Ortsgeschichte:4000 Jahre Landwirtschaft in Taufkirchen

Heimatforscher Dietrich Grund hat ein neues Buch veröffentlicht.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Ortsgeschichte: Landwirtschaft im Wandel der Zeit: Früher war Handarbeit gefragt, heute sind schwere Maschinen im Einsatz.

Landwirtschaft im Wandel der Zeit: Früher war Handarbeit gefragt, heute sind schwere Maschinen im Einsatz.

(Foto: Jim Slosiarek/dpa)

Als vor fast 30 Jahren der Sport- und Freizeitpark in Taufkirchen angelegt wurde, da brachten die Archäologen bei Voruntersuchungen Erstaunliches zu Tage. Unter anderem entdeckten sie einen mehr als 4000 Jahre alten Friedhof aus der Jungsteinzeit mit Gräbern von vier Frauen und sechs Männern. Diese ältesten bis heute im Gemeindegebiet entdeckten Menschheitsspuren legen zwar nahe, dass jene Siedler auf die Jagd gingen - schließlich fand man in einem der Gräber eine Pfeilspitze sowie eine Armschutzplatte. Zugleich jedoch bauten sie wohl Getreide an, immerhin kannten die Menschen zu jener Zeit bereits Dinkel, Gerste, Dinkel, Emmer, Einkorn und den Urweizen.

Es sind dies die ersten sichtbaren Spuren von landwirtschaftlicher Nutzung in der Gemeinde. Und mit ihnen beginnt Dietrich Grund sein neues Buch "4000 Jahre Bauern in Taufkirchen". Darin spannt der Heimatforscher, der im Ortsteil Am Wald lebt, einen Bogen von der Jungsteinzeit bis ins Hier und Jetzt - von der Urwechselwirtschaft bis zur modernen Agrarlandschaft. Wobei sich der Autor nicht nur auf die Entwicklung der Landwirtschaft beschränke, sondern auch die "allgemeine Zeitgeschichte Bayerns" in den Blick nehme, schreibt Christine Heinz, Kreisheimatpflegerin im Landkreis, in ihrem Vorwort. "Was hier am Beispiel von Taufkirchen aufgearbeitet wurde, steht in vielen Dingen exemplarisch für die Dörfer in der Münchner Schotterebene."

Bücher über Hildeprand und die Kirche Sankt Johannes

Sein neues Buch hat Dietrich Grund im Selbstverlag herausgegeben - so wie seine bisherigen vier Werke. In ihnen hat sich der Heimatforscher mit dem Hachinger Bach, dem Adeligen Hildeprand, der Ortsgeschichte Taufkirchens sowie der Kirche und Gemeinde Sankt Johannes auseinandergesetzt. Wie er nun zum Thema Landwirtschaft gekommen sei? "Mir ist nichts anderes mehr eingefallen", sagt Dietrich Grund offen. "Ich glaube, das Feld der Themen in Taufkirchen ist inzwischen ziemlich abgemäht."

Ortsgeschichte: Dietrich Grund bei der Präsentation seiner Ortschronik.

Dietrich Grund bei der Präsentation seiner Ortschronik.

(Foto: Angelika Bardehle)

Das jüngste Buch des Autors kommt auf 140 Seiten ebenso fakten- und zahlenreich daher wie seine Vorgänger, was den Lesefluss mitunter etwas zäh macht. Dennoch finden sich darin etliche spannende Einblicke in das Leben der jeweiligen Zeit, das ja bei den meisten Taufkirchnerinnen und Taufkirchnern bis zum Zweiten Weltkrieg geprägt war von der Landwirtschaft.

Oder wie es der Historiker Hermann Rumschöttel in seinem Vorwort formuliert: "Orts- und Heimatgeschichte ist deshalb zu einem großen Teil die Geschichte des bäuerlichen Lebens, der Sorge um Acker, Feld, Wiese und Wald, des Zusammenlebens mit den Tieren. Ohne Verständnis für diesen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Sektor, ohne Kenntnisse von der Entwicklung bäuerlichen Lebens und agrarischer Techniken muss das Bild von der in unsere Tage hineinwirkenden Vergangenheit lückenhaft bleiben."

Ortsgeschichte: Das Keltenhaus am Köglweg steht für das Leben in der Frühzeit in Taufkirchen.

Das Keltenhaus am Köglweg steht für das Leben in der Frühzeit in Taufkirchen.

(Foto: Claus Schunk)

Hervorzuheben ist an dem Buch, dass Dietrich Grund bei seinem Ritt durch die Jahrtausende stets den Fokus auf Taufkirchen und dessen Bevölkerung behält - so auch, wenn er am Schluss seines Werks auf die moderne Landwirtschaft zu sprechen kommt. Beispielhaft schildert er dabei die Gegebenheiten am Hof von Johann Berghammer, einem von heute noch circa 15 Landwirten in der Gemeinde. Wobei der Heimatforscher in seinem Buch auch die zunehmende Kritik an der industrialisierten Landwirtschaft nicht ausspart. Ihm zufolge gibt es hier "auf beiden Seiten erheblich festgefahrene Meinungen". Entsprechend wünsche er sich, sagt Dietrich Grund, dass sein Buch vielleicht dazu beitragen kann, "diese Vorurteile abzubauen".

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