Öffentlicher Nahverkehr:20-Minuten-Takt kommt frühestens 2020

Öffentlicher Nahverkehr: Auf dem West-Ast der S 7 fahren die Züge fast durchgehend alle 20 Minuten - anders als auf der Ost-Trasse.

Auf dem West-Ast der S 7 fahren die Züge fast durchgehend alle 20 Minuten - anders als auf der Ost-Trasse.

(Foto: Claus Schunk)

Weil Züge und Lokführer fehlen, kann die S-Bahn trotz Finanzierungszusage des Freistaats auf den Außenästen der S 3 und S 7 heuer keine Verbesserungen umsetzen. Die Grünen werfen der Regierung Wortbruch vor.

Von Martin Mühlfenzl

Auf den Außenästen der Münchner S-Bahn wird es frühestens von Ende kommenden Jahres an weitere Taktverdichtungen geben. Das geht aus einem Bericht der Verwaltung im Landratsamt hervor: Bereits im Februar hätten Vertreter der für die S-Bahn München zuständigen Bahn-Tochtergesellschaft DB Regio in einem Austauschgespräch mitgeteilt, dass "Ausweitungen des Fahrgastangebots mangels der hierfür erforderlichen Fahrzeuge und des Fahrpersonals nicht vor Ende 2020 möglich" seien.

Diese Ankündigung wird am kommenden Dienstag, 9. April, die Kreispolitik beschäftigen, wenn der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur über einen Antrag der SPD-Fraktion berät, der auf Äußerungen der damaligen bayerischen Verkehrsministerin Ilse Aigner (CSU) vom vergangenen Oktober Bezug nimmt. Aigner hatte damals angekündigt, der Freistaat werde jährlich "zusätzlich 15 Millionen Euro zur Herstellung eines durchgehenden 20-Minuten-Takts auf allen Außenästen der S-Bahn München bereitstellen". Wo es "auf der bestehenden Infrastruktur" möglich sei, solle dieser "so rasch wie möglich" realisiert werden, so die heutige Landtagspräsidentin.

Dass dies nun etwa auf dem Ost-Ast der S 7 von Neuperlach-Süd über Ottobrunn bis zum Endhaltepunkt Kreuzstraße frühestens Ende 2020 möglich sein soll, kritisiert Ingrid Lenz-Aktas, die Fraktionssprecherin der SPD im Kreistag. "Wenn jetzt lapidar behauptet wird, es gebe zu wenig Züge oder Personal, muss ich mich nur wundern", so Lenz-Aktas. "Das Problem ist doch, dass es der Freistaat Jahrzehnte lang verschlafen hat, in die Infrastruktur zu investieren."

Die SPD-Kreistagsfraktion fordert in ihrem Antrag unter anderem als eine erste Maßnahme, die Trasse zwischen Aying und Großhelfendorf zweigleisig auszubauen und für den 20-Minuten-Takt auf allen Ästen die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Der Landkreis dürfe "jetzt nicht locker lassen", fordert die SPD-Fraktionsvorsitzende. Er müsse vielmehr jeden Tag beim Freistaat vorstellig werden. "Wenn bis heute keine neuen Züge bestellt worden sind, müssen wir weiter darauf drängen, dass sie bestellt werden. Und dass die Zulassungen neuer Züge beschleunigt werden."

Landrat Christoph Göbel (CSU) hat sich nach der Ankündigung der Bahngesellschaft mit einem Schreiben an Bayerns neuen Verkehrsminister Hans Reichart (CSU) gewandt. Darin fordert er ebenfalls "eine schnellstmögliche Umsetzung des zugesagten Angebotsausbaus im gesamten Verbundraum". Auf den Linienästen der S 3 (Deisenhofen bis Holzkir- chen) sowie der S 7 (Höllriegelskreuth bis Wolfratshausen und Höhenkirchen-Siegertsbrunn bis Aying) bestehe "dringend der Bedarf für einen durchgehenden 20-Minuten-Takt", schreibt der Landrat.

Göbel benennt aber noch weiteren Verbesserungsbedarf: Etwa den Zehn-Minuten-Takt außerhalb der Hauptverkehrszeiten auf den Linien der S 4 und S 6 über Haar in Richtung Ebersberg, den Einsatz von Langzügen und die Schaffung der hierfür notwendigen Bahnsteiglängen. Zudem fordert auch Göbel "umfangreiche Investitionen in das Schienennetz - ähnlich wie in der Schweiz" und bezeichnet den zweigleisigen Ausbau der S 7 Ost als "unverzichtbare Maßnahme".

Hart geht Markus Büchler, Landtagsabgeordneter und Kreisrat der Grünen aus Oberschleißheim, mit der CSU und Ministerpräsident Markus Söder ins Gericht. Die Christsozialen hätten im Landtagswahlkampf versprochen, mit der nun beschlossenen MVV-Tarifreform werde von Dezember 2019 an alles besser, sagt er. "Die CSU hat versprochen, 50 Millionen locker zu machen, 15 Millionen, um die Taktlücken zu schließen, und 35 Millionen für die Tarifreform", sagt Büchler. "Jetzt wird klar, dass diese Aussagen vor allem bei der Taktverdichtung nicht zu halten sind. Die CSU und Söder haben falsche Behauptungen aufgestellt und ihr Versprechen gebrochen."

Aber auch die Münchner S-Bahn macht es sich nach Ansicht Büchlers zu einfach. "In den Hauptverkehrszeiten, wenn es kaum Taktlücken gibt, sind die Züge ja offensichtlich da. Und in den Nebenzeiten, stehen sie dann in den Depots?", fragt der Grünen-Politiker. "Wenn der S-Bahn Fahrer fehlen, dann muss sie sich darum kümmern, welche herzubekommen. Das ist in einem Unternehmen so."

SPD-Kreisrätin Lenz-Aktas warnt in diesem Zusammenhang einmal mehr vor Verschlechterungen auf den S-Bahn-Außenästen durch den Bau der zweiten Stammstrecke: Auf Strecken, die bereits im Zehn-Minuten-Takt befahren werden, könnte mit Inbetriebnahme der Röhre durch das steigende Verkehrsaufkommen nur noch ein 15-Minuten-Takt möglich sein.

Auch Landrat Göbel fordert von Reichart, es dürfe "keinesfalls zu Verschlechterungen im Angebot kommen". Daher müsse das neue Betriebskonzept der S-Bahn "ab Fertigstellung der zweiten Stammstrecke mit den Landkreisen zwingend abgestimmt werden". Auch, um den MVV-Regionalbusverkehr auf die S-Bahn abstimmen zu können.

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