Online-Modehaus Mytheresa:Ein Schrank voller Luxus

Online-Modehaus Mytheresa: Mode von Luxuslabels finden ihren Weg von Heimstetten in die Welt. Darunter auch Schuhe.

Mode von Luxuslabels finden ihren Weg von Heimstetten in die Welt. Darunter auch Schuhe.

(Foto: mytheresa.com)

Von Alexander McQueen bis Zuhair Murad: In Heimstetten bei München steht auf 10 000 Quadratmetern "der teuerste und vielleicht auch größte Kleiderschrank Deutschlands".

Von Verena Fücker

Er ist so groß wie ein Fußballfeld und der Traum vieler Frauen. In Heimstetten steht auf 10 000 Quadratmetern "der teuerste und vielleicht auch größte Kleiderschrank Deutschlands". So beschreibt Carsten Roesenberger das Lager des Online-Modehauses Mytheresa, in dem er als Head of Operations, also als Bereichsleiter, das Logistikzentrum mit Wareneingang, Lager und Versand leitet. Dort findet man Mode von 180 Designern: von A wie Alexander McQueen über K wie Kenzo bis Z wie Zuhair Murad. Von Heimstetten aus verschickt das Unternehmen Kleidung, Schuhe und Accessoires in die ganze Welt.

Mytheresa.com ist aus der Boutique Theresa hervorgegangen, die 1987 in München eröffnet wurde. "Im Geschäft wird feminine, erwachsene, europäische Mode verkauft, die nicht nur den Münchnerinnen, sondern auch internationalen Touristinnen gefallen hat", sagt Jens Riewenherm, Geschäftsführer von Theresa und Mytheresa.com. Der Online-Shop wurde 2006 gegründet und hatte seinen Sitz zunächst an der Theatinerstraße. "Damals war es ein wagemutiges Abenteuer, Luxusmode über das Internet zu verkaufen. Man dachte immer, dass die Frau den persönlichen Kontakt braucht und die Stoffe anfassen will", erklärt er.

Doch bei Mytheresa.com hat man schnell gemerkt, dass Frauen gerne zu Hause in Ruhe ihre Kleidung auswählen und alles schnell nach Hause geschickt bekommen wollen. Aus dem Nebengeschäft ist mittlerweile einer der weltweit größten Online-Händler für Luxusmode geworden.

Fotografiert, vermessen, anprobiert

Doch bevor modebewusste Frauen in New York oder Abu Dhabi Mode aus dem Landkreis München bekommen, durchläuft die Ware im Heimstettener Lager eine ganze Reihe an Stationen. "Sobald ein Designer uns die Ware schickt, kontrollieren wir die Qualität. Nur perfekte Ware wird eingelagert. Wenn Nähte aufgehen, die Stoffe ein Loch haben oder wenn die Teile verschmutzt sind, schicken wir sie an die Designer zurück", sagt Carsten Roesenberger.

Spätestens 24 Stunden nach Wareneingang können die Teile im Internet gekauft werden. Bis dahin wurden sie fotografiert sowie vermessen oder anprobiert, um der Kundin vor dem Computer zu veranschaulichen, ob sie auch so sitzen, wie es die Kleidergröße verspricht. "Das soll auch dazu beitragen, dass die Kundin das Gefühl hat, in einer Boutique einzukaufen", sagt Roesenberger.

Das Unternehmen wächst: "jedes Jahr um 50 Prozent"

Insgesamt arbeiten 100 Personen im Lager von Mytheresa, 150 weitere in der Verwaltung in Aschheim. "Wir haben mit zehn, vielleicht 15 Mitarbeitern angefangen und wachsen immer noch weiter", erklärt Carsten Roesenberger, der seit 2007 im Unternehmen ist. Das Lager ist Mitte 2013 nach Heimstetten umgezogen. Dort steht der Firma vier Mal so viel Lagerplatz zur Verfügung wie im alten Lager in Aschheim. Die Lage im Münchner Norden ist für Mytheresa auch deswegen praktisch, weil die Versanddienstleister durch die Nähe zum Münchner Flughafen kürzere Wege haben.

