Landkreis München:Sechs Tipps für schöne Ausflüge zu weniger bekannten Zielen

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An der Brücke über den Speichersee lässt sich schön spazieren gehen - und nebenbei kann man auch noch Vögel beobachten. (Foto: Florian Peljak)

Es müssen nicht immer die Schleißheimer Schlösser oder der Deininger Weiher sein. Empfehlungen für Orte, die in den Osterferien eine Erkundung wert sind.

Von SZ-Autoren

Der Landkreis München ist reich an bekannten Ausflugszielen, deren Erkundung sich das ganze Jahr über lohnt. Von den Schleißheimer Schlössern über das Ismaninger Kallmann-Museum, das Kloster Schäftlarn, die Jochen-Schweizer-Arena, die Isar bis hin zum Deininger Weiher sind zahlreiche Ziele geboten. Aber es gibt auch weniger bekannte Orte, die etwa in den Osterferien eine Erkundung wert sind.

Darunter auch temporäre Skurrilitäten. Ein paar hundert Meter östlich des so idyllischen Sauerlacher Ortsteils Lochhofen etwa lässt sich dieser Tage ein - auch für Zugfans - besonderes Schauspiel erleben, das durchaus einen längeren Spaziergang wert ist. Aber auch andernorts im gesamten Landkreis lohnt es sich auch bei noch etwas schmuddeligem Aprilwetter, die eigene Heimat zu erkunden. Eine kleine Auswahl an Möglichkeiten.

Das Schranken-Kuriosum

Am Bahnübergang Lochhofen in Sauerlach kann man etwa alle sieben Minuten ein besonderes Schauspiel erleben. (Foto: Claus Schunk)

Hier am Bahnübergang rauschen alle paar Minuten die Ausflügler mit der Oberlandbahn gen Süden - und im Zug bekommen sie nur wenig davon mit, was sich seit ein paar Wochen an der Querung abspielt. Tag und Nacht wird der Bahnübergang in der Kleefeldstraße von Sicherheitskräften bewacht, die etwa alle sieben Minuten die Schranken händisch per Knopfdruck absenken und wieder hochfahren müssen. Denn die Deutsche Bahn hat zu ihrer eigenen Überraschung und zum Leidwesen der Sportler des SV Arget, die direkt hinter der Querung ihren Sportplatz haben, festgestellt, dass die Signalanlage nicht mehr den modernen Sicherheitsanforderungen entspricht.

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Die Einsatzkräfte verrichten ihre Tätigkeit mit stoischer Ruhe, nehmen sich aber auch mal für Spaziergänger Zeit, um denen alles über diese ungewöhnliche Arbeit zu erzählen. Wer es schließlich über den Bahnübergang geschafft hat, kann dann noch einen Abstecher in den idyllischen Hofoldinger Forst machen oder nach dem Spaziergang in Arget beim Landgasthof Schmuck einkehren.

Die einst wilde Würm

Das Wasserrad gehört zu den Sehenswürdigkeiten an der Würm. (Foto: Catherina Hess)

Wie an einer Perlenschnur sind die Gemeinden Gauting, Krailling, Planegg und Gräfelfing entlang der Würm aufgereiht und verdanken dem einstigen Gletscherabfluss seinen Namen "Würmtal". Früher muss es ein weitverzweigtes Flussbett mit vielen Seitenarmen und Inselchen gewesen sein. Heute ist der Fluss in den Gemeindegebieten nur noch an wenigen Stellen sichtbar. Über weite Strecken ist das Ufer verbaut, nur Hausbesitzer erleben die Würm im eigenen Garten. Doch dort, wo die Würm noch zugänglich ist, wird man versteckte, ungeahnt idyllische Fleckchen entdecken.

