Ausstellung:Faible fürs Absurde

Ausstellung: Zwischen absurden Bilderwelten: Walter Kulla im "Treffpunkt Kunst".

Zwischen absurden Bilderwelten: Walter Kulla im "Treffpunkt Kunst".

(Foto: Claus Schunk)

Der Künstler Walter Kulla setzt seine Inspirationen originell und frei von akademischer Prägung um. In Ottobrunn sind mitunter grotesk-märchenhafte Werke in der Ausstellung "Tiere und Typen" zu sehen.

Von Udo Watter, Ottobrunn

Manchmal ist der Titel zuerst da. Das Bild "Cool in the Pool" etwa, das gleich ein Hingucker ist, wenn man die aktuelle Ausstellung im Ottobrunner "Treffpunkt Kunst" besucht, ist inspiriert vom gleichnamigen Song des avantgardistischen Krautrockers Holger Czukay. Das Kopfkino des Künstlers Walter Kulla ging beim Gestalten mit Pinsel und Spachtel freilich ganz eigene Wege, er dachte nicht ans Abkühlen nach heißem Tanz, sondern an das Imponiergehabe männlicher Pubertierender im Schwimmbad - das in der persönlichen Erinnerung oft in Peinlichkeiten mündete.

So malte er den Protagonisten in der Mitte des Bildes zwar, farblich betrachtet, als Lichtgestalt, als große Leuchte entpuppt der sich aber bei seinem Sprung ins Wasser nicht. Zum einen macht er nicht Bella Figura, zum anderen wartet am Beckenrand ein Krokodil. Und dann guckt bei ihm auch noch was aus der Badehose raus, was der Künstler in leicht bairischer Färbung "Zipfel" nennt.

Seit rund einem Jahr ist Walter Kulla Mitglied im Kunstverein Ottobrunn. Der gebürtige Münchner, der im Brotberuf als selbständiger Handwerker arbeitet, ist kreativer Autodidakt und hat früher auch als Bassist in einer Band gespielt. Bildnerisch tätig war er auch schon viele Jahre, wie er erzählt, aber an die Öffentlichkeit zu gehen, hat er sich lange nicht getraut. Jetzt zeigt er seine Werke in einer Soloausstellung unter dem Titel "Tiere und Typen" - und ein Besuch lohnt sich allein schon deshalb, weil der 64-Jährige seine Inspirationen gleichsam unbeeinflusst von akademischen Vorgaben umsetzt, dafür originell und mit Faible fürs Absurde.

"Cool in the Pool" ist jedenfalls ein Bild, das in seiner formalen wie farblich-kontrastiven Komposition die erste Pflicht der Kunst erfüllt: den Betrachter in seiner Fantasie anzuregen. Ist der Sprung in den schwarzen Pool zugleich ein Sprung in die essenzielle Dunkelheit? Oder ist alles viel harmloser? Ist das Krokodil nur netter Beobachter am Beckenrand?

Ausstellung: Das Krokodil wartet am Beckenrand: "Cool in the Pool".

Das Krokodil wartet am Beckenrand: "Cool in the Pool".

(Foto: Claus Schunk)

Kulla, der in Oberschleißheim aufgewachsen ist und in Waldperlach lebt, ist stilistisch nicht fest zu machen, Pop-Art, dadaistische Einflüsse und ein Hang zur Collage sind nicht zu übersehen. "Man muss nicht alles todernst nehmen", sagt Kulla. Im Werk "Was denkst du gerade?" sind viele gemalte Motive auf den Kopf gestellt, dazwischen Papier-Schnipsel von Kühen und King Kong. Hm. Was soll man da denken? Daneben hängt das Bild "Nein" - der Titel in großen Lettern. Eine generelle Absage an die Welt? Beim Gestalten wurde jedenfalls in "Nein" sublim gewütet, mit der Lötlampe und dem Cutter. Der Titel ist indes nicht immer zuerst da. Wie bei "Piep", ursprünglich ein schwarz-blaues Abstraktum. Irgendwann erschien das Motiv Kulla wie ein Teich und er stellte sich Vögel im Schilf dazu vor. Die malte er nicht, sondern würdigte sie mit der Buchstabenfolge "Piep". Der kreative Prozess ist bei ihm eher unbewusst: "Es entsteht von sich aus."

Er arbeitet viel mit Spachtel und Pinsel, malt mehrschichtig mit Acrylfarben und verwendet auch Holzkohle, Wolle oder eine Basssaite, um Dreidimensionalität zu erzielen. Der Humor, der in den Werken wirkt, ist mitunter düster. Das von einem Horrorfilm inspirierte "The Fly" in dicken pastosen Farben oder das stilistisch ähnliche "Dangerous in the Kitchen" mit seinen Insekten entwickeln einen leicht albtraumhaften Sog. Der Besucher mag eventuell nicht zu jedem Werk einen hohen ästhetischen Zugang finden, aber generell ist es eine spannende Ausstellung geworden. Oder wie Rainer Binsch, der Vorsitzende des Kunstvereins Ottobrunn, es ausdrückt: "Das ist mal was ganz was anderes."

Die Ausstellung ist geöffnet donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. Sie läuft bis 27. Mai.

Zur SZ-Startseite

Spielwelt
:Gemeinsam gegen analoge Monster

Im "Heldenverlies" in Kirchheim können Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen, um zusammen Rätsel zu lösen und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Aber auch Junggesellenabschiede finden hier statt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: