Unterföhring:Der Sportpark schnurrt zusammen

Unterföhring: Die Planungen für den Sportpark liegen derzeit auf Eis. Die Unterföhringer Gemeinderäte müssen den Rotstift ansetzen. Simulation: KPlan AG/Mal Gebhard Konzepte

Die Planungen für den Sportpark liegen derzeit auf Eis. Die Unterföhringer Gemeinderäte müssen den Rotstift ansetzen. Simulation: KPlan AG/Mal Gebhard Konzepte

Die Planungen für den Unterföhringer Sportpark sind vollkommen aus dem Ruder gelaufen. An diesem Donnerstag beraten die Gemeinderäte, was überhaupt noch zu retten ist - der Schwimmverein hofft weiter auf ein Hallenbad.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Sie haben Stillschweigen vereinbart, nichts soll nach außen dringen, was im Planungsworkshop zum neuen Sportpark von Verwaltung, Fraktionen, Architekten, Ingenieuren, Fachplanern und Projektsteueren Ende Juni besprochen worden ist. Erst wenn der Gemeinderat an diesem Donnerstag, 12. Juli, um 19.30 Uhr zu seiner Sitzung zusammen kommt, wird die Debatte öffentlich geführt, wie es mit dem Großprojekt in Unterföhring weitergehen soll. Und viele am Ort fragen sich, wo eingespart wird. So befürchten zum Beispiel der Schwimmverein und die Wasserwacht, dass das geplante Hallenbad dem Streichkonzert zum Opfer fallen könnte. "Wir machen uns Sorgen um die Ausstattung des Bades", sagt Vereinsvorsitzende Elisabeth Rupprecht.

Im Mai hatten die Lokalpolitiker mehrheitlich einen Planungsstopp für den Sportpark beschlossen. Der Grund: die Kosten laufen aus dem Ruder; die geschätzten Ausgaben von gut 60 Millionen Euro würden sich mehr als verdoppeln, wenn alles so realisiert wird, wie es die Entwürfe vorsehen. 126 Millionen Euro für einen zugegeben hübsch anzusehenden Sportpark mit Hallenbad, Fußballstadion, Vereinshaus, Stockschützenhalle, Leichtathletikanlagen und vielem mehr? Nein, da hat es auch den reichen Unterföhringern die Sprache verschlagen.

Die gesamten Planungen für das Projekt südlich der Mittelfeldallee wurden nach einem Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion mit sofortiger Wirkung gestoppt - gegen die Stimmen von Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer von der Parteifreien Wählerschaft und seiner PWU-Fraktion. "Wir haben die meisten Beschlüsse zum Sportpark einstimmig gefasst", sagte der Rathauschef. Beim Architektenwettbewerb habe sich auch das Preisgericht für den jetzt im Feuer stehenden Entwurf ausgesprochen.

Im Gemeinderat allerdings war in der fraglichen Sitzung die Rede davon, dass das Projekt "komplett umgeplant" werden muss - aus Kostengründen und vor allem wegen der "großen Mängel" bei den Planungen von Stadion, Hallenbad und Sauna sowie beim Vereinshaus mit Gastronomie, wie etwa CSU-Fraktionssprecher Manfred Axenbeck sagte.

Hausaufgaben für die Architekten

Und jetzt? Bürgermeister Kemmelmeyer will zu den Ergebnissen des Workshops nichts vorab äußern: "Dinge, die da besprochen wurden, kommen in die Juli-Sitzung." Sind die Kosten gedeckelt worden? Kein Kommentar. Es habe eine "erfreulich aktive Beteiligung" gegeben, sagt er. Andere Teilnehmer dagegen berichten, es sei "drunter und drüber" gegangen, verweisen allerdings ebenfalls auf die Verschwiegenheitspflicht. In einem könne man sich jedoch sicher sein, heißt es: Die Planer hätten Hausaufgaben mitbekommen.

Übersetzt bedeutet das wohl: Mängel bei der Funktionalität bei der Schwimmhalle beseitigen; beim Stadion erheblich abspecken; überlegen, ob es wirklich eine Sauna im Hallenbad braucht, ob eine Stockschützenhalle sein muss. Und am Ende mindestens einen hohen zweistelligen Millionenbetrag einsparen. Sollte das nicht gelingen, ist nicht ganz ausgeschlossen, dass Unterföhring alles zurück auf Null setzt und einen ganz neuen Plan für den Sportpark braucht.

Unterdessen befürchten Wasserwacht und Schwimmverein Ungemach, was das Hallenbad betrifft. Dass auch dort Abstriche gemacht werden müssten, sei klar, sagt Rupprecht, aber: Bevor es eine komplett abgespeckte Schwimmhalle gebe, wolle man lieber ein "ordentliches Sportbad" - für den Schwimmunterricht der Schulen, Schwimmkurse und für das Training der Wasserwacht. Diese übt derzeit im Ismaninger Bad, wie Michael Welzel, stellvertretender Vorsitzender der Kreiswasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes, berichtet. Aber dort seien die Trainingszeiten eben beschränkt.

Wasserretter und Schwimmer wünschen sich dringend ein Sportbecken

Angesichts der Fülle von Aufgaben, die von den Rettungsschwimmern am Feringasee übernommen werden müssen, sei es absolut wünschenswert, dass im neuen Sportpark ein Hallenbad Platz finde, so Welzel. In der Unterföhringer Ortsgruppe leisten 45 Aktive im Erwachsenenalter ehrenamtliche Arbeit; hinzu kommen 35 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren. Der Schwimmverein zählt bereits 65 Mitglieder - "und das ohne Bad", wie Vorsitzende Elisabeth Rupprecht sagt.

Was sich Schwimmer und Wasserretter wünschen? Ein Sportbecken, 25 Meter lang und mit fünf bis sechs Bahnen; ein Sprungbecken, das mindestens 3,80 Meter tief ist und ein Lehrschwimmbecken. Eine Sauna brauche es nicht unbedingt, sagt Rupprecht - vielleicht auch kein Babybecken und keine Rutsche. Selbst wenn das Unterföhringer Hallenbad dann nicht für die Allgemeinheit offenstehe, was Personal und Umkleiden sparen könnte, hoffen Rupprecht und ihr Wasserwacht-Kollege Welzel auf die Unterstützung durch den Gemeinderat: Kein Bad, das sei keine Lösung. Sollte das Gremium Fragen haben, sie stünden für ein Gespräch zur Verfügung.

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