Das Lager in Heimstetten ist so ausgelegt, dass Mytheresa dort die nächsten Jahre arbeiten kann. Trotzdem müssen die Regale dort ständig erweitert werden. Die jetzigen Regale für Hängeware reichen noch bis Mitte des Jahres, schätzt Carsten Roesenberger. Danach müssen neue aufgebaut werden. Der Platz ist auf jeden Fall da.

Wie das Lager, so wächst auch das Unternehmen immer weiter. "Jedes Jahr um 50 Prozent", sagt Riewenherm. Sowohl das Stammgeschäft in der Theatinerstraße, als auch der Online-Shop gehören mittlerweile zum amerikanischen Konzern Neiman Marcus Group, der auf Luxusshopping spezialisiert ist. Das wird die Internationalisierung des Onlineshops noch weiter vorantreiben. Im Heimstettner Lager wird dann noch mehr Platz gebraucht.

"Wir bevorzugen die chaotische Lagerhaltung"

Dabei versucht man bei Mytheresa schon Platz zu sparen. "Wir bevorzugen die chaotische Lagerhaltung, bei der dieselben Produkte nicht alle an einem Ort gelagert, sondern in verschiedenen Regalen verteilt werden", erklärt Carsten Roesenberger. So entstehen in den Regalen keine Lücken und wenn es mal welche gibt, werden sie mit neuer Ware aufgefüllt.

Online-Modehaus Mytheresa: Bei Mytheresa findet sich Mode von 180 Designern.

Bei Mytheresa findet sich Mode von 180 Designern.

(Foto: mytheresa.com)

Damit trotzdem nichts verloren geht und die so genannten Picker zeiteffizient die bestellten Produkte aus dem Lager holen können, hat Mytheresa eigens eine App entwickeln lassen. Den Pickern werden angezeigt, welche Ware aus einem bestimmten Regalblock gebraucht wird. So bringen sie von einem Gang bis zu 20 Teile mit. "Dann müssen unsere Mitarbeiter nicht kreuz und quer durch das Lager laufen, was Zeit spart."

Sonderkurier im Großraum München

Carsten Roesenberger geht zum Stapel mit den schwarzen Gummistiefeln. Die App hat ihm ausnahmsweise nur ein Produkt angezeigt. "Da hat heute Morgen jemand aus München ein Paar bestellt. Die gehen gleich mit einem Sonderkurier raus, sind dann spätestens drei Stunden nach der Bestellung bei der Kundin und haben daher besondere Priorität", so Roesenberger. Dieses Angebot gibt es aber nur im Großraum München.

Auch im Rest der Welt muss man nicht lange auf die bestellte Mode warten. Wer heute in Australien eine Tasche bestellt, bekommt sie spätestens in 72 Stunden geliefert. "Das ist unser Anspruch und das ist das, was unsere Kundinnen wünschen", erklärt Geschäftsführer Jens Riewenherm. Nur noch 30 Prozent aller Bestellungen kommen aus Deutschland. Das Hauptgeschäft spielt sich mittlerweile in Frankreich, Italien, Großbritannien und dem Mittleren Osten ab. "Erst im Februar haben wir unsere Internetseite auf Arabisch freigeschaltet. Insgesamt liefern wir in 120 Länder", sagt Riewenherm.

In die große, weite Welt

Bevor die Ware jedoch in weiße Geschenkkartons verpackt und verschickt wird, muss eine Bestellung am so genannten Comission Desk zusammengeführt werden. Dort sammeln die Mitarbeiter die Ware von den Pickern ein und ordnen sie den jeweiligen Bestellungen zu. Dort und auch beim Verpacken gibt es ein Kontrollsystem, das anzeigen soll, wenn eine Bestellung falsch gepackt wird.

Die schwarzen Gummistiefel sind mittlerweile dem Kurier übergeben worden. Auch die erste Fuhre von weltweiten Bestellungen geht gleich zum Flughafen ins Erdinger Moos. So kommt aus dem sonst eher beschaulichen Kirchheim Luxusmode in die große, weite Welt.

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