Ottobrunn:Annäherung der Modelle

Mittagessen Ganztagesschule

Das gemeinsame Essen ist ein zentraler Bestandteil der Ganztagsschulen.

(Foto: Franziska Kaufmann/dpa)

Der Ottobrunner Gemeinderat unterstützt den Ganztagszug an einer weiteren Grundschule mit 81 000 Euro. Einige sehen darin ein Problem: Die Betreuung der Kinder unterscheidet sich enorm

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Wolfgang Walter ist ein sehr besonnener Vertreter seiner Zunft; ein immer gut vorbereiteter und in Diskussionen stets sachlicher Hauptamtsleiter des Ottobrunner Rathauses und somit auch ein verlässlicher Zuarbeiter von Rathauschef Thomas Loderer (CSU). Doch wenn der Chef in einer Sitzung einmal aus terminlichen Gründen fehlt - wie am Mittwochabend geschehen -, kann sich der nüchterne Verwaltungsvorsteher Walter auch zu einem leidenschaftlichen Redner in der Sache aufschwingen. An der Seite von Loderers Stellvertreterin Monika Modrow-Lange (CSU). "Glauben Sie mir", appellierte Walter an Erika Aulenbach, Fraktionssprecherin der Freien Wähler, und Doris Popp von den Grünen. "Es wird die Zeit kommen, wo sich beide Modelle auf einem Niveau annähern. Es wir so kommen, dass alle dieselbe Ausstattung bekommen werden." Alle, das sind die drei Ottobrunner Grundschulen. Bei den Modellen geht es um die noch unterschiedlichen Formen der Ganztagszüge in der Gemeinde. Und die Ausstattung ist ebenso schnell erklärt: Es geht ums Geld.

Denn die Grundschule III an der Albert-Schweitzer-Straße ist in einer besonderen Position. Sie wird gerade generalsaniert und bekommt zum Schuljahr 2015/16 erstmals für die Erstklässler einen Ganztagszug - samt einer Sozialpädagogin mit einer halben Stelle. Dieser Zug soll binnen drei Jahren komplett für die Jahrgangsstufen eins bis vier ausgebaut sein. Das kostet die Gemeinde Geld: 27 000 Euro jeweils für die Jahrgänge eins und zwei, noch einmal 27 000 Euro für die Klassen drei und vier. Macht: 81 000 Euro.

Nun bemängelten Aulenbach und Popp in der Gemeinderatssitzung, dass eine Annäherung der Modelle nur dann machbar sei, wenn hierfür auch dieselben Summen bereit gestellt würden. Denn es gibt bereits einen Ganztagszug an einer Ottobrunner Grundschule: an der Schule II an der Lenbachallee. Für diese seit dem Jahr 2011 bestehende Ganztagesbetreuung wendet die Gemeinde jährlich etwa 53 000 Euro auf, und zwar ausschließlich für Betreuung. Denn die Kommune schießt noch einmal insgesamt 21 000 Euro für Projekte der Schule mit den Bereichen Musik, Tanz und Bewegung der Musikschule zu. Geld, das nicht direkt dem Ausbau des Ganztagszuges zugute kommt.

Nun standen nach einer konfliktfreien Einigung in der vorberatenden Ausschusssitzung also plötzlich Zweifel im Raum, die Walter auszuräumen versuchte. "Die beiden Modelle der Schule II und III sind nicht vergleichbar", sagte der Hauptamtsleiter. "An der Schule II wird das Konzept von sehr vielen Müttern getragen, die die Betreuung übernehmen." Nur wie lange noch, konnte Walter auch nicht beantworten und verwies daher auf seine eingangs prognostizierte Modell-Annäherung: "Es kann der Moment kommen, an dem Mütter nicht mehr bereit sind, so viel Aufwand zu leisten." Dann müsse auch an der Schule II über den Einsatz von "professionellem Personal" nachgedacht werden. Sprich: die Gemeinde müsste auch mehr Geld in die Hand nehmen.

Grünen-Gemeinderätin Popp erkannte darin eine bereits bestehende Ungleichbehandlung: "Wir haben im Oktober beraten und gesagt, dass beide Schulen dieselbe finanzielle Ausstattung bekommen sollen." Zudem habe es in vier Jahren an der Schule II mit dem bestehenden Konzept nie Probleme gegeben. Popp verweigerte schließlich auch als einzige im Gremium der Unterstützung des Ganztagszugs in Höhe von 81 000 Euro ihre Stimme.

Erika Aulenbach indes wollte die Sinnhaftigkeit des Projektes, das Rektorin Silvia Witti noch einmal vorstellte, nicht infrage stellen, verlangte aber eine Stellungnahme der Schule II - also von deren Rektorin Christa Grasl -, wie lange der Betrieb mit Müttern noch funktionieren könne. CSU-Fraktionschef Georg Weigert und Ariane Wißmeier-Unverricht von der SPD sagten, dies sei nicht notwendig. "Frau Grasl wird kaum sagen, das wird auf ewig gehen", sagte Wißmeier-Unverricht. "Und wenn sie doch mehr Geld braucht, dann müssen wir da sein." Dem konnten sich die restlichen Gemeinderäte anschließen.

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