Ortsgestaltung:Ein bisschen durch die Mitte

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Bisher ist die Witneystraße in Unterhaching eine Sackgasse. Nun soll über einen Durchstich zur Ludwig-Specht-Straße entschieden werden. (Foto: Claus Schunk)

Für die umstrittene Gestaltung der Freifläche auf der Unterhachinger Stumpfwiese zeichnet sich ein Kompromiss ab. Die Mehrheit will einen Geh- und Radweg über das Gelände, aber keine Straße

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Zwischen der südlichen und nördlichen Bebauung der Unterhachinger Stumpfwiese liegt die sogenannte Grüne Mitte. Ein Stück freies Land, das letzte auf dem ehemaligen Acker des Bauern Stumpf, auf dem die Gemeinde seit den Neunzigerjahren ein Neubaugebiet entwickelt. Seit Jahren tobt ein heftiger Streit um die Frage, wie es gestaltet werden soll. Insbesondere ein möglicher Durchstich zwischen Witney- und Ludwig-Specht-Straße spaltet die Anwohner in zwei Lager. Nach sieben Jahren Diskussion mit Bürgerwerkstatt und -befragung, Unterschriftensammlungen und Klausuren will der Gemeinderat am kommenden Mittwoch eine Planung auf den Weg bringen. Bei den Vorberatungen im Bauausschuss am Dienstag zeichnete sich ein Kompromiss ab, es wurde aber klar: Leicht tun sich die Gemeinderäte noch immer nicht.

Da sind auf der einen Seite jene Anwohner, die unbedingt vermeiden wollen, dass man durch die Grüne Mitte fahren kann, vor allem mit dem Auto. Denn sie befürchten, dass dann viele den Weg als Abkürzung nehmen. Diese Meinung hatten fast alle Teilnehmer einer Bürgerwerkstatt im Jahr 2015. Doch darauf folgte prompt eine Unterschriftenaktion derjenigen, die den Durchstich fordern. Und weil beide Seiten etwa gleich viele Unterstützer haben, wird es auf jeden Fall unangenehm, wenn der Gemeinderat Stellung bezieht. So wand sich die Gemeinde erst einmal aus dem Dilemma, indem sie die Sache vertagte. Soll doch erst mal weitergebaut werden auf der Stumpfwiese, dann könne man das immer noch entscheiden.

In diesem Jahr fand die Verwaltung, dass "nunmehr der Zeitpunkt erreicht ist", das Verfahren wurde wieder aufgenommen. In den Klausuren hatte sich der Gemeinderat auf zwei mögliche Varianten verständigt: Eine Gehweg durch die Grüne Mitte oder ein Geh- und Radweg, gegebenenfalls als Shared Space mit Einbahnregelung. Darüber sollte nun abgestimmt werden. Allein wie oft Bauamtsleiter Stefan Lauszat bei seinem Vortrag den Begriff "Bürgerbeteiligung" erwähnte, zeigte, wie heikel man die Sache noch immer im Rathaus sieht. Gäbe es nicht Corona und aktuell hohe Inzidenzen, hätte die Gemeinde im Dezember bei einem "Wintermarkt" an der Grünen Mitte den Anwohner die Ideen noch einmal präsentiert. Jetzt soll ein anders Konzept für die Bürgerinformation erarbeitet werden.

Den Grünen aber gefiel dieses Vorgehensweise ganz und gar nicht. "Wir brauchen eine echte Bürgerbeteiligung und sollten uns Zeit dafür nehmen", sagte Fraktionssprecherin Evi Karbaumer, "es ist einfach zu schnell, um die Leute mitzunehmen". Da blieb einigen anderen im Gremium nach sieben Jahren schlichtweg die Spucke weg. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) meinte: "Ich bin völlig von den Socken. Es ist eine Unterstellung zu sagen, wir wollen die Leute nicht mitnehmen." Es sei nun Aufgabe der Lokalpolitiker, eine Entscheidung zu treffen. Ähnlich äußerte sich Peter Hupfauer von der FDP: "Es ist unser Job, mit einem gut überlegten Vorschlag an die Bürger heranzutreten." Es gebe eben die einen, die es so wollten, und die anderen, die es anders wollten. Der Gemeinderat habe verantwortungsvoll für das Gemeinwohl zu entscheiden. "Wir kommen aus der Nummer nicht raus, es wird immer an dem Punkt enden, an dem wir eine Entscheidung treffen." Auch Dieter Senninger von der SPD mahnte: "Wir müssen jetzt Farbe bekennen und den Bebauungsplan auf den Weg bringen."

Der CSU waren die beiden vorgeschlagenen Varianten allerdings zu wenig. Ihr Gemeinderat Franz Felzmann forderte an "diesem neuralgischen Punkt" mehr "Mühe und Kreativität" und brachte wieder eine Untersuchung für einen möglichen Autoverkehr ins Spiel. Eine Mehrheit fand er dafür nicht. Die sprach sich für die sogenannte halb offene Variante mit Geh- und Radweg aus. Auch soll die Walter-Paetzmann-Straße dauerhaft Einbahnstraße werden.

© SZ vom 18.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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