Kunstrasenplatz:Fußballer in Unterzahl

Ottobrunn, Kunstrasenplatz am Haidgraben,

Einen Kunstrasenplatz gibt es bereits am Haidgraben in Ottobrunn. Der zweite steht nach dem Votum des Planungsausschusses auf der Kippe.

(Foto: Angelika Bardehle)

Der von den Ottobrunner Vereinen gewünschte zweite Kunstrasenplatz findet im Planungsausschuss des Gemeinderats keine Mehrheit. Grüne und ÖDP kritisieren die Umweltbelastung durch den Belag, andere Gegner die hohen Kosten der Anlage.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Dass die Fußballer des TSV Ottobrunn und des FC Ottobrunn einen zweiten Kunstrasenplatz erhalten werden, ist seit Montagabend mehr als fraglich. Der Planungsausschuss des Gemeinderats hat es abgelehnt, einen von Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) und seiner Verwaltung anvisierten Grundsatzbeschluss für den Bau eines weiteren Kunstrasenplatzes auf den Weg zu bringen.

Kritiker des Projekts führten einerseits den Umweltschutz als Argument gegen einen Kunstrasenplatz an; die robusten und nahezu ganzjährig bespielbaren Felder gelten mittlerweile aufgrund des eingestreuten Granulats als Umweltsünde. Andererseits äußerte Ratsmitglieder Zweifel, dass der angesetzte Kostenrahmen von 640 000 eingehalten werden könne.

Loderer, der den Bau eines weiteren Platzes erstmals in den Etatverhandlungen Ende vergangenen Jahres ins Spiel gebracht hatte, warb eindringlich für die Erweiterung der Sportanlagen westlich des Haidgrabens. Bei beiden Vereinen seien mittlerweile etwa 800 Kinder und Jugendliche aktiv. "Es gibt dort einen echten Engpass", sagte Loderer. "Die Sportler brauchen einen Platz, der fast das ganze Jahr bespielbar ist."

Bürgermeister Loderer gibt das Projekt nicht auf

Ein weiterer Naturplatz, ergänzte der Rathauschef, sei keine Alternative. Allerdings wollte Loderer den Grundsatzbeschluss eher als Prüfauftrag verstanden wissen, an dessen Ende eine finanzierbare Lösung stehe, die den Sportlern helfe. Loderers Plan war - und ist es -, jenes Büro mit dem Bau des Kunstrasenplatzes zu beauftragen, das bereits vor neun Jahren das erste Spielfeld errichtet hat - diese sei "als Expertenteam" gefragt für Kunstrasensysteme ohne Granulatverfüllung.

Wie sehr mittlerweile der Umweltschutzgedanke selbst beim Bau neuer Fußballplätze präsent ist, machte Elisabeth Eckerskorn (ÖDP) deutlich: "Was ist das für ein Signal in Zeiten von ,Fridays for Future', von dem wir nicht wissen, ob er funktioniert", fragte Eckerskorn. "Ich weiß nicht, ob es dieses Nice-to-have wert ist mit dem Müll und der CO₂-Bilanz."

Ihre Fraktionskollegin Doris Popp (Grüne) fragte gar, ob es überhaupt notwendig sei, dass der Fußball "ganzjährig" stattzufinden habe. "Das erschließt sich mir nicht. Ich würde es vorziehen, einen vernünftigen Naturrasen anzulegen." Ein Kunstrasen, sagte sie, sei "nicht mehr zeitgemäß". Michael Klebel (CSU) kritisierte dagegen, das ihm genauere Angaben zur Finanzierung des Projekts fehlten. "Zu den Toiletten, zur Beleuchtung. Ich glaube nicht, dass wir mit dem Geld hinkommen."

Auch Reinhard Pohl von der Bürgervereinigung bemängelte "fehlende Grundlagen für einen Grundsatzbeschluss" und wollte wissen, ob sich der TSV Ottobrunn wie beim ersten Kunstrasenplatz "in geringem Maße" beteiligen werde. Dies verneinte Loderer und verwies auf die finanzielle Situation des Vereins. SPD-Gemeinderat Martin Bruno Radig, der im TSV-Vorstand aktiv ist, bestätigte dies: "Wir können das momentan nicht tragen."

Radig stimmte für den neuen Kunstrasenplatz, ebenso wie Michael Thaumüller und Ludwig Bößner von der CSU, die vor allem das Wohl der Kinder und Jugendlichen betonten. "Wir haben immer mehr Kinder und Jugendliche in Ottobrunn und bauen unsere Krippen und Schulen aus", sagte Thaumüller. Und dies müsse auch für die weitere Infrastruktur wie Sportanlagen gelten: "Es gibt keine billigere Betreuung als Kinder auf den Fußballplatz zu schicken."

Den Einwand von SPD-Gemeinderätin Sabine Athen, es gebe in Ottobrunn auch noch andere Sportarten, die unterstützt werden müssten, konterte Bürgermeister Loderer: "Wir haben das Phönixbad, in dem unsere Kinder das Schwimmen lernen, wir sanieren aufwendig die Ferdinand-Leiß-Halle und kümmern uns um unser Stadion." Nur könne die Halle im Winter, wenn auf einem Naturrasen nicht mehr gespielt werden kann, den ganzen Betrieb nicht aufnehmen sagte Loderer. Am Ende konnte er sich aber nicht durchsetzen; acht Gemeinderäte stimmten gegen den Kunstrasenplatz, sechs dafür.

Mit dieser negativen Beschlussempfehlung wird sich am Mittwoch, 29. Mai, der Gemeinderat befassen. "Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir ein anderes Ergebnis zustande bekommen", sagt Loderer. Falls es bei der Ablehnung bleibt, werde er das den Vereinen so kommunizieren. Er macht aber auch klar: "Das kann dann schon ein Wahlkampfthema werden."

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