Kinder und Corona:"Man sieht, dass die Fitness gefehlt hat"

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Fußballtraining war für Kinder in den vergangenen zwei Jahren zum Teil gar nicht oder nur mit großem Abstand möglich. (Foto: Robert Michael/dpa)

Thomas Nölle bereitet in Ottobrunn eine Fußball-Jugendmannschaft auf die Saison vor. Ein Gespräch über die Lockdown-Folgen, Quarantänefälle und warum es wichtig ist, im Training auch mal Schmarrn zu machen.

Von Daniela Bode, Ottobrunn

Der Winter ist fast vorbei. In vielen Fußballvereinen wird wieder trainiert. So auch beim FC Ottobrunn, wo Mädchen von der F- bis zur B-Jugend und Jungen von der F- bis zur C-Jugend jede Woche zum Kicken kommen. Die SZ sprach mit Thomas Nölle, 51, der dort eine C-Jugend-Mannschaft trainiert, darüber, wie seine Jungs körperlich drauf sind und ob ihnen die coronabedingten Trainingspausen noch nachhängen.

SZ: Wie fit sind die Kinder nach diesem Winter?

Thomas Nölle: Der Fitnesszustand ist in Ordnung. Wir haben den Winter über regelmäßig zweimal die Woche auf dem Kunstrasen trainiert. Jetzt haben wir öfter Ausfälle, weil immer wieder jemand in Quarantäne ist. Das macht sich schon bemerkbar, wenn einer zwei oder drei Wochen nicht da war.

Thomas Nölle trainiert eine C-Jugend-Mannschaft beim FC Ottobrunn. (Foto: privat)

Merkt man den Jungs die Pausen wegen der Lockdowns voriges Jahr bei Ausdauer und Kraft noch an?

Ja, das merkt man auf jeden Fall. Man sieht, dass die Fitness gefehlt hat. Manche haben auch an Gewicht zugelegt. Da hat es keinen Sinn, nur auf die Leistung zu schauen. Zum Teil musste ich das Training anpassen. Es ging auch darum, mal gemeinsam Schmarrn zu machen. Da hat man als Trainer auch eine soziale Verantwortung.

Und jetzt hat sich das wieder gelegt?

Ja, das hat sich wieder eingependelt. Eigentlich schon seit dem Frühjahr voriges Jahr. Wir hatten keine Ausfälle im Spielbetrieb. Bei Kindern, die an Gewicht zugelegt hatten, habe ich auch mit den Eltern gesprochen. Dass sie kein Spezi, dafür lieber Schorle trinken sollten zum Beispiel. Manche haben auch in den Sommerferien zusätzlich trainiert.

Wie könnten die Kinder durch die passende Ernährung ihre Fitness unterstützen?

Das hängt vom Alter ab. 13-, 14-Jährige wie in der C-Jugend müssen eher viel essen, weil sie viel wachsen. Spezielle Diäten sind für Jugendliche noch nichts. Ich finde es wichtig, dass die Kinder auf die Getränke schauen und Wasser und Schorlen trinken statt Spezi. Sie sollen auf ein normales, buntes Essen achten, mit Gemüse, Obst und wenig Fetten und Zucker.

Haben Sie Tipps, wie die Kinder auch zu Hause und im Alltag trainieren können?

Da sind die sozialen Medien ein Segen. Man findet bei Youtube viele Übungen. Auch beim Bayerischen Fußballverband gibt es viele Trainingsvideos, passend für jede Altersklasse. Ich mache mit meinen Jungs Kräftigungsübungen, die ich ihnen auch ausgedruckt habe und die sie dann auch zu Hause machen können. Bei den 13-, 14-Jährigen sollte das noch ohne Gewichte sein. Sie sollten nur mit dem eigenen Körpergewicht trainieren. Also solche Übungen wie Liegestütz, Seitstütz und Unterarmstütz.

Weil jede Woche Kinder in Quarantäne sind: Stellen Sie für Spiele jetzt immer alle für den Kader auf?

Momentan verzichte ich noch auf Freundschaftsspiele. Ich vermeide das wegen der Infektionsgefahr und möchte kein unnötiges Risiko eingehen. Außerdem spielen wir auf dem Großfeld, da bräuchte ich mit Auswechselspielern 13 oder 14 Spieler. Die bekäme ich momentan wegen den Quarantänefällen gar nicht zusammen.

Was wünschen Sie sich am meisten für diese Saison?

Dass sie problemlos stattfindet und keine Spiele abgesagt werden. Mir ist kein einziger Fall bekannt, wo sich bei uns ein Kind beim Training oder bei einem Spiel angesteckt hat. Ich wünsche mir, dass wir richtig schönen Fußball spielen können. Für die Kinder ist das Training ein Anker in dieser Zeit, wo sie ihren Dampf ablassen können.

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