Ottobrunn:Denksportaufgabe

Ottobrunn, Eissportsadion, Wälle südlich und nördlich des Geländes,

Nach oben offen: Die Wälle an beiden Seiten des Eisstadions stellen die Planer vor große Probleme.

(Foto: Angelika Bardehle)

Einem Gutachten zufolge kostet die Überdachung des Ottobrunner Eisstadions 1,5 Millionen Euro. Jetzt müssen die Gemeinderäte über den Sommer Ideen entwickeln, wie die Summe deutlich gedrückt werden kann

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Am Ende der Präsentation steht eine Zahl, die Ottobrunns Gemeinderäte für geraume Zeit schweigen lässt. 1,5 Millionen Euro - diese Summe ist ein Schock, den es zu verdauen gilt. Diesen Betrag veranschlagt das Architekturbüro Gassner und Zarecky für die Überdachung des Ottobrunner Eisstadions mit einem industriell gefertigten Dach.

Doch der Moment des Entsetzens ist tatsächlich nur ein solcher. Schnell wird den Ottobrunner Gemeinderäten klar, dass sie selbst aktiv werden müssen, um der Gemeinde, sich selbst und vor allem dem Eis- und Rollsportclub (Ersco) die Chance auf eine Überdachung zu erhalten. Der Verein selbst hatte im Herbst 2014 die Initiative ergriffen und dem Gemeinderat einen selbst erarbeiteten Plan vorgelegt, der in etwa 500 000 Euro für ein Dach über dem 40 Jahre alten Stadion vorsah. Der Gemeinderat hatte daraufhin die Etatverhandlungen genutzt, um Mittel für das Projekt freizuschaufeln - unter anderem 20 000 Euro für ein externes Gutachten.

Nun aber steht das Vorhaben auf der Kippe. "Jetzt ist alles aufgeführt, das für ein industriell gefertigtes Dach benötigt wird", erläuterte Architekt Peter Zarecky. "Wir haben bei der Ausarbeitung gemerkt, dass vor allem die Rahmenbedingungen nicht ganz einfach sind." Das große Problem, sagte Zarecky, sei, dass das Stadion nicht auf der grünen Wiese, sondern im Boden versenkt ist. Sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite der Arena, erschweren die hoch aufragenden Wälle den Zugang zu einer möglichen Baustelle. Das zweite Problem ergebe sich aus dem Abwasserkanal und Versorgungsschacht des Stadions - beide verlaufen in unmittelbarer Nähe zum Spielfeld unterirdisch. In Folge dieser Gegebenheit müssten die Fundamente für ein Dach mit einer Spannweite von etwa 44 Meter in die Erdwälle getrieben werden; die Folge wären massive Erdabtragungen, auch für den Stellplatz eines Krans, der benötigt wird, um die Träger des Dachs zu installieren. Allein die Fundamentierung samt Erdarbeiten im Hangprofil würde Kosten von mehr als 200 000 Euro verursachen, berechnete Zarecky. Die Dachkonstruktion selbst beziffert er auf 350 000 Euro, ohne Montage. Hinzu kommen die Elektroarbeiten (mehr als 200 000 Euro), etwa 240 000 Euro für die Außenanlagen, Nebenkosten in unbestimmter Höhe und ein nicht zu bestimmender Risikozuschlag.

Ein Risiko stellt auch das Landratsamt dar. Dessen Verwaltung hat das Projekt als "grenzwertige Thematik " eingestuft. Dies hängt vor allem mit der Versammlungsstättenverordnung zusammen - geklärt werden müsse, sagte Architekt Zarecky, wie viele Besucher und Zuschauer künftig im Stadion Platz finden sollen. Davon hingen die Brandschutzmaßnahmen ab. Ein Thema sei auch die Barrierefreiheit, die eigentlich vom Landratsamt zwingend eingefordert wird - und ebenfalls weitergehende, nicht zu unterschätzende Kosten verursachen würde. Das Amt aber habe signalisiert, dass dieses Thema verhandelbar sei, wenn von der bisherigen Nutzung - also dem reinen Eissportbetrieb - nicht abgewichen werde. "Das müssen wir berücksichtigen", sagte Bürgermeister Thomas Loderer (CSU). "Das hätte aber auch zur Folge, dass zum Beispiel keine Konzerte oder Sonstiges im Stadion stattfinden könnten.

Den Gemeinderäten obliegt es nun, über den Sommer Ideen zu entwickeln, wie die Kosten für die Überdachung gesenkt werden können. "Der Betrag ist nicht in Stein gemeißelt. Auch andere Ideen können eingebracht werden", sagte Zarecky. Loderer präzisierte: "500 000 Euro waren der Faktor eins; den Faktor zwei oder gar drei werden wir uns nicht leisten können." Günther Kopperger, Chef des Ersco, sprach von einer "guten Grundlage", machte aber auch deutlich: "1,5 Millionen Euro sind nicht in unserem Sinne - und sicher auch nicht in ihrem." Denn auch die angesetzten Planungskosten von 20 000 Euro seien bereits überschritten, sagte Werner Müller vom Ottobrunner Bauamt. Auf die Gemeinderäte wird also noch eine Menge Arbeit zukommen, sagte Loderer: "Und die Vorarbeit werde ich ihnen nicht ersparen."

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