Oberschleißheim:Wohnungen statt Gewerbe

Gewerbegebiet Oberschleißheim an der Mittenheimer Straße

Zwar gibt es noch Gewerbe an der Mittenheimer Straße, aber es wird weniger, sagt der Gewerbeverband. Er kritisiert eine Verhinderungshaltung.

(Foto: Florian Peljak)

Verband kritisiert Oberschleißheim wegen fehlender Ladenflächen

Von klaus bachhuber, Oberschleißheim

Die Debatten im Rathaus um die Ablehnung eines Getränkemarkts an der Sonnenstraße stoßen im Oberschleißheimer Gewerbeverband auf heftige Kritik. "Der Gemeinderat ist mittlerweile leider ein Gewerbe-Verhinderungs-Rat", klagt man im Verein, der mittlerweile 90 örtliche Gewerbetreibende vertritt. Entwicklungsmöglichkeiten für das Gewerbe würden selbst in den wenigen bestehenden Gewerbegebieten stets blockiert, parallel werde einer "Gewerbe-Gentrifizierung" im Alt-Ort tatenlos zugesehen, einer laufenden Verdrängung von Läden durch neue Wohneinheiten.

"Hat der Gemeinderat auch mal eine realistische Idee, wofür er ist?", fragen der Vorsitzende des Gewerbeverbands Walter Klar, Kassier Wolf-Dieter Waag und Marketingreferenten Hans Treffer in einem Schreiben. Zuletzt hatte die Gemeinde einen geplanten Getränkemarkt im Gewerbegebiet an der südlichen Sonnenstraße aus formalen Gründen abgelehnt und auch die mögliche Abschaffung der formalen Hürde kontrovers diskutiert. Zuvor waren auch die Hotelpläne eines Gewerbeverbandsmitglieds an der Mittenheimer Straße in mehreren Anläufen abgeblockt worden.

"Regelmäßig werden Anfragen von Gewerbetreibenden negativ beschieden, vertagt oder solange zerpflückt, bis sie sich von selbst auflösen", bilanziert Walter Klar, "mit den überholten Begründungen eines mittlerweile zwölf Jahre alten Gutachtens wird jede gewerbliche Entwicklung im Keime erstickt". Dieses Gutachten war seinerzeit vom Gemeinderat initiiert worden, um eben die Gewerbestandorte im Ortskern zu schützen.

Der im Rathaus stets vorgebrachte Hinweis, "dass wir vielleicht in fünf, zehn oder 15 Jahren ein neues kleines Gewerbegebiet haben werden, auf dem dann alles möglich sei, hilft den lokalen Betrieben, die im Hier und Heute existieren müssen, auch nicht weiter", erinnern die Mitglieder des Gewerbeverbands. Während sich das Rathaus baurechtlicher Argumente bediene, um diese Neuansiedlungen zu verhindern, gehe "das Gewerbe-Sterben an der Mittenheimer Straße ungehindert weiter". Laufend würden dort Ladengeschäfte und Gewerbe-Einheiten in Wohnraum umgewandelt, resümiert der Gewerbeverband, "dort wäre eine Veränderungssperre wünschenswert und sinnvoll". Mit diesem Baurechtsinstrument hatte das Rathaus zuletzt das geplante Hotel auf Eis gelegt.

An der Mittenheimer Straße verschwanden nach der Auflistung des Gewerbeverbands allein in letzter Zeit die Bäckerei "Panificio", die Raiffeisenbank und der Fotoladen "iso83". Ein ehemaliges Reisebüro stehe seit vielen Jahren leer, ein Blumenladen werde demnächst nach Ismaning umziehen, weil das Gebäude abgerissen wird und andere Ladenflächen im Umfeld nicht zu bekommen waren. "Hier findet seit mehreren Jahren eine Gentrifizierung der besonderen Art statt", klagt der Gewerbeverband, "eine Gewerbe-Gentrifizierung". Für den turnusmäßigen Dialog des Gewerbeverbands mit dem Rathaus im Januar sehen Klar, Waag und Treffer "genügend Gesprächsstoff".

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