Ottobrunn:Historische Tiefenschärfe

Ottobrunn: Jan Murken, Leiter des König-Otto-von- Griechenland-Museums.

Jan Murken, Leiter des König-Otto-von- Griechenland-Museums.

(Foto: Claus Schunk)

Gemeinde Ottobrunn gedenkt König Ottos von Griechenland anlässlich seines 200. Geburtstages

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Hermann Rumschöttel, Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, weiß als Historiker, dass es nicht möglich ist, die Gegenwart bei einem Blick auf das Vergangene auszublenden. "Bayern und Griechenland, das ist viel mehr als die politischen Dissonanzen, die wirtschaftlichen Verwerfungen und der Austausch von manchmal recht unfreundlichen Urteilen und Vorurteilen in unseren Tagen", schreibt der Neubiberger Rumschöttel in seinem Geleitwort für das neueste Werk des Münchner Autoren Reinhold Friedrich. "König Otto von Griechenland - Die bayerische Regentschaft in Nauplia 1833/34" lautet der Titel des umfassenden Werkes über den bayerischen Monarchen auf dem Thron der Hellenen.

"Griechenland und Bayern, das ist ein Verhältnis mit erheblicher historischer Tiefenschärfe", schreibt Rumschöttel weiter. "Das sind staatliche, kulturelle und persönliche geschichtliche Beziehungen mit nachhaltigen Wirkungen, von denen nicht wenige bis ins Heute reichen."

Nur zwei Jahre dauerte die Regentschaft des Wittelsbacher Prinzen Otto in Griechenland. In der Gemeinde Ottobrunn, die den Namen des Monarchen trägt, wird am Montag, 1. Juni, von 19.30 Uhr an des 200. Geburtstages Ottos gedacht. Mit einem Festakt im Ratssaal des Wolf-Ferrari-Hauses, unweit des König Otto Museums, das vor allem dank des unermüdlichen Einsatzes von Jan Murken weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus Bedeutung erlangt hat. Murken wird an diesem Abend das Leben des Königs der Hellenen, der sich im Alter von 16 Jahren vor seiner Abreise nach Griechenland auf Ottobrunner Gemeindegebiet von seinem Vater Ludwig I. von Bayern hatte verabscheiden müssen, das Leben und Wirken des Regenten vorstellen.

Welch enorme Aktualität die zwei Jahre Ottos in Nauplia, der damaligen provisorischen Hauptstadt Griechenlands und heutigen Partnerstadt Ottobrunns, nach wie vor besitzen, wird anschließend Reinhold Friedrich mit der Vorstellung seines neuen Werks beleuchten. Ein Band, der tief eintaucht in die soziale und politische Bedeutung des bayerischen Königs und den von ihm eingeleiteten Aufbruch des Landes in die Moderne. "Es ist gut, die aktuelle Hektik in der 'Causa Griechenland' durch einen Blick in die Geschichte zu relativieren, zu beruhigen, und auf diesem Wege zu ausgewogeneren Urteilen zu finden", schreibt Hermann Rumschöttel. Reinhold Friedrich leistet dabei seinen Beitrag. Mit einem Blick in die Vergangenheit, der das Heute nicht ausblendet.

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