Stadtplanung:Vom Gewerbegebiet zum Technologie-Campus

Lesezeit: 2 min

Der neue Gewerbecampus im Modell: Eine Diagonale durch das Areal soll Ottobrunn mit dem Landschaftspark verbinden. (Foto: Henn Architekten, GIEAG Immobilien AG)

Der Ottobrunner Gemeinderat bringt die Planung für ein 85 000 Quadratmeter großes Areal am Finsinger Feld auf den Weg.

Von Daniela Bode, Ottobrunn

Der Paketdienst DHL belegt hier eine Halle, in zwei anderen Gebäuden sitzt das Unternehmen TE Connectivity, das unter anderem elektrische Steckverbinder entwickelt und herstellt. Das Gewerbegebiet zwischen Finsinger Feld und Staatsstraße 2078 in Ottobrunn ist eher unscheinbar. Das soll sich nun ändern. Denn der Investor GIEAG Immobilien, der dort nun mittlerweile 85 000 Quadratmeter Grund erworben hat, will ein modernes Campusareal als Büro- und Technologiestandort entwickeln. Für die Gemeinde ergibt sich dadurch die Möglichkeit, das gesamte Gebiet städtebaulich neu zu strukturieren und ein nachhaltig konzipiertes Gewerbegebiet zu schaffen.

Der Planungsausschuss hat am Dienstag einstimmig den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan für den Bereich gefasst, der insgesamt etwa 19 Hektar umfasst. Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) spricht von einer Bauleitplanung mit einer "für Ottobrunn herausragenden Bedeutung".

Im Lauf der vergangenen Jahre hat der Immobilieninvestor von der Firma TE Connectivity immer wieder Grundstücksteile gekauft, die die Firma nicht mehr braucht, besagte 85 000 Quadratmeter. Diese sollen nun entwickelt werden. Als Vorbereitung für den Aufstellungsbeschluss hat die Investorfirma mehrere Architekturbüros beauftragt, mit dem Ziel eines städtebaulichen Masterplans. Der Siegerentwurf stammt vom Büro Henn aus München. Entlang einer diagonalen Wegeverbindung vom südöstlichen Eck des Gebiets, die das Gemeindegebiet mit dem Landschaftspark Hachinger Tal verbindet, sollen sich verschiedene Gebäudeformen finden, unter anderem einige höhere Gebäude als markante Punkte.

Leitidee ist die Entstehung eines Campus mit verschiedenen gewerblichen Nutzungen. Zur Belebung kann sich die Investorfirma auch Gastronomie und kulturelle Nutzungen vorstellen, wie deren Vertreter Rüdiger Kühnle sagte. Es soll ein attraktives Arbeitsumfeld geschaffen werden. Die Diagonale soll im Wesentlichen dem Fuß-, Rad- und Busverkehr dienen. Angebunden werden soll das Gebiet über einen Ausbau des Knotenpunkts am Finsinger Feld und der Westumgehung. Es soll auch auf Nachhaltigkeit geachtet werden, etwa durch ressourcensparende Bauweisen und ein vielseitiges Mobilitätskonzept. Kühnle betonte auch den positiven Aspekt, man verdichte nach und schaffe mehr Gewerbeflächen, aber ohne Flächenfraß und Zersiedelung. Bestehende Nutzungen wie die Aral-Tankstelle und DHL bleiben.

Loderer zeigte sich begeistert von dem Vorhaben. Er sprach von einem "dreifachen Brückenschlag". Zwischen dem Ort Ottobrunn und dem Gewerbegebiet Finsinger Feld. Zwischen dem Gewerbegebiet und dem Landschaftspark und somit zwischen dem Ort und dem Landschaftspark. Dies sei mit der Diagonalen planerisch "genial gelöst", weil sie eine öffnende und strukturierende Funktion habe. Zudem sieht er die Chance, einen Ortsteil zu entwickeln, der Teil der Ottobrunner Identität werden kann. Die Gemeinderäte beschäftigen sich nichtöffentlich seit einem dreiviertel Jahr mit dem Thema, es wurde auch eine Arbeitsgruppe gebildet. Als Planungsziele wurden unter anderem die Schaffung neuer und die Sicherung bestehender Arbeitsplätze sowie die Verbesserung der Sichtbarkeit des Gewerbegebiets festgelegt.

Von den Grünen im Gremium kamen skeptische Stimmen, vor allem von Tania Campbell. Sie warf die Frage auf, ob sich der Bedarf an Büroflächen infolge der Pandemie nicht verringere. Kühnle sagte, man gehe nicht davon aus, dass das Büro tot sein werde nach Corona. Auch verwies er darauf, dass es im Luft- und Raumfahrtsektor viele Firmen gebe, die sich etwa in Ottobrunn erweitern wollten. Auch wisse er von Maklern, dass einige Firmen innerhalb des Münchner Südens umzögen. Campbell sah zudem keinen Sinn in der Verbesserung der Sichtbarkeit des Gewerbegebiets. Das sah Loderer anders. Er sagte, es gehe um ein Gebiet, das eine Landmarke sei und auf das man stolz sein könne. Am Ende stimmte auch Campbell, nach einer von ihr angeregten Änderung zu einem anderen Punkt, dem Vorschlag zu.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: