Süddeutsche Zeitung

Ottobrunn:Zur Rutschpartie aufs Land

Trotz hoher Energiekosten bleibt das Ottobrunner Eisstadion in diesem Winter geöffnet - und zieht auch viele Freizeitsportler aus München an.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

In Ottobrunn zieht die Eismaschine im Eisstadion am Haidgraben schon seit Oktober gemächlich ihre Kreise und präpariert die Fläche für die Cracks auf Kufen. Und sie ist gleich mehrmals am Tag im Einsatz, denn hier trainieren nicht nur die Eishockeyspieler, Eiskunst- und Eisschnellläufer für den Ligabetrieb und ihre Wettkämpfe, sondern auch Schülerinnen und Schüler der umliegenden Schulen nutzen das einzige Eisstadion im Landkreis München ebenso wie Freizeitsportler beim öffentlichen Lauf. Und vor allem letzterer erfreut sich in diesem Winter derart großer Popularität, dass die Mitarbeiter am Kassenhäusl schon manches Mal einen Aufnahmestopp verhängen mussten.

In diesen Tagen, in denen etwa der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, nahezu täglich über die Füllstände der Gasspeicher in Deutschland und die Reduzierung des Energieverbrauchs informiert, läuft das Ottobrunner Eisstadion in Volllast. Und das soll auch den gesamten Winter über so bleiben. "Wir sind sehr froh, dass uns die Gemeinde signalisiert hat, dass wir das Stadion offen lassen können", sagt Michael Guggenhuber, Vorsitzender des Eis- und Rollsport-Clubs Ottobrunn, der nur Ersco genannt wird. "Und wir hoffen, dass es auch so bleibt und wir durch den Winter kommen. Wir setzen auf die Gaspreis- und Strompreisbremse, die sicher helfen werden."

In München bleibt die einzige Eisschnelllaufbahn in diesem Winter geschlossen

Dass es sich momentan gerade beim öffentlichen Lauf am Stadioneingang staut, liegt aber nicht nur daran, dass nach den Einschränkungen durch die Corona-Auflagen wieder das reine Vergnügen auf dem Eis möglich ist; es zieht so viele Menschen aus München zum Eislaufen nach Ottobrunn wie nie zuvor - was vor allem daran liegt, dass in der Stadt die Angebote teilweise stark eingeschränkt oder gleich ganz ausgesetzt worden sind. Die einzige Schnelllaufbahn Münchens am Ostpark hat die Stadt in diesem Winter ganz dicht gemacht, um Energie zu sparen. Im Prinzregentenstadion streikt die Eismaschine, im Eislaufzentrum München-West in Pasing ist für die Öffentlichkeit zu.

Und so verlagert sich das Interesse der Münchner vielfach in den Landkreis: Aus der Landpartie wird also eine Rutschpartie auf Eis. "Es ist beim öffentlichen Lauf schon sehr viel mehr los also sonst", sagt Ersco-Chef Guggenhuber. "Und es sind sehr viele Münchner dabei, die auf uns ausweichen, das merken wir ganz klar." Aber auch so sei das Interesse am Ottobrunner Eisstadion ungebrochen und alle Zeiten würden super angenommen.

Das offenbart aber auch ein Grundproblem: Die Kapazitäten am Ottobrunner Haidgraben reichen bei weitem nicht aus, um die Nachfrage decken zu können. Alleine im vergangenen Jahr, berichtet Ersco-Vorstand Guggenhuber, habe der Verein spartenübergreifend mehr als 60 Kinder abweisen müssen, die mit Eishockey, Eiskunstlauf oder Eisschnelllauf hätten beginnen wollen. "Wir reden hier nicht davon, dass wir ein Dach brauchen oder neues Flutlicht", so der Vereinschef. "Eigentlich brauchen wir eine zweite Eisfläche." Für den Vereins-, den Schul-und auch den Freizeitsport. "Wir verstehen das schon als öffentlichen Auftrag, wir sind ja nicht nur für uns als Verein da", sagt Guggenhuber.

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