewünscht. In einem Antrag hatte Kunzmann dies mit seinem Parteifreund Axel Keller so formuliert und die Kollegen aufgefordert, das neu gegründete Arrive Institute des Ottobrunners Helmut Blank finanziell zu unterstützen. Die Initiative bietet sogenannte Kompetenzanalysen für Flüchtlinge an, mit denen die Schutzsuchenden schneller und vor allem sinnvoller in Ausbildung gebracht und in den Arbeitsmarkt des Landkreises integriert werden sollen.

Vorerst aber wird die Gemeinde Ottobrunn keine Vorreiterrolle bei der Unterstützung des Projektes übernehmen. Der Hauptausschuss sprach sich mehrheitlich gegen eine Bezuschussung der Kompetenzanalysen der Flüchtlinge in Ottobrunn aus - auch mit dem Hinweis, die Stabsstelle Asyl im Landratsamt habe sich auf Anfrage von Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) dagegen ausgesprochen. Unter anderem mit dem Argument, dass alle anderen Kommunen des Landkreises dies ebenfalls so handhaben würden.

Gerald Kunzmann sagte, das Projekt Arrive sei ein wichtiger Baustein bei der Integration der Flüchtlinge in die Berufswelt - und zitierte dabei wie selbstverständlich Bürgermeister Loderer und Landrat Christoph Göbel, die dies am Sonntag unisono ebenfalls so formuliert hatten. Die Kosten der Kompetenzanalyse, die von der Stabsstelle gemeinsam mit dem Jobcenter des Landkreises und dem Arrive Institute organisiert wird, teilen sich im Normalfall der Landkreis (15 Euro) und der Flüchtling (ebenfalls 15 Euro). Der Landkreis hat zudem festgelegt, dass die Kosten des Schutzsuchenden mindestens zehn Euro betragen müssen. Und diese Lücke von fünf Euro für den Teilnehmer an der Analyse, die etwa entstehen könnte, wenn er keine Privatperson oder Firma als Sponsor findet, wollte Kunzmann durch die Gemeinde stopfen lassen. "Das wäre ein kleiner Beitrag, aber ein wichtiges Zeichen", sagte Kunzmann. "Und eine Gemeinde muss damit anfangen. Es wäre mehr als nur Absichtserklärungen." Die Kosten, sagte Kunzmann, würden sich auf etwa 1000 Euro belaufen - wenn alle Flüchtlinge in Ottobrunn mitmachten.

Loderer und auch SPD-Fraktionschefin Ruth Markwart-Kunas verwiesen indes auf die ohnehin schon laufenden Aktivitäten der Gemeinde bei der Unterbringung und Integration. "Außerdem könnten wir dadurch Neid schüren", sagte Loderer. "Ein Flüchtling aus einer anderen Gemeinde könnte sagen: Warum bekomme ich diese fünf Euro nicht?" Zudem würde Ottobrunn damit Druck auf die anderen Kommunen des Landkreises ausüben.

Einig waren sich alle Beteiligten, dass verstärkt Unternehmen mit ins Boot geholt werden sollen. Den geforderten Eigenbeitrag für Flüchtlinge bewerteten ebenfalls alle Fraktionen positiv. "Was nichts kostet, ist auch nichts", sagte Markwart-Kunas.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: