Ortsgeschichte:1275 Jahre - ungefähr

Lesezeit: 3 min

Zur 1250-Jahrfeier gab es 1999 unter anderem einen historischen Umzug. Auch 2024 soll das Fest mit einem Zug abgeschlossen werden. (Foto: Claus Schunk)

Die Oberhachinger planen für 2024 wieder ein großes Jubiläumsfest. Mit dem Datum, auf das sie sich dabei beziehen, nehmen sie es nicht so genau

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Die Siedlungen im Hachinger Tal sind schon ziemlich alt. Als wie alt man sie im Einzelnen genau bezeichnen sollte, darüber sind sich Historiker nicht immer einig. Da ist zum einen die erste urkundlichen Erwähnung aus dem Jahre 806. Allerdings weiß man durch archäologische Funde auch, dass in der Jüngeren Steinzeit, immerhin vor rund 4000 Jahren, die Gegend bereits besiedelt war. Es gibt Spuren von den Kelten, den Römern und von den Bajuwaren. In Oberhaching hat man sich irgendwann darauf verständigt, sich ungefähr am Jahr 750 zu orientieren, weil damals Haching als Pfarrsprengel eingeteilt wurde. Im Jahr 1949 haben die Oberhachinger das 1200-jährige Bestehen gefeiert, 1999 dann das 1250-jährige. In drei Jahren steht nach dieser Rechnung erneut ein Jubiläum an. Der Ort bereitet sich nach 25 Jahren wieder auf ein großes Fest vor.

Wenn man es ganz genau nimmt, fehlt von 750 an gerechnet ein Jahr, um 2024 auf 1275 Jahre zu kommen. Und geht man von der urkundlichen Erwähnung aus, müsste man weitere 56 Jahre warten, um dieses Alter feiern zu können. Weil man sich aber beim ersten großen Jubiläum nur ungefähr an 750 orientierte und da offenbar schon ein Auge zugedrückt hatte, um gleichzeitig das Hundertjährige der größtenteils neu erbauten Pfarrkirche St. Stephan zu feiern, bleibt man in Oberhaching bei dieser Rechnung.

Auch die Historikerin Gertrud Diepolder kam in dem zum Jubiläum 1999 herausgegebenen umfangreichen Buch "Lebendige Heimat - Oberhaching" zu dem Schluss, dass man kurz vor der Jahrtausendwende "gut und gerne" die 1250-jährige Identität von Oberhaching feiern darf. "Damit ist gemeint, dass wir uns das obere Haching mit seiner Stephanskirche spätestens um die Mitte des 8. Jahrhunderts als eben dieses Dorf denken dürfen, dessen Grundzüge man noch im heutigen Ortskern erkennen kann", schrieb sie. Aber sie wies auch darauf hin, dass fraglich bleibe, ob St. Stephan überhaupt die erste christliche Kirche im Siedlungsraum Oberhaching war. Es sei nicht ganz unglaubwürdig, dass der Kyberg einst Kirchberg geheißen habe. Kühe seien nur "eingedeutet" worden, da man von einer Kirche nichts mehr gewusst habe.

Die Gemeinde sieht sich nach den zwei großen Festen im 20. Jahrhundert, als man sich datumsmäßig auf Nachforschungen des Ortschronisten und Geistlichen Karl Hobmair berief, schon in einer guten Tradition und plant daher eine Festwoche mit Zelt und Bewirtung vom 30. Mai bis 9. Juni 2024. Ganzjährig soll es themenbezogene Veranstaltungen zum 1275-jährigen Bestehen geben, Veranstaltungen im Festzelt und historisches Lagerleben um den Kyberg. Alle sollen mitmachen, die Senioren die Schulen, die Vereine. Und am Ende wird es einen Festgottesdienst und einen historischen Festumzug geben. So wie 1999 schon einmal, vielleicht nicht ganz so aufwendig stellt sich das Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) vor und präsentierte seine Idee am Dienstag dem Gemeinderat.

Der sprach sich einstimmig dafür aus, mit den Planungen zu beginnen. "Wir wollen uns nach 25 Jahren wieder auf den Weg machen, aus dem Jubiläum etwas mehr zu machen, unsere Geschichte aufzuarbeiten und etwas Identitätsstiftendes für unsere Gemeinde schaffen", sagte Schelle. Er erinnerte an ein "unglaubliches Wir-Gefühl", das im Jubiläumsjahr 1999 entstanden sei.

Die Rathausverwaltung, in deren Händen die organisatorische Gesamtkoordination des Jubiläums liegen soll, dringt jetzt schon auf die Festlegung des Termins, der Bürgermeister findet das nicht zu früh. "Wir müssen mit diesem Vorlauf beginnen, denn wir würden gerne mit dem Festwirt in die Verhandlungen gehen." Dass Oberhaching nicht länger damit warten kann, hat laut Schelle bereits gezeigt, dass zwei anvisierte Termine, etwa kurz vor den Sommerferien, bereits vergeben waren. "Viele Feste sind wegen Corona verschoben worden, und die Zahl der Festwirte ist auch zurückgegangen. Die suchen sich andere Berufe", hat der Bürgermeister festgestellt. Nach einer ersten Schätzung geht die Verwaltung von Kosten in Höhe von 100 000 Euro aus. Nach der Zustimmung durch den Gemeinderat soll gemeinsam mit den Vereinen, Verbänden, Schulen und Kirchen jetzt ein Konzept erarbeitet werden. "Es gibt viel zu tun", sagte Schelle, "jeder, der mag, kann einen Arbeitskreis haben."

© SZ vom 15.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: