Ottobrunn:Bewegende Diskussion über den Verkehr

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Die Grünen fordern in Ottobrunn deutlich mehr Raum für Fahrradfahrer - etwa in der Ottostraße. (Foto: Claus Schunk)

Die Grünen Tania Campbell und Markus Büchler sprechen mit Ottobrunnern über mögliche Lösungen der Verkehrsprobleme

Von Stefan Galler, Ottobrunn

Dass die Verkehrssituation die Menschen im Landkreis München im wahrsten Sinne des Wortes bewegt, ist keine neue Erkenntnis. Und so mag es niemanden überraschen, dass fast 70 Zuhörer am Montagabend ins Restaurant Nefeli im Ottobrunner Phönix-Bad kamen, um sich genau über dieses Thema zu unterhalten. Geladen hatte die Bürgermeisterkandidatin der Grünen für Ottobrunn, Tania Campbell, die sich für den Themenabend zudem prominente Unterstützung besorgt hatte: Der Landtagsabgeordnete und Kreisrat Markus Büchler steuerte Einschätzungen und Lösungsansätze zu seinem Leib- und Magenthema Verkehr bei.

Tania Campbell zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Abends und der guten Resonanz: "Es wurde sehr angeregt diskutiert. Die letzten saßen noch um Mitternacht. Das zeigt, wie groß der Gesprächsbedarf bei diesem Thema ist", sagt die Grünen-Gemeinderätin. Und es waren nicht nur Fans grüner Politik da, manche stellten die Thesen der Partei auch infrage und kritisierten die damit aus ihrer Sicht verbundene "Gängelung" der Autofahrer. Andere wie CSU-Gemeinderat Erwin Mühlbauer lauschten den Ausführungen der Konkurrenz. Mühlbauer diskutierte auch eifrig mit, kritisierte Mütter, die mit dem Geländewagen ihre Kinder in der Gemeinde herumkutschierten. Eine Ottobrunnerin fühlte sich offenbar angesprochen und konterte, anlässlich der desolaten Verkehrsverhältnisse im Ort auf Umweltaspekte weniger Wert legen zu können, das Leben ihrer Kinder sei ihr wichtiger.

Tania Campbell betonte, dass das "flache und kleine" Ottobrunn eigentlich "hervorragende Voraussetzungen" hätte, hier die wichtigsten Orte auf Gemeindegebiet mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen. Und doch gebe es vor allem zwei Hauptstraßen, die alles andere als optimal seien für den unmotorisierten Individualverkehr: die unübersichtliche Putzbrunner Straße, auf der über weite Strecken ausgebaute Radwege und Querungshilfen fehlten, sowie die Ottostraße, die gar keine Radwege aufweise, was laut Campbell dazu führe, dass Fahrradfahrer verbotenerweise auf den Gehweg ausweichen. "Und das wiederum verunsichert die Fußgänger", so die Bürgermeisterkandidatin.

Sie werde unermüdlich auf die schwierigen Umstände dort hinweisen, wie sie es auch bei den Kopfsteinpflaster-Rillen in der Eichendorffstraße, Richard-Wagner-Straße und Pestalozzistraße getan habe. Mit Erfolg, wie Campbell betont: "Wir haben das fünf Jahre lang angesprochen, auch der Radlstammtisch der Gemeinde hat immer wieder nachgehakt." Mittlerweile wurden diese für Fahrradfahrer nervigen Stolperstellen neu asphaltiert.

Man müsse insgesamt den Menschen die Entwöhnung vom Auto schmackhaft machen, schließlich platze die dicht besiedelte Gemeinde aus allen Nähten: "Schon jetzt sind auf 21 500 Einwohner Ottobrunns 16 000 Fahrzeuge zugelassen, damit kommen 783 Fahrzeuge auf 1000 Einwohner, inklusive Kinder und Senioren", sagt Campbell. Angesichts der Prognosen, wonach wie überall im Landkreis auch in Ottobrunn der Zuzug in den kommenden Jahren nicht signifikant nachlasse, müsse dringend eine Wende bei der Mobilität her.

Den Faden griff der Oberschleißheimer Landtagsabgeordnete Markus Büchler in seinem Vortrag auf. Er stellte die These "Behaviour follows structure" auf, der Mensch passe sich also den Gegebenheiten an, die sich ihm bieten. Deshalb führe kein Weg daran vorbei, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen. Abgesehen von einem zweigleisigen Ausbau der S-Bahnlinie 7, "die wir unbedingt brauchen", forderte der Verkehrspolitiker eine weitere schienengebundene Alternative für Ottobrunn, schließlich seien beispielsweise die Gewerbegebiete überhaupt nicht ans Netz angebunden. "Traumvariante wäre natürlich eine Verlängerung der U-Bahn über Airbus bis zu Ikea Brunnthal", sagte Büchler, "wenn sie darstellbar und finanzierbar ist." Ansonsten plädiere er für eine Trambahn, die Neuperlach Süd und Ottobrunn verbinde. "Dass Bürgermeister Loderer gegen eine solche Lösung ist, halte ich für kurzsichtig. Durch eine Tram könnte die Verkehrsbelastung für Ottobrunn durchaus etwas gelindert werden."

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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