Planspiel Landtag:Kein Lehrbeispiel für Demokratie

Planspiel Landtag: In Ottobrunn wirft Claudia Köhler dem AfD-Mann vor, schon Grünen-Veranstaltungen gestört zu haben.

In Ottobrunn wirft Claudia Köhler dem AfD-Mann vor, schon Grünen-Veranstaltungen gestört zu haben.

(Foto: Claus Schunk)

Die Grünen-Politikerin Claudia Köhler und AfD-Mann Andreas Winhart geraten vor Ottobrunner Gymnasiasten heftig aneinander.

Von Sophia Goldner und Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Wenn Politikerinnen und Politiker der Grünen und der AfD aufeinandertreffen, kann es ungemütlich werden. So war es auch am vergangenen Freitag, als sich die Landtagsabgeordneten Claudia Köhler (Grüne) aus Unterhaching und Andreas Winhart (AfD) aus Rosenheim im Ottobrunner Gymnasium bei einer Podiumsdiskussion begegneten. Nach der Veranstaltung standen zwei Vorwürfe im Raum: Köhler bezichtigte Winhart der Lüge, der AfD-Landtagsabgeordnete zog wiederum die Glaubwürdigkeit der Grünen-Politikerin in Zweifel.

Planspiel Landtag: Die drei Abgeordneten Claudia Köhler (Grüne), Andreas Winhart (AfD) und Natascha Kohnen (SPD) diskutierten zum Abschluss des Planspiels "Der Landtag sind wir!" vor Schülern am Gymnasium Ottobrunn (von links).

Die drei Abgeordneten Claudia Köhler (Grüne), Andreas Winhart (AfD) und Natascha Kohnen (SPD) diskutierten zum Abschluss des Planspiels "Der Landtag sind wir!" vor Schülern am Gymnasium Ottobrunn (von links).

(Foto: Robert Haas)

Eigentlich sollte es bei der Diskussion vor nahezu 60 Schülerinnen und Schülern, an der auch die SPD-Landtagsabgeordnete Natascha Kohnen aus Neubiberg teilnahm, darum gehen, den Jugendlichen im Rahmen des vom bayerischen Landtags und der Forschungsgruppe Jugend und Europa am Centrum für angewandte Politikforschung (CAP), politische Entscheidungsprozesse innerhalb der Landespolitik nahezubringen; seit 2006 gibt es das sogenannte Planspiel "Der Landtag sind wir!", bei dem im Wechsel Schüler ins Maximilianeum oder Landespolitiker zum Austausch in Schulen kommen.

Der Vorwurf: Die Abgeordnete habe die "radikale Antifa-Szene" in ihr Büro eingeladen

In Ottobrunn allerdings dauerte es nicht lange, bis die Grüne Köhler und der AfD-Mann Winhart aneinander gerieten. In der Fragerunde mit den Schülern ging es darum, wie viel Kritik sich Politiker vom politischen Gegner gefallen lassen müssen. Die Unterhachingerin Köhler, die auch Betreuungsabgeordnete ihrer Partei für den Landkreis Rosenheim ist, wandte sich dabei direkt an Winhart: Dieser, so Köhler, habe selbst schon Veranstaltungen der Grünen in Rosenheim mit Gleichgesinnten und Fahnen gestört; dabei sei sogar der Hitlergruß gezeigt worden - allerdings nachweislich nicht von Winhart.

Der AfD-Abgeordnete sagte, auch die AfD habe bei Veranstaltungen schon Gegendemonstrationen erlebt. Dann konfrontierte Winhart Köhler mit einer Veranstaltung, die am Tag vor dem Planspiel in Ottobrunn seiner Kenntnis nach im Büro der Rosenheimer Grünen in der Papinstraße stattgefunden haben soll. Köhler, so der AfD-Mann, habe dort offenkundig zu einer parteipolitischen Veranstaltung eingeladen, Thema sei das Bündnis "No AfD Rosenheim" unter Anwesenheit von Mitgliedern der "radikalen Antifa-Szene" gewesen. Köhler dementierte, dass es eine solche Veranstaltung überhaupt gegeben habe. Moderatorin Liliane Vettori, unterbrach den Disput schließlich.

"Das ist eine glatte Lüge", sagt die Abgeordnete aus Unterhaching

Darauf nachträglich angesprochen, bestreitet die Grüne, die aufgrund ihrer Tätigkeit als Betreuungsabgeordnete enge Verbindungen zu den Rosenheimer Parteifreunden hat, am Donnerstagabend in Rosenheim gewesen zu sein. "Das ist eine glatte Lüge, ich war an dem Abend zuhause in Unterhaching. Mein Mann kann das auch bezeugen", beteuert die Landtagsabgeordnete auf SZ-Nachfrage. "Man kann auch leicht Claudia Köhler und Rosenheim googeln und sehen, dass es keine Veranstaltung mit mir gegeben hat." Ebenfalls auf Nachfrage schickt Winhart den Screenshot einer Einladung des Bündnisses "No AfD Rosenheim" mit dem Titel: "(nazifrei) Morgen (Donnerstag): No AfD Treffen". Darin ist weiter zu lesen: "Aber Achtung der Ort hat sich geändert. Wir treffen uns: Die Grünen Büro. Papinstraße 1." Der SZ sagt Winhart, er bezweifle, dass ein solches Treffen zu Köhlers Abgeordnetentätigkeit gehöre.

Die Echtheit des Screenshots kann die SZ nicht überprüfen. Ein direkter Hinweis auf eine Teilnahme von Köhler an dem Treffen ist darin nicht vermerkt, auch taucht sie weder als Absenderin noch Empfängerin auf. Von den Grünen in Rosenheim war am Dienstag keine Auskunft zu erhalten.

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