Ottobrunn:Einkauf mit Hindernissen

Ottobrunn: Repräsentative Front: der neue Teil des Einkaufszentrums Isarcenter in Ottobrunn.

Repräsentative Front: der neue Teil des Einkaufszentrums Isarcenter in Ottobrunn.

(Foto: Claus Schunk)

Der 35 Millionen Euro teure Neubau des Isarcenters überzeugt optisch, offenbart beim näheren Hinsehen jedoch einige Schwächen. Der Eigentümer verweist auf die Fertigstellung der Sanierung des Bestandsgebäudes 2024.

Von Stefan Galler, Ottobrunn

Seit der Eröffnung Anfang August erstrahlt das Isarcenter in neuem Glanz: Für 35 Millionen Euro wurde das Einkaufszentrum an der Unterhachinger Straße in Ottobrunn ordentlich aufgehübscht und mit einem neuen Anbau versehen, der deutlich mehr Platz als früher, eine moderne Glasfassade und ein Parkdeck auf dem Dach aufweist. In einem zweiten Schritt soll nun das Bestandsgebäude saniert werden, um dann von 2024 an noch mehr Geschäften Raum zu bieten.

Die Architektur ist ansprechend gestaltet, Deckenfenster lassen Tageslicht herein, kein Vergleich zum alten Isarcenter, das seit seiner Eröffnung 1971 doch ziemlich in die Jahre gekommen war. Die Württembergische Lebensversicherung als Eigentümerin hatte die Pläne schon 2017 vorgestellt und die Umbauten eine "Revitalisierung" genannt - man wolle einen modernen Anziehungspunkt am westlichen Ottobrunner Ortseingang schaffen, so die Zielsetzung damals.

Dies ist ohne Frage gelungen, Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) gefällt der neue Look der Shopping Mall: "Ich finde es gut, wir haben aber auch als Gemeinde in der Bauleitplanung viel Ehrgeiz in dieses Projekt gesteckt." Es sei geglückt, den neuen Teil des Isarcenters auf dem früheren Parkplatz in seiner "integrierten Lage städtebaulich passend" zu bauen, sagt Loderer. "Und nicht auf einer grünen Wiese wie in Brunnthal."

Die Begeisterung über den neuen Trakt war allerdings vor allem kurz nach der Eröffnung keineswegs flächendeckend: Kunden bemängelten im Internet beispielsweise eine fehlende Logik bei der Anordnung der Waren im nun 3000 Quadratmeter großen Edeka-Supermarkt, den deutlich verkleinerten Drogeriemarkt Müller oder auch die Tatsache, dass es zunächst lediglich drei Aufzüge aber kein Treppenhaus gab, die das Parkdeck mit den Läden verbanden. Vor allem für die als zu eng empfundene, unbeleuchtete Auffahrt ohne Markierungen und die lediglich 200 Parkplätze auf dem Dach, sowie den grobkörnigen Untergrund dort, der das Schieben der Einkaufswägen erschwert und die Waren wild durcheinanderrüttelt, ernteten die Planer viel Kritik.

Ottobrunn: Obergrenze Unterkante: Nur Autos bis 1,95 Meter passen durch die Auffahrt zum Parkdeck auf dem Dach der Shopping Mall.

Obergrenze Unterkante: Nur Autos bis 1,95 Meter passen durch die Auffahrt zum Parkdeck auf dem Dach der Shopping Mall.

(Foto: Claus Schunk)

Man kann derzeit mit dem Auto nur über die Daimlerstraße und Benzstraße vom Fahrrad Sperk kommend anfahren. Wegen der niedrigen Einfahrt sind nur Fahrzeuge bis 1,95 Meter Höhe zugelassen, was Pkw mit Dachträgern oder eine Reihe von Kleinbussen von vorneherein ausschließt. Kurzparkplätze im näheren Umgriff des Centers gibt es nicht. Beim Gebäude-Eigentümer Württembergische zeigt man sich überrascht, während der Bauphase hätten laut einem Sprecher auch höhere Fahrzeuge die Auffahrt benutzt. Bei der Ausfahrt wird man direkt auf die Unterhachinger Straße in Richtung Unterhaching gelenkt, will man aber ohne Umweg in die Ottobrunner Ortsmitte, muss man durch die Tankstelle neben dem Isarcenter fahren.

Bürgermeister Loderer sagt, dass man ständig dabei sei, Probleme zu erkennen und diese dann zu beheben. So werde man sich seines Wissens nach der Auffahrt schon bald annehmen, auch sei angedacht, bei den sehr zahlreichen und teilweise mit Ladestationen ausgestatteten Stellplätzen für Fahrräder vor dem Haupteingang des Centers an der Unterhachinger Straße für mehr Sicherheit zu sorgen, schließlich könnte es passieren, dass Kinder, deren Eltern die Fahrräder beladen, währenddessen auf die Straße laufen. Mittlerweile ist schon mal ein Sicherheitsband gespannt. Dass die Auffahrt für Familienbusse nicht geeignet ist, betrifft ihn als dreifachen Vater übrigens auch selbst, "seltsam" findet der Bürgermeister diese Konstellation. Eine Lösung dafür gibt es jedoch wohl erst, wenn das Bestandsgebäude saniert ist und eröffnet werden kann - laut dem Eigentümer voraussichtlich im zweiten Quartal 2024.

