Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Jetzt muss die Schrift auf die Wiesnherzen

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Süßwarenhersteller wie Fesey und Zuckersucht fahren die Produktion hoch. Und brauchen dringend rare Rohstoffe und zusätzliches Personal.

Von Angela Boschert, Hohenbrunn

Die Hersteller von Süßwaren, Schokofiguren und Lebkuchenherzen freuen sich über das "Go" für die Wiesn. Es stellt sie allerdings vor große, wenn auch nicht unlösbare Probleme. Blieben sie vor zwei Jahren auf ihrer Ware sitzen, müssen sie jetzt zusehen, woher sie Rohstoffe und Vorprodukte in ausreichender Menge sowie Personal bekommen, um die Wiesn-Standl mit ihren typischen Produkten zu beliefern.

"Es ist ein Bitten und Betteln", schildert Helga Seybold, verantwortlich für die Produktion beim Schokoladenhersteller Fesey in Hohenbrunn, das Ringen um Ware bei ihren Lieferanten. Diese hätten zwei Jahre ganz wenig verkauft und ihren Lagerbestand heruntergefahren. Es sei ja noch völlig offen, wie viele und welche Stände es auf der Wiesn geben wird. Die vielen Bewerber müssen alle noch auf eine Zulassung durch die Landeshauptstadt warten. Erst wenn sie diese Nachricht erhalten haben, werden sie bestellen. Welche Mengen, ist offen.

Das Familienunternehmen Fesey ist Großlieferant für Süßwaren und zählt Betreiber von Süßigkeiten- sowie Mandel- und Crêpes-Ständen in den Zelten vieler Volksfeste und Jahrmärkte in nah und fern zu seinen Kunden. Die ersten rot-glänzenden und in Cellophan eingewickelten Schokoherzen produzierte Seybolds Großmutter für das Oktoberfest 1934. Sie sind seither als "Münchner Herzen" bekannt. Sie merke bereits, dass sich etwas tue, sagt die Tochter. Für laufende Volksfeste wie den Augsburger Plärrer oder die am Freitag eröffnete Auer Dult sei viel bestellt worden, selbst Gummibärchen, denn viele Aussteller hätten nicht wie sonst Ware von Weihnachten übrig.

Natürlich habe Fesey eine gewisse Menge an Magenbrot, Schaumküssen, Waffeln, Popcorn und anderen typischen Jahrmarktprodukten im Lager, versichert Seybold. "Die Produktion etwa unserer Schokoladenfiguren und Nougatbarren ist schon angelaufen, aber in geringerem Maße, die speziellen Oktoberfest-Herzen beschriften wir erst jetzt. Es wird bei uns rund gehen, Geschäftsführung und die 50 Mitarbeiter sind schnell im Wiesn-Ausnahmezustand." Eine Rolle können die Kosten spielen. Diese seien enorm gestiegen, "von der Rohware bis zum Sprit", doch man scheut sich noch, die Preise anzuheben. Die Kunden hätten in den vergangenen zwei Jahren auch Umsatzeinbußen gehabt.

Bernd Dostler, der Geschäftsführer der Großkonditorei Zuckersucht in Aschheim, bestätigt, dass die Frühlingsfeste den Kunden zwar viel Zuversicht geben, diese dennoch sehr vorsichtig bestellen würden. Er habe seinen Betrieb in den vergangenen beiden Jahren stark verkleinern müssen, daher werde er aufgrund der sehr späten Entscheidung "ein weniger umfangreiches Sortiment für das Oktoberfest im Angebot haben".

Auch müssten neue Mitarbeiter gefunden und eingearbeitet werden. Aktuell seien etwa zwölf Flüchtlinge aus der Ukraine dabei, das Herstellen und Verzieren von Oktoberfestherzen zu erlernen. "Diese Frauen sind sehr gute Arbeiterinnen und über diesen Weg bekommen wir genug neue Leute, die wir jetzt bei der Zusage des Oktoberfestes dringend brauchen." Normalerweise beginnt die Produktion dafür schon im Januar, betont Dostler. Gedanken machen auch ihm die Kosten für Rohstoffe wie Mehl und Zuckersirup. Die erhöhen sich laufend, daher sei es schwierig, jetzt schon genaue Preise festzulegen. Dennoch freut er sich - wie alle - auf eine hoffentlich glückliche und friedliche Wiesn.

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