Ortsentwicklung in Hohenbrunn:Die Bürger sollen es richten

Ortsentwicklung in Hohenbrunn: Bisher endet Hohenbrunn abrupt an der Bahnlinie (auf dem Luftbild in der Bildmitte)

Bisher endet Hohenbrunn abrupt an der Bahnlinie (auf dem Luftbild in der Bildmitte)

(Foto: Claus Schunk)

In Hohenbrunn ging bei der Ortsentwicklung westlich der Bahn zuletzt wenig voran. Deshalb will die CSU, dass die Gemeinde in einem von Fachleuten moderierten Workshop eine Lösung erarbeiten lässt.

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Wer in Hohenbrunn aus der S-Bahn aussteigt, sieht westlich der Gleise: viel Feld, am Horizont Wald und wenn es gut geht die Alpen. Aber keine Häuser, Wohnungen, Gärten, Straßen. Obwohl im Landkreis die Mieten explodieren und immer mehr Menschen in die Region ziehen möchten, liegt hier, neben der S-Bahn, ein Stück Land brach.

Der Grund: Der Gemeinderat konnte sich in der Vergangenheit nicht einigen, wie die Bebauung aussehen sollte: Viele Wohnungen? Oder lieber Einfamilienhäuser? Und wo könnte eine Umgehungsstraße verlaufen? Wer soll mit wie viel Verkehr belastet werden? Und vielleicht die wichtigste aller Fragen: In welchem Maß darf sich das Dorf Hohenbrunn verändern - urbaner werden? Um Antworten zu finden, will die CSU, dass die Gemeinde im ersten Halbjahr 2018 einen Bürgerworkshop organisiert. Fachbüros sollen den Dialog moderieren und die Menschen ihre Ideen, Hoffnungen und Ängste einbringen. Noch vor der Kommunalwahl 2020 will die CSU auf dieser Grundlage eine Einigung erzielen. Aber zunächst muss der Gemeinderat am Donnerstag über diesen Vorschlag abstimmen.

Eine Klausurtagung brachte wenig Konkretes

In den vergangenen zwei Jahren ist bei den Themen Ortsentwicklung westlich der S-Bahn und Umgehungsstraße nicht viel passiert. Bei einer Klausurtagung im Herbst 2015 einigte sich der Gemeinderat darauf, dass er für den Ort bei einer Bebauung Chancen sieht. Konkreter wurde das Gremium nicht. Ähnlich sieht es bei der Umgehungsstraße aus. Bei der Klausurtagung vor zwei Jahren einigte sich der Gemeinderat darauf, verschiedene Varianten "nicht weiterzuverfolgen", wie es damals hieß. Darunter waren zum Beispiel eine Ostroute vorbei am Waldrand sowie ein Tunnel in der Luitpoldstraße. Übrig blieben zwei Varianten. Beide verbinden die B 471 mit der Höhenkirchner Straße. Der Unterschied: Einmal soll die Straße nah an einem möglichen Neubaugebiet westlich der Bahnlinie liegen, einmal mit einem größeren Abstand darum herum führen. Bei der Bürgerversammlung vor einem Jahr stellte Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) diese Pläne vor. Der Unmut bei den Bürgern war groß. Sie fühlten sich nicht einbezogen, forderten mehr Transparenz.

Warum rollt die CSU das alles gerade jetzt wieder auf? Nachdem sich der Gemeinderat bei anderen Projekten wie Schwimmbad, Feuerwehrhaus und Mittelschule geeinigt habe, könne er sich dem Thema Umgehungsstraße und Bebauung widmen, sagt Anton Fritzmaier, der CSU-Fraktionsvorsitzende. Außerdem seien nun die letzten Baulücken in Hohenbrunn geschlossen. "Wir haben keine Gebiete mehr, auf denen wir unseren Bürgern Wohnraum anbieten könnten." Gleichzeitig mit einem neuen Wohngebiet müsse eine Umgehungsstraße angegangen werden. "Aber momentan wissen wir noch nicht, was wir selbst wollen." Der Workshop soll die Basis für die Entscheidung des Gemeinderats darstellen. "Natürlich haben wir bereits Vorwissen erarbeitet. Wir starten nicht bei null. Aber wer eine Idee mitbringt, soll nicht abgeblockt werden", sagt Helmut Keber aus dem Ortsvorstand der CSU. "Wir wollen kein Stuttgart 21." Und: Die Leute sollen sich nicht erst dann beschweren, wenn die Bagger anrollen.

Um 1500 Bewohner könnte der Ort wachsen

Keber und Fritzmaier wollen nicht, dass in den Köpfen der Menschen die Panik losgeht - dass eine Hochhaus-Siedlung à la Neuperlach vor ihrer Haustüre entstehen könnte zum Beispiel. Denn Fakt ist, die Bebauung wird Hohenbrunn verändern. Die Fläche, um die es geht, ist etwa halb so groß wie das Dorf Hohenbrunn. Um etwa 1500 Einwohner könnte die Kommune wachsen. Die CSU will aber nicht alles auf einmal bauen, sondern gestaffelt bis 2030. Daher hat sie dem Projekt folgenden Namen verpasst: Hohenbrunn 2030.

Am Donnerstagabend soll der Gemeinderat über diesen Vorschlag abstimmen. Aber schon jetzt ist das Bürgerforum aufgebracht. In einer Pressemittelung fragt sich die Gruppierung, ob etwa nun der Bürger das retten soll, was die CSU in den vergangenen fünf Jahrzehnten nicht geschafft habe. Den Vorstoß der CSU empfindet das Bürgerforum als "befremdlich" - vor allem, weil sich der Gemeinderat doch einig gewesen sei, gemeinsam weiterzuarbeiten. Es könne also nur eine Interpretation geben, schreibt das Bürgerforum: "Der Wahlkampf 2020 ist eröffnet und vielleicht, soll ja auch langsam ein neuer CSU-Kandidat als Alternative zum amtierenden Bürgermeister aufgebaut werden." Denn als Helmut Keber und Anton Fritzmaier ihre Pläne präsentierten, fehlte ein prominentes CSU-Mitglied: Bürgermeister Stefan Straßmair.

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