Ottobrunn:Die Kunst des unterhaltsamen Zuhörens

Ottobrunn: BR-Moderator Thorsten Otto

BR-Moderator Thorsten Otto

(Foto: Claus Schunk)

Mit Radio-Moderator Thorsten Otto hat Ruth Eder beim 70. Ottobrunner Kulturstammtisch einen Interview-Profi zu Gast

Von Hannes Putfarken, Ottobrunn

Der "Ottobrunner Kulturstammtisch" ist mittlerweile eine feste Tradition. Schon zum 70. Mal lud Gastgeberin und Organisatorin Ruth Eder am vergangenen Mittwoch zu ihrer Talkshow ein. Ihr Gast war dieses Mal der Radiomoderator Thorsten Otto von Bayern Drei. Noch vor Beginn der Talkshow gab es gleich eine Besonderheit: Aus organisatorischen Gründen konnte die Veranstaltung nicht, wie sonst üblich, im Wirtshaus "Ayinger" stattfinden, sondern musste in den benachbarten Ratssaal verlegt werden. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch.

Der Radiomoderator hat bei Bayern 3 seine eigene Sendung mit dem Titel "Mensch, Otto!". An vier Tagen die Woche nimmt er sich je eine Stunde Zeit, um mit seinem Gast "so ein richtig gutes Gespräch zu führen und dem Gast vor allem gut zuzuhören", wie Otto es beschreibt. Mit seiner Sendung erreicht er so regelmäßig eine halbe Millionen Zuhörer und mehr.

Nun oblag diese Rolle der Gastgeberin und Moderatorin Ruth Eder - wobei ihr das Zuhören nicht immer ganz leicht fiel - sie sprach mit Otto über dessen eigene Vita. Angefangen beim abgebrochenen Jurastudium, seinen Erlebnissen in seiner Radiosendung, bis hin zu ersten Gehversuchen als Buchautor. Als Eder ihn fragt, weshalb er denn Radiomoderator geworden sei, antwortet Otto, er hätte es sich einfach selbst zeigen müssen, dass er seine Schüchternheit ablegen könne. Damals sei der Wechsel von Jura zu Journalismus gerade für seinen Vater schwer zu akzeptieren gewesen: "Für ihn kam Journalist gleich nach Zuhälter. Nach meiner ersten Festanstellung war er dann aber doch ziemlich stolz auf mich". Im vergangenen Jahr wurde sein erstes Buch "Die richtigen Worte finden" veröffentlicht. Warum er sich dazu hat überreden lassen? Radio könne er ja inzwischen ganz gut, meinte Otto, aber er wusste nicht, ob er sich länger mit nur einem Thema beschäftigen könne.

Immer wiederneue Projekte anzufangen gehört für den 53-jährigen dazu. Oder wie Otto es selbst nennt, müsse er immer wieder "raus aus der Komfortzone". Dabei habe ihn seine Radiosendung über die Jahre verändert. Früher habe er gerne mal lamentiert, über den Chef, die Frau, die Kinder. Das sei inzwischen anders: "Meine Frau sagt, die Sendung hat mir die Therapie erspart." Seine Sendung liegt dem Ehemann und Vater von zwei Kindern sehr am Herzen. Für ihn war es schon immer wichtig gewesen zu erfahren, was die Leute antreibt. Deshalb sei es oftmals spannender, nicht mit Promis oder Politikern zu sprechen, sondern mit "normalen" Menschen, meint Otto, "deren Geschichten sind authentischer und wurden auch noch nicht gehört". Welchen Prominenten er denn gerne noch mal in seiner Sendung interviewen würde, wollte Eder von ihm wissen. Vielleicht Franz Beckenbauer, antwortete Otto. "Den kann ich dann fragen, wie es ist, als Lichtgestalt ins Dunkle zu fallen." Grundsätzlich wünsche er sich aber spannende Menschen - egal ob Promi oder nicht.

Eder fragte ihn auch, ob er denn ein Vorbild habe. Thorsten Otto muss kurz überlegen. "Alfred Biolek", platzt es dann aus ihm heraus. "Der konnte sich mit allen unterhalten und war selber unterhaltsam, aber ohne aufgesetzt zu wirken. Der hat oftmals bessere Antworten bekommen als so mancher Profi-Interviewer." Überhaupt fällt es Otto schwer, sich in den Vordergrund zu stellen. In seiner Rolle als Moderator komme es nicht darauf an, gute Fragen zu stellen. Seiner Meinung nach gehe es viel mehr um die Antworten seiner Gäste. Wie er das schafft? "Mit Freundlichkeit, Respekt und Zuhören." Diese Formel scheint die richtige zu sein. Jedenfalls bekam er vor drei Jahren den deutschen Radiopreis verliehen in der Kategorie "Bestes Interview". Auf die Frage, ob er nicht irgendwann auch noch mal zum Fernsehen möchte, winkte Otto gleich ab. Da fühle er sich nicht wohl. Und das Tolle sei, so Otto, dass es Radio in seiner jetzigen Form auch noch in zehn Jahren geben werde - Fernsehen wahrscheinlich nicht.

Trotzdem lässt sein nächstes Projekt nicht lange auf sich warten. Auf den Autofahrten zur Arbeit hin und zurück lernt er mittels einer CD seit einiger Zeit Spanisch. Und einen Roman will er irgendwann auch noch schreiben. Oder wie Otto es formuliert: "Rauskommen aus der Komfortzone und neues entdecken! Denn es muss ja weiter gehen."

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