Ottobrunn: Alternativer Seiteneingang: Vom Parkdeck zu den Läden kommt man mit Einkaufswagen nur über drei Aufzüge. Fußgänger können seit kurzem auch ein Treppenhaus (Eingang am rechten Bildrand) nutzen.

Alternativer Seiteneingang: Vom Parkdeck zu den Läden kommt man mit Einkaufswagen nur über drei Aufzüge. Fußgänger können seit kurzem auch ein Treppenhaus (Eingang am rechten Bildrand) nutzen.

(Foto: Claus Schunk)

Dann nämlich wird die zu sanierende alte Tiefgarage wieder in Betrieb genommen, vermutlich mit einer höheren Decke, um auch den Kleinbussen eine Zufahrt zu ermöglichen. Mit dieser zweiten Parkmöglichkeit sollte auch das verkehrliche Problem mit der Zufahrt gelöst sein: Diese Tiefgarage soll - wie zuletzt seit der Sperrung des Parkplatzes - von der Unterhachinger Straße aus angefahren werden. Und auch die Aufzüge sind dann nicht mehr alternativlos, eine Rolltreppe, die man im neuen Gebäude bereits errichtet hat, wird das Einkaufscenter mit der Tiefgarage verbinden. Mittlerweile gibt es allerdings auch im Neubau eine Lösung für jene Menschen, die Lifte, gerade in Pandemiezeiten, gerne meiden: Über ein Treppenhaus, das nun mit einem kleinen Hinweisschild gekennzeichnet ist, kann man vom Parkdeck in die Ladengeschäfte gelangen, was womöglich auch Staus vor den drei Aufzügen minimiert. "Wir sind mit dem ersten Bauabschnitt fertig, aber klar ist, dass alles erst perfekt laufen kann, wenn auch der zweite Abschnitt abgeschlossen ist. Das Gesamtkonzept ist darauf ausgelegt", heißt es von Seiten des Eigentümers.

Im Neubau dominiert derweil vor allem der deutlich vergrößerte Edeka, in den nun auch ein Getränkemarkt integriert ist. Es gibt einen eigenen Fleischverkauf, dafür ist die Metzgerei Vinzenz Murr extern mit einem eigenen Laden und Imbissverkauf im Center vertreten. Zu Ärger bei vielen Stammkunden führte die Abschaffung der Käsetheke, im neuen Edeka wird nur noch plastikverpackter Käse angeboten. Andere monieren den engen Kassenbereich, der ein Rangieren mit den Wagen erschwert, auch bei den topmodernen SB-Kassen. "Der Abstand der Kassen entspricht den gesetzlichen Vorgaben", erklärt eine Edeka-Sprecherin auf Nachfrage und verweist darauf, "dass uns barrierefreies sowie freundliches Einkaufen für Familien, Senioren und Menschen mit Handikap grundsätzlich am Herzen liegt". Ein Selbsttest wirft diesbezüglich Fragezeichen auf.

Ottobrunn: Baustelle nebenan: Das alte Bestandsgebäude wird nun saniert, hier soll unter anderem ein Discounter und der dann wieder vergrößerte Drogeriemarkt unterkommen.

Baustelle nebenan: Das alte Bestandsgebäude wird nun saniert, hier soll unter anderem ein Discounter und der dann wieder vergrößerte Drogeriemarkt unterkommen.

(Foto: Claus Schunk)

Weitere Läden im neuen Bereich des Centers sind die Backstube Wünsche, der Kebab-Imbiss Gustosa, das Bistro-Café Mocca, ein Vodafone-Shop nebst Handyklinik, der Schreibwarenladen Schlötke, der Friseursalon "Oskar", ein Schuh- und Schlüsseldienst, sowie der verschlankte Drogeriemarkt Müller, der allerdings 2024 wieder auf eine größere Verkaufsfläche in das alte Gebäude zurückziehen wird.

Welche Geschäfte dort sonst noch vertreten sein werden, ist noch unklar: Generalmieter Edeka will "zu laufenden Gesprächen, deren Inhalten und künftigen Mietflächenverteilungen während des Komplettumbaus keine näheren Auskünfte geben". Wie die SZ erfuhr, soll eine Filiale des Discounters Aldi den größten Teil der Räumlichkeiten einnehmen. Auch der Schuhhändler Deichmann soll dem Vernehmen nach wieder dort einziehen. Der Betreiber einer Apotheke, die dann etwa am Samstag bis in den Abend geöffnet hat, wird offenbar noch gesucht. Die Verhandlungen mit einem Elektronikhändler sollen allerdings schon gescheitert sein. Insgesamt vergrößert sich die Ladenfläche von 6500 im alten Isarcenter nach Fertigstellung der Sanierung auf insgesamt maximal 10 500 Quadratmeter.

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