Am Sonntag ist es wieder so weit: Mehr als 50 Blaskapellen, Trachtenvereine und Reiterstaffeln werden beim Trachten- und Schützenzug durch München ziehen. Pünktlich um 9 Uhr treffen sich alle Teilnehmer an der Steinsdorfstraße, von 10 Uhr an geht es los. Von der Maximilianstraße über das Maxmonument verläuft der Zug traditionellerweise einmal durch die Innenstadt zur Theresienwiese. Unter den etwa 9500 Mitwirkenden sind auch Gruppen aus dem Landkreis München.
Aus Oberhaching kommen etwa Reiter von Pferdeland Bayern gemeinsam mit Mitgliedern des Bayerischen Bauernverbands angeritten, der Landesfischereiverband aus Oberschleißheim ist im Zug zur Fischer-Vroni vertreten. Eine Tanzgruppe der Technischen Universität in Garching ist ganz vorn im Zug dabei, die Teilnehmer stellen mittelalterliche Moriskentänzer dar, von denen handgeschnitzte Figuren im Münchner Stadtmuseum zu sehen sind. Mit dem Verein Birkenstoana aus Oberschleißheim in Miesbacher Tracht ist wiederum einer der ältesten Trachtenvereine vertreten.
Für Musik sorgen allein sechs Gruppen aus dem Landkreis: so der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Unterhaching sowie die Blaskapellen aus Unterschleißheim, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Kirchheim und Aschheim. Aus Neubiberg reist schließlich die Blaskapelle Harmonie an. Seit 2009 sind die Musikerinnen und Musiker immer dabei und heuer kann man sie auch auf der „Oiden Wiesn“ in ihrer Miesbacher Tracht in verschiedenen Blau- und Grüntönen, gestreiften Schürzen und dunkelgrünen Lederhosen erleben.
Einer von ihnen ist Felix Edelthalhammer. Der 30-Jährige, der in Neubiberg aufgewachsen ist, marschiert zum dritten Mal beim Trachten- und Schützenzug mit. 2020 kam er zur Blaskapelle, spielt dort mal Bariton, mal Posaune. Seit Mai ist er Vorsitzender des Musikvereins Harmonie.
Das Oktoberfest sei ohne Frage einer der Höhepunkte im Jahr, sagt Edelthalhammer. „Aber jede Jahreszeit hat ihr Highlight.“ Schließlich spielen die Neubiberger um die 50 Konzerte im Jahr. Ein Frühlingskonzert und diverse Volksfeste stehen ebenso auf dem Jahresprogramm wie Auftritte zu Gemeindefesten, Sankt-Martins-Umzüge, Christkindlmärkte, Geburtstags- oder Firmenfeiern. Aber wenn es nach dem Sommer Anfang September wieder losgeht, kommen immer mehr Kapellenmitglieder zu den Proben. „Letzte Woche haben fast nicht alle in den Probenraum gepasst“, erzählt deren Chef.
Begeisterung und Euphorie seien aktuell besonders hoch. Natürlich sei die Vorbereitung auf den Umzug in München mit viel Stress verbunden. „Aber die Vorfreude überwiegt und trägt einen da durch.“ Die Vorbereitung auf das Großereignis läuft im Grunde das ganze Jahr: Jeden Montagabend proben die Neubibergerinnen und Neubiberger zwei Stunden lang, Mitte August geht dann die heiße Phase los. Die Stücke, die sich Bierzeltbesitzer und Festwirte wünschen, müssen eingeübt werden. Aber die Neubiberger Kapelle hat selbstverständlich auch ihr eigenes Repertoire. In jüngster Zeit zählen dazu vermehrt altbairische Lieder. Damit zum Wiesnauftakt auch das Marschieren funktioniert, haben die Musikerinnen und Musiker vorher sogar auf der alten Landebahn im Landschaftspark zwischen Neubiberg und Unterhaching geprobt.
Zu den Vorbereitungen gehörte auch, bei der Stadt ein sogenanntes Fernsehstück einzureichen. Denn beim Zug durch die Maximiliansstraße kann es sein, dass die Neubiberger live im Fernsehen zu sehen sind. Damit die TV-Kommentatoren dann den richtigen Titel ansagen, haben die Neubiberger Musikanten sich für den Juventas-Marsch auf diesem Abschnitt entschieden.
Von den derzeit 50 aktiven Mitgliedern werden am Sonntag 35 mitmarschieren, von der Studentin bis zum Rentner. Voraussetzung ist lediglich, dass jeder fit genug ist, die etwa sieben Kilometer lange Strecke durch die Stadt zu laufen. Mitunter sind auch Auswärtige dabei, denn den Neubiberger Verein erreichen auch immer wieder Anfragen von Mitgliedern anderer Blaskapellen, die noch nie beim Trachten- und Schützenzug mitgemacht haben. „Wenn es von der Anmeldezahl und der Besetzung passt, ist das kein Problem. Wir freuen uns immer über Verstärkung“, sagt Felix Edelthalhammer. So spielt heuer etwa Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) in der Neubiberger Kapelle mit.
Der anstrengendste Job ist der des Fahnenträgers
Am anstrengendsten ist laut Edelthalhammer im Übrigen nicht das Musizieren beim Marsch, auch nicht die Aufgabe von Dirigent Markus Olbrich, sondern die Rolle des Fahnenträgers. Deswegen wechseln sich die Musikanten mit dieser Aufgabe auch ab. Tafelträgerin wiederum ist dieses Mal entgegen der Tradition kein Bub, sondern ein Mädchen.
Auf der Theresienwiese angekommen, marschiert die Blaskapelle am Sonntag direkt ins Zelt der Ochsenbraterei. Dort gibt es dann Bier und Hendl, jeder aus der Kapelle erhält eine Bier- und eine Essensmarke. „Das ist Musikantenkonvention, ein ungeschriebenes Gesetz bei Auftritten“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Danach kann jeder den Tag auf der Wiesn verbringen, wie er will.
Zu spät darf es aber nicht werden, denn am Montagnachmittag geht es für die Blaskapelle Harmonie auf der Oiden Wiesn weiter. Dort treten die Neubiberger in den kommenden zwei Wochen in jedem der vier Zelte einmal auf. „Es ist noch nie etwas schiefgelaufen, wir haben immer gut gespielt“, erzählt Felix Edelthalhammer. Auch im nächsten Jahr wären sie daher gerne wieder dabei. Bewerben werden sie sich in jedem Fall.