Ottobrunn:Kicken auf Olivenkernen

Ottobrunn: Der bestehende Kunstrasenplatz am Ottobrunner Haidgraben wird im kommenden Jahr saniert.

Der bestehende Kunstrasenplatz am Ottobrunner Haidgraben wird im kommenden Jahr saniert.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Die Ottobrunner Sportvereine TSV und FC bekommen einen zweiten Kunstrasenplatz. Damit soll der Trainingsbetrieb auch im Herbst und Winter gesichert werden.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Für die Fußballer des TSV und FC Ottobrunn ist es ein verspätetes Weihnachtsgeschenk: Die Gemeinde baut nun doch noch in diesem Jahr westlich des Haidgrabens ein zweites, modernes künstliches Spielfeld, das den Kickern auch im Herbst und Winter einen durchgängigen Trainings- und Spielbetrieb ermöglichen soll. Dort wird einer der beiden Plätze mit Naturrasen in einen Kunstrasenplatz umgewandelt. Zudem hat der Gemeinderat am Mittwoch beschlossen, den bereits bestehenden Platz 2024 zu sanieren und beide Spielfelder mit einer LED-Flutlichtanlage auszustatten.

Die Zustimmung zu dem Projekt, das die CSU im Gemeinderat vor vier Jahren beantragt hatte, war vor der Sitzung am Mittwochabend nicht zu erwarten gewesen. Der Bauausschuss des Gemeinderats hatte den Bau eines zweiten Kunstrasenplatzes in der Vorwoche bei Stimmengleichheit noch abgelehnt.

Die beiden Sportvereine wandten sich danach noch einmal mit einem Schreiben an die Gemeinderäte, in dem sie aufzeichneten, wie dringend ein weiterer Platz aus ihrer Sicht gebraucht wird. SPD-Gemeinderat Martin Bruno Radig, der auch zweiter Vorsitzender des TSV ist, brachte im Gemeinderat die Nöte der beiden Klubs noch einmal vor. Der Bedarf an zusätzlichen Trainingsmöglichkeiten der Vereine mit ihren 30 Mannschaften und mehr als 700 Mitgliedern wachse stetig, so Radig, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Im Herbst und Winter aber seien die Plätze mit Naturrasen oft nicht bespielbar und gesperrt, was den Trainingsbetrieb stark einschränke. Ein weiterer Kunstrasenplatz würde aber nicht nur die Trainingskapazitäten erweitern, sondern sei auch für Punktspiele geeignet, plädierte Radig für den etwa eine Million Euro teuren Platz.

"Wir haben ganz andere Probleme", heißt es von den Grünen

Vor allem sein Plädoyer für die Kinder- und Jugendarbeit in den Vereinen hat offensichtlich auch innerhalb seiner Fraktion zu einem Umdenken geführt, denn sowohl bei der SPD als auch bei den Grünen und der Bürgervereinigung Ottobrunn (BVO) gibt es nach wie vor große Bedenken wegen der prekären Haushaltslage der Gemeinde. Ruth Markwart-Kunas, die Fraktionschefin der SPD im Gemeinderat, sagte, sie habe noch immer Bauchschmerzen angesichts der Finanzlage der Kommune. Nach den ersten Haushaltsgesprächen sehe sie aber an anderen Stellen Potenziale für Einsparmöglichkeiten. Ihre Fraktion habe den Bedarf für einen neuen Platz nie angezweifelt, so Markwart-Kunas: "Und wir denken jetzt auch an die Kinder und Jugendlichen, die durch Corona gebeutelt und stiefmütterlich behandelt worden sind."

Bei den Grünen aber überwiegt weiterhin die Sorge, die Gemeinde könne sich einen neuen Platz schlichtweg nicht leisten. "Wir haben ganz andere Probleme. Wir leben in Krisenzeiten und die schlimmste Krise ist die Klimakrise", sagte deren Fraktionssprecherin Doris Popp. Zudem kritisierte sie, dass über eine finanzielle Beteiligung der beiden Vereine an dem Neubau nach wie vor nicht gesprochen worden sei. Auch die Bürgervereinigung wich von ihrer skeptischen Haltung nicht ab. "Wenn ich mir den Haushalt anschaue, nehmen wir im nächsten Jahr 20 Millionen Euro neue Schulden auf und entnehmen 16 Millionen aus den Rücklagen", sagte BVO-Gemeinderat Reinhard Pohl. "Ich halte einen Kunstrasenplatz derzeit für nicht machbar."

Mit den Stimmen von CSU und SPD fand der zweite Kunstrasenplatz, der aus Gründen des Umweltschutzes mit Olivenkern-Schrot statt Plastik verfüllt werden soll, schließlich eine Mehrheit.

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