An diesem Freitag will die Gesellschafterversammlung des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) in einem zweiten Anlauf das neue Tarifsystem beschließen, das zum Fahrplanwechsel 2019 in Kraft treten soll. Landrat Christoph Göbel (CSU) hielt sich zwar bis zuletzt mit Details der ausgehandelten Tarifreform zurück, aber was er bereits verraten hat, wird in jenen Landkreisgemeinden, die sich von dem ersten Reformentwurf aufs Abstellgleis geschoben sahen, mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. "Wenn es so kommt, dann bin ich zufrieden", sagt etwa Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV). Noch mehr Verbesserungen hatten sich dagegen die Kreispolitiker Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) und Markus Büchler (Grüne) erhofft.
Wenn die Tarifreform tatsächlich von den MVV-Gesellschaftern - dem Freistaat Bayern, der Stadt München und den acht Verbundlandkreisen - auf den Weg gebracht wird, dann führt das der Unterschleißheimer Bürgermeister Christoph Böck (SPD) maßgeblich auf den Protest der Kommunen im Norden des Landkreises zurück, die sich lautstark gegen eine erste, bereits ausgehandelte MVV-Tarifreform zur Wehr gesetzt hatten. Nach dieser wäre Unterschleißheim mit beiden Haltestellen und Garching mit der Haltestelle am Forschungszentrum in der Zone M+2 geführt worden - wodurch Pendler deutlich mehr gezahlt hätten als Fahrgäste in München. Die anhaltende Kritik aus dem Landkreis München war auch einer der Gründe, warum der Freistaat erstmals bereit war, den öffentlichen Personennahverkehr mitzufinanzieren und dafür 35 Millionen Euro bereit zu stellen.
Für die nun zur Abstimmung stehende Reform der Reform haben die Gesellschafter zum einen die Zahl der Tarifzonen auf sieben reduziert, womit sie einer Forderung vieler Kreispolitiker entsprachen. Zum anderen haben sie offenbar das Kunststück fertig gebracht, Zonengrenzen in Zonengebiete umzuwandeln, quasi aus Strichen Flächen zu machen. So soll eine Art Graubereich entstehen, der direkt außen an die M-Zone anschließt. Der Clou an der Sache: Laut Landrat Göbel liegt dann ein Großteil der Stationen im Landkreis München wie eine Perlenkette auf einer Zonengrenze, nervige Tarifsprünge entfielen und Fahrgäste sparten sich viel Geld. Und, so Göbel, die Zahl der Benachteiligten werde minimiert.
"Wenn wir im Graubereich auf der Perlenkette liegen, dann finden wir das gut", sagt Sauerlachs Bürgermeisterin Bogner, die seit jeher die Zonengrenze beklagt, die der MVV einst zwischen den beiden Haltestellen Lanzenhaar und Sauerlach gezogen hat. Gemäß der neuen Reform gehören künftig beide Bahnhöfe durch den sogenannten Graubereich sowohl zur Zone zwei wie auch zur Zone drei.
"Morgen stimmen alle mit Ja", gab sich die SPD-Kreisrätin Annette Ganssmüller-Maluche am Donnerstag überzeugt. Auch sie werde dem Vertragswerk zustimmen, wenn auch schweren Herzens. Zwar seien mit der jetzt zur Abstimmung stehenden Reform die Benachteiligungen mehrerer Landkreisgemeinden deutlich abgemildert worden, auch bringe sie Kommunen wie Unterschleißheim, Aying und Sauerlach wirkliche Vorteile; aber das Ziel, alle 29 Städte und Gemeinden des Landkreises München in den neuen Innenraum (Zone M) zu integrieren, sei nicht erreicht worden. Ganssmüller-Maluche bezeichnet es aber als "Quantensprung", dass der Freistaat Geld in den MVV steckt. Auf dem Weg zu einem Tarif, "der jeden zwingt, vom Auto zum MVV zu wechseln", sei man jetzt einen Schritt weiter.
Auch die Grünen werden laut Markus Büchler der abgeänderten Tarifreform zustimmen. "Aber frohlocken lässt es mich nicht", sagt der neue Landtagsabgeordnete aus Oberschleißheim. Das neue Fahrpreissystem sei zwar in vielen Bereichen wesentlich besser als das alte und insbesondere das Wegfallen von Preissprüngen für Jugend-, Senioren- und Isarcard ab neun Uhr habe den Widerstand gegen das alte Modell gelohnt. Büchler erinnert aber auch an die Aussagen seines CSU-Landtagskollegen Ernst Weidenbusch aus Haar, wonach der Landkreis München jetzt viel Geld in die Hand nehmen werde, um alle 29 Landkreiskommunen in den M-Bereich zu bringen. Damit seien und Hoffnungen geweckt worden, denen man jetzt nicht gerecht werden könne. "Alle in den M-Bereich zu bringen, ist einfach nicht mehrheitsfähig", so Büchler. Insgesamt habe man sich aber schon mehr gewünscht.
Wenn seine Stadt nicht mehr zur Zone M+2 gehört, sei dies immerhin eine erfreuliche Verbesserung vor allem für die Berufstätigen, findet Unterschleißheims Bürgermeister Christoph Böck (SPD). In welcher Systematik die Verbesserungen umgesetzt würden, sei Sache der Gesellschafter. Er jedenfalls warte mit Optimismus auf das Ergebnis der Gesellschafterversammlung. "Unterschleißheim ist am stärksten benachteiligt worden. Ich erwarte erhebliche Verbesserungen", so Böck.