Start für eine Flusstour zu Fuß oder mit dem Rad ist die Tandlerschlucht an der Würm in Planegg. Von dort geht es durchs Wohngebiet an der Georgenstraße nach Gräfelfing. Auf Höhe der Kirche Sankt Georg, die auf einer Würminsel errichtet ist, gelangt man wieder ans Wasser. Man passiert das Gräfelfinger Wehr, überquert die Bahnhofstraße und gelangt ins Erholungsgebiet Am Anger. Hier hat die Gemeinde vor Jahren einen Würmarm renaturiert, es gibt Flussbänke wie an der Isar. Weiter am Fluss entlang gelangt man zum sehenswerten Wasserrad. Wer jetzt noch weiter möchte, muss über die Autobahnbrücke. Es lohnt sich. Denn im Paul-Diehl-Park und Pasinger Stadtpark lässt sich die Würm in ihrer ganz wildromantischen Art erleben.

Auf der Isar-Hangkante

Am Isarhangwald zwischen Buchenhain und Baierbrunn bietet sich ein sagenhafter Blick auf den Georgenstein. (Foto: Claus Schunk)

Allmählich erwacht er dann doch, der Frühling, oder in den Worten Goethes: "Überall regt sich Bildung und Streben." Wer wie das lyrische Ich des Dichters in österlicher Aufbruchstimmung faustisch durch die Natur wandeln und sehen will, wie "der Strom vom Eise befreit" ist und "der alte Winter sich in die rauen Berge zurückgezogen" hat, dem bieten sich im Münchner Süden etliche Möglichkeiten. Eine hübsche Option aber, nicht nur Natur zu erleben, sondern auch den Kunstgeschmack zu schärfen, beinhaltet ein Spaziergang entlang der Isarhangkante von Buchenhain nach Baierbrunn.

Wenn man östlich der S-Bahn-Strecke von einem zum anderen Ortsteil der Gemeinde Baierbrunn wandert, zeigt die Natur gleich hinter dem Waldgasthof Buchenhain ihren idyllischen Schauwert, verschiedene Pfade führen durch den Hangwald, eine Abzweigung nach unten zum nahen Klettergarten gäbe dem Ausflug sogar einen wildromantischen Hauch.

Im Außenbereich des Wort & Bild-Verlags in Baierbrunn lassen sich Skulpturen von Lothar Fischer bestaunen. (Foto: Claus Schunk)

Der Weg oben nach Baierbrunn ist nicht durchweg von Waldidylle geprägt, aber der ein oder andere grandiose Blick hinunter auf die Isar macht den zwischenzeitlich herüberwehenden Lärm von der Bundesstraße mehr als wett. Im Hauptort lohnt sich dann ein genauerer Blick auf die Skulpturen, welche den Außenbereich der Wort & Bild-Verlagsgebäude dekorieren.

Es sind Werke international bedeutender Künstler, die der Verlagsgründer und Mäzen Rolf Becker erworben hat, darunter "Großes gesockeltes Paar" von Lothar Fischer, der selbst lang in Baierbrunn gelebt hat. Zudem spannende Plastiken des baskischen Bildhauers Eduardo Chillida, der polnischen Künstlerin Magdalene Abakanowicz, von Manolo Valdés, Fritz Koenig und Jaume Plensa.

Lehrreiches aus der Kiesgrube

Der Baggersee zwischen Eglfing und Salmdorf erinnert an den "Schatz im Silbersee". (Foto: privat)

Viele Gemeinden haben am Ortsrand Baumlehrpfade angelegt oder einen Mooslehrpfad, bei denen man an Stationen auch viel über seine Heimat und die wertvolle Natur erfährt. In Haar hat am südlichen Ortsrand nahe dem Jagdfeld die Firma Doblinger einen Lehrpfad geschaffen und auch Bäume gepflanzt. Im Norden von Haar wird man am Rand von Eglfing auch über die einzelnen Bäume instruiert. Und wer weiter rausgeht, für den wird es richtig interessant.

Dort eröffnet sich für Spaziergänger, die von Eglfing aus auf dem Höglweg Richtung Salmdorf laufen und dann links einen Schwenk machen, unerwartet der Blick auf eine tiefe, weite Schlucht, die entfernt an die Winnetou-Filme und den "Schatz im Silbersee" erinnert. Und wer sich umdreht und auf die Wiese blickt, auf der bald der größte Solarpark im Landkreis München entstehen soll, kann an einem Tümpel auf einer Infotafel Lehrreiches über die Bedeutung solch kleiner Wassermulden für Frösche und Kröten erfahren.

Vögel schauen am Speichersee

Der Ismaninger Speichersee ist bei Vogelbeobachtern ein beliebtes Ziel. Dort lassen sich bei einer entspannten Wanderung allerhand Tiere sehen. (Foto: Robert Haas)

Bei einer ausgedehnten Spazierrunde rund um den Ismaninger Speichersee, nordöstlich von München gelegen, lässt sich der eine oder andere Vogel erspähen: Das etwa zehn Quadratkilometer große Areal mit dem Speichersee und dem angrenzenden Teichgut Birkenhof mit einer Kette von 30 großen und 65 kleineren Teichen wird als bedeutendes Vogelschutzgebiet in Europa geführt.

Das 1929 künstlich geschaffene Paradies für Haubentaucher, Schnatterente und Co. ist an die sieben Kilometer lang und bis zu 1300 Meter breit, ein Mitteldamm teilt das Gewässer in ein West- und ein Ostbecken, in dem sich verschiedene Vogelarten aus ganz Europa tummeln, die dort mittlerweile auch den Winter verbringen.

Wer nach einer Wanderung eine kleine Stärkung und bei kühlen Temperaturen etwas Wärmendes braucht, der kann in der Finsinger Alm einkehren, die unweit des Mitteldamms in nordöstlicher Richtung an der Almstraße liegt. Samstags und sonntags ist das Restaurant mit Kachelofen geöffnet, im Biergarten können sich Gäste außer dienstags an den Tischen niederlassen - allerdings nur bei 16 Grad und Sonnenschein, wie es auf der Homepage der Gaststätte heißt.

An Ostern auf den Fußballplatz

Auch an Ostern im Einsatz: Die Amateurfußballer aus dem Landkreis, hier Michael Bachhuber vom Bayernligisten FC Deisenhofen. (Foto: Claus Schunk)

Mit dem normalen Leben hat der Profifußball längst nichts mehr zu tun. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sogar langjährige Fans das Interesse verloren haben - zu entrückt ist der ganze millionenschwere Glamourzirkus mittlerweile. Wer auf seinen Lieblingssport trotzdem nicht verzichten, sich aber erst recht keine Abos fürs Bezahlfernsehen leisten mag, dem sei etwas ganz Verrücktes empfohlen: Warum nicht mal wieder auf dem Fußballplatz in der eigenen Gemeinde vorbeischauen? Bei Bratwurst und Bier im Plastikbecher kann man auch am Ostersamstag zum kleinen Preis ganz sicher einen kurzweiligen Nachmittag verbringen.

An der Bergstraße in Unterföhring steigt von 14 Uhr an sogar ein brisantes Derby: Der heimische FC und der SV Pullach kämpfen in der Landesliga um den Klassenerhalt. Diesen hat auch der TSV Grünwald noch nicht sicher, er spielt zur gleichen Zeit an der Keltenstraße gegen Eggenfelden. Wer beim Bayernligisten FC Deisenhofen Station macht, trifft dort höchstwahrscheinlich auf Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU).

Der ist nämlich bei fast jedem Heimspiel, womöglich auch bei jenem am Samstag von 14 Uhr an gegen Gundelfingen. Bezirksligist TSV Neuried kreuzt die Klingen mit Spitzenreiter 1. FC Garmisch-Partenkirchen (ebenfalls 14 Uhr). Und wer es richtig erdig mag, dem sei die unterste Spielklasse empfohlen: EHC 90 Taufkirchen gegen SC Bogenhausen - Ostersamstag, 15.30 Uhr. Eher der Gegenentwurf zur Pariser Fashion Week.

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass bei Haar-Eglfing der größte Windpark im Landkreis München entstehen soll